Österreich

Ex-Polizist: Coup gemeinsam mit Opfer geplant

Heute Redaktion
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Bild: ZOOM-Tirol

Am Landesgericht Innsbruck wird der sogenannte Goldmord verhandelt, bei dem ein 52-jähriger Ex-Polizist angeklagt ist. Ihm wird vorgeworfen, Mitte März des vergangenen Jahres eine 49-jährige Bankangestellte ermordet zu haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die Filialleiterin einer Bank zunächst mit Chloroform betäubt, mit Benzin übergossen und schließlich den Wagen, in dem sie saß, mit zwei Signalfackeln in Brand gesetzt zu haben. Als Motiv sieht die Anklagebehörde acht , von denen nach wie vor jede Spur fehlt.
Der Angeklagte, der zunächst als Zeuge befragt worden sei, wurde insgesamt elf Mal vernommen. Im Zuge dessen habe er sich immer wieder in Widersprüche verstrickt.



Version des Angeklagten: Bankraub vorgetäuscht

Der Angeklagte habe mit der Bankerin vereinbart, "einen Goldraub vorzutäuschen, um zu Geld zu kommen", erklärte Anwalt Hansjörg Mader. Er habe der Frau lediglich die "Utensilien" - zwei Signalfackeln, Chloroform sowie einen Stofffetzen - zur Verfügung gestellt. "Mein Mandant war zudem nie am Tatort (Waldstück, Anm.), sondern hat ihr die Sachen zuvor vor einem Cafe übergeben", argumentierte der Verteidiger. DNA-Spuren des Ex-Polizisten seien lediglich auf jenen Utensilien gefunden worden, die er dem späteren Opfer übergeben habe. "Es wurden keine Spuren meines Mandanten am Gewand der Verstorbenen gefunden", sagte der Anwalt.



Neben dem Auto der Frau am Tatort habe sich eine große Pfütze befunden, so Mader. Wäre der Angeklagte wirklich am Tatort gewesen, so wären dort dessen Fußspuren nachgewiesen worden: "Auch die Schuhe der Frau müssten schmutzig gewesen sein. Das waren sie aber nicht", sagte der Verteidiger.



Die Frau hätte am Vortag eine Versicherung für das Gold abgeschlossen, die "den Diebstahl deckt". "Wir wollten uns mit dem Geld nach Mallorca absetzen", meinte der gefasst wirkende Angeklagte zu Richterin.



Version des Staatsanwalts: Angeklagter fingierte Goldkauf

Der Beschuldigte, der zu dem Opfer einen intimen Kontakt unterhalten habe, sei mit einer bekannten Unternehmerfamilie aus dem Zillertal befreundet gewesen. Das hätte das Opfer gewusst. Er habe der Frau vorgetäuscht, für die Familie Gold anschaffen zu wollen. Aufgrund von Auswertungen des Computers und der Telefone des Angeklagten könne man zudem beweisen, dass das Opfer eine ordnungsgemäße Verbuchung vorgenommen habe. "Sie wollte nichts vortäuschen", meinte Staatsanwalt Markus Grüner.



Die Frau habe sich dazu hinreißen lassen, mit dem Gold in den Wald zu fahren. Der Angeklagte habe wohl darauf gedrängt, das Geschäft diskret abzuwickeln. Das spätere Opfer habe auch einer Kollegin gesagt, dass ein reiches Ehepaar aus dem Zillertal hinter dem Goldkauf stehe. Das Chloroform habe der Ex-Polizist sich von einem Freund besorgt, der in einer biochemischen Unternehmen gearbeitet habe. Am Tag vor der Tat habe sich der 52-Jährige zudem auf Google Maps Bilder des Geländes rund um den Tatort angesehen.



Grüner erklärte, dass der Angeklagte die gesamte Kleidung der Frau, den Fußraum des Autos sowie den Sitz mit Benzin übergossen habe. DNA-Spuren des Beschuldigten seien unter anderem auf einer Stoffwindel sowie auf einem Kanister und einem Papierknäuel gefunden worden. Sämtliche Spuren stammen dabei nur vom Angeklagten, argumentierte der Staatsanwalt. Auch auf einem Feuerzeug habe der Beschuldigte seine Abdrücke hinterlassen.
Widersprüche

Der Angeklagte gab zunächst an, dass die 49-Jährige wohl Selbstmord begangen habe. Nachdem die ersten Widersprüche aufgekommen seien, wurden die Angaben des Ex-Polizisten laut Anklage nebulos: "Er habe etwas Furchtbares mitansehen müssen", gab er demnach an und räumte zuletzt ein, dass das Opfer gemeinsam mit ihm einen Raub vortäuschen habe wollen. Dafür habe er verschiedene Tatmittel zur Verfügung gestellt, unter anderem zwei Signalfackeln, Chloroform und einen Stofffetzen. Als sich Mitte Mai schließlich der Tatverdacht erhärtet habe, wollte der 52-Jährige keine Angaben mehr machen.

Der Tatverdächtige ist bisher nicht geständig. Schuldig bekennen werde sich sein Mandant lediglich der schweren Körperverletzung an zwei Polizeibeamten sowie des Widerstands gegen die Staatsgewalt, sagte sein Anwalt. Ein Urteil wird für den 3. Mai erwartet.



Sachverständiger am Wort

Dienstagnachmittag war am Ende des Prozesstages noch ein pyrotechnischer Sachverständiger am Wort. Er erklärte, dass das Auto der 49-jährigen Bankangestellten vollkommen ausgebrannt wäre, wenn nicht die Türen und Fenster verschlossen gewesen wären. Denkbar sei, dass die Fackel in das Auto geworfen oder erst im geschlossenen Auto entzunden worden sei.