Fussball

Ex-FIFA-Boss bezeichnet Katar-WM als "Irrtum"

Ex-FIFA-Boss Sepp Blatter äußert sich zur WM-Vergabe in Katar, hält diese rückblickend für falsch. 

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Ex-FIFA-Präsident äußert sich zur WM-Vergabe.
Ex-FIFA-Präsident äußert sich zur WM-Vergabe.
REUTERS

Sepp Blatter freut sich darüber, dass endlich wieder Fußball gespielt wird. Mit dem ersten Pfiff werde man nicht mehr nur über all die Probleme sprechen, sondern über den Sport, sagt er in einem Interview mit den Zeitungen der Tamedia. Angesprochen auf den Austragungsort bezeichnet der 86-Jährige die Vergabe als "Irrtum". Im Exekutivkomitee sei man sich eigentlich einig gewesen, dass die USA die Weltmeisterschaft im Jahr 2022 austragen sollte. Katar sei ein zu kleines Land, der Fußball und die WM zu groß dafür, so Blatter.

Als er gefragt wird, weshalb er die Vergabe nicht verhindert hatte, nimmt Blatter Bezug auf ein Gespräch zwischen ihm und dem ehemaligen Präsidenten der UEFA: "Michel Platini erzählte mir, er sei in den Élysée-Palast eingeladen worden, wo der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy gerade mit dem Kronprinzen von Katar zu Mittag gegessen hatte. Sarkozy habe zu Platini gesagt: "Schau, was du und deine Kollegen von der UEFA bei der WM-Vergabe für Katar machen können.""

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Bei der Abstimmung zur Vergabe hätten dann die vier Stimmen Platinis mit seinen Leuten dazu geführt, dass die WM nach Katar statt in die USA ging. Platini verteidigte diesen Vorwurf bereits im Jahr 2019: "Präsident Sarkozy hätte sich nie erlaubt, mich darum zu bitten, für Katar zu stimmen, denn er weiß, dass ich ein freier Mensch bin." Seine Wahl sei auf Katar gefallen, weil er aus Prinzip neue WM-Austragungsorte bevorzuge, schrieb die "Luzerner Zeitung" damals.

"Weiß nicht, ob ich WM in Katar noch hätte verhindern können"

Kritik übt Sepp Blatter auch am neuen Präsidenten der FIFA, Gianni Infantino. "Er kann doch nicht Chef sein der lokalen WM-Organisation. Das ist nicht seine Aufgabe. Dafür gibt es zwei Organisationskomitees – ein lokales und eines der FIFA", sagt er gegenüber dem "Tagesanzeiger". Als Beispiel nimmt er den Vorschlag, dass für die verstorbenen Arbeiter und die Hinterbliebenen ein Fonds eingerichtet werden sollte. Katar lehnt dies ab. "Was soll jetzt die FIFA dazu sagen, wenn ihr Präsident mit Katar im selben Boot sitzt?", sagt Blatter.

Sepp Blatter wisse nicht, ob er die WM in Katar noch hätte verhindern können, wenn er nicht suspendiert worden wäre. "Aber: Als nach der Vergabe die Diskussionen über die Zustände auf den Baustellen in Katar aufkamen, haben wir 2012 in der FIFA die Regeln ergänzt. Soziale Kriterien und Menschenrechte werden seither bei der Vergabe berücksichtigt", sagt er. Jetzt, kurz vor dem Anpfiff der WM, sei er froh, dass das Event bis auf wenige Ausnahmen von keinen Spielern boykottiert werde.

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