Die ehemalige Außenministerin Karin Kneissl hat Österreich den Rücken gekehrt und lebt nach "Spiegel"-Berichten nun in dem russischen Dorf Petruschowo, fünf Autostunden von Moskau entfernt. Auch politisch hat die 59-Jährige in Russland eine neue Heimat gefunden. Vor den Vereinten Nationen soll ausgerechnet die Putin-Freundin jetzt über den Ukraine-Krieg sprechen.
Am Donnerstag hat der UN-Sicherheitsrat zu einem offenen Informationsaustausch nach New York geladen. Thema ist die "Bedrohungen des internationalen Friedens und der Sicherheit". Ex-FPÖ-Ministerin und Kreml-Anhängerin Kneissl ist vom Sicherheitsrat als Rednerin eingeladen.
Wenn Kneissl bei dem Meeting um 16:00 Uhr europäischer Zeit ans Mikrofon tritt, droht eine Propagandashow vor den Augen der ganzen Welt. Die Mitbegründerin des Zentrums für geopolitische Beobachtung der Schlüsselfragen Russlands (GORKI) an der Universität St. Petersburg ist seit der Übersiedelung zunehmend das Sprachrohr des Kreml.
Kneissl spricht auf russische Einladung vor dem wichtigen UN-Gremium. Russland, das den Ratsvorsitz im Juli innehat, hat die Sitzung initiiert, um die Lieferung westlicher Waffen an die Ukraine zu diskutieren.
Den Putin-Einmarsch in die Ukraine bezeichnete die Wienerin als "minimalste Form der Eskalation". Beliebt machte sie sich in Wiens Politkreisen damit nicht. Man drohte ihr sogar, die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Der ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg sprach von ihr zeitweise nur als "diese Person, meine Vorgängerin".
Vom Russen-Diktator Wladimir Putin spricht Kneissl auch nach Beginn des brutalen russischen Angriffskrieges weiter in den höchsten Tönen: Sei "Riesenfan" von Putin, wie sie bei einem BBC-Interview im Dezember 2023 erklärte. Der russische Präsident sei der intelligenteste Gentleman, den sie je getroffen habe, erklärte sie vor Weihnachten. Nicht zu vergessen: Schon als Außenministerin pflegte die 59-Jährige beste Kontakte nach Russland, lud den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu ihrer Hochzeit in der Südsteiermark ein. Beide ließen sich sogar zu einem Tanz hinreißen.
Auch zum Tod von Kremlkritiker Nawalny hatte die österreichische Ex-Ministerin eine Erklärung. Der Putin-Gegner sei nach dem "Spaziergang" in Ohnmacht im Straflager gefallen und habe nicht wiederbelebt werden können. Grund für seinen plötzlichen Tod sei "ein Blutgerinnsel" gewesen, schrieb Kneissl auf Telegram. Auch der russische Staatssender RT hatte ein "abgelöstes Blutgerinnsel" (eine Thrombose) als Todesursache angeführt.
Aus dem Außenministerium heißt es auf "Heute"-Anfrage: "Es scheint, dass auch in Russland das Sommerloch angekommen ist. Anders ist es nicht zu erklären, dass ein Dauergast auf "Russia Today" als sogenannte 'Expertin' vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen spricht."