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Ex-Starbanker droht nun der gesellschaftliche Tod

Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz muss jahrelang ins Gefängnis, sollte eine höhere Instanz nicht umentscheiden. Sein Ruf ist aber ohnehin erledigt.

20 Minuten
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Der Ex-Starbanker Pierin Vincenz ist verurteilt worden.
Der Ex-Starbanker Pierin Vincenz ist verurteilt worden.
REUTERS

Pierin Vincenz muss für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Der Ex-Raiffeisen-Chef hat laut dem Bezirksgericht Zürich seinen früheren Arbeitgeber betrogen und weitere Delikte begangen. Eine letzte Chance bleibt dem Ex-Starbanker noch. Vincenz kündigte an, das Urteil weiterziehen zu wollen. Doch falls sich auch die höheren Instanzen gegen ihn wenden, muss er Bussen in Millionenhöhe zurückzahlen. Es droht der finanzielle Ruin.

Vincenz vor dem Scherbenhaufen

Ohnehin steht der einst beliebteste Banker im Land wegen seiner dubiosen Geschäfte und Exzesse in Strip-Klubs (siehe Box unten) vor einem Scherbenhaufen. Bisher war er nur in Untersuchungshaft, muss er ins Gefängnis, werde das sehr emotional für ihn als dann bald 70-jähriger Ex-Manager, sagt Wirtschaftsprofessor Peter V. Kunz zu "20 Minuten". 

Doch egal, ob Vincenz ins Gefängnis muss oder nicht, seine Reputation ist bereits erledigt, ist Kunz überzeugt. Einen Job in einer Bank wirds für ihn nicht mehr geben. "Vincenz wird toxisch sein in der Bankenszene", so Kunz. Vincenz gab bereits bekannt, künftig auf Top-Positionen in Finanzinstituten verzichten zu wollen, worauf die Finanzmarktaufsicht ihr Verfahren gegen den Banker beendet hat.

Mit Tänzerin Hotelzimmer verwüstet
Pierin Vincenz soll es vor allem der King’s Club in Zürich angetan haben. Rund 50 Mal verkehrte er zwischen April 2009 und Juni 2015 im damaligen Stripclub und bezahlte die Rechnungen in der Gesamthöhe von 90.000 Franken, umgerechnet 88.000 Euro, mit der Firmenkreditkarte. Zahlen sollte die Genossenschaftsbank auch 3.800 Franken, umgerechnet 3.700 Euro, für ein beschädigtes Hotelzimmer im Park Hyatt in Zürich nach einem Streit mit einer Tänzerin. Ein Nachtessen mit einer Tinder-Bekanntschaft für 700 Franken, rund 687 Euro, im Hotel Storchen ging ebenfalls auf Geschäftskosten.

"Allerdings würde ihn wohl ohnehin keine renommierte Firma in der Schweiz mehr beschäftigen", so Kunz. Die Meinung der Schweizerinnen und Schweizer sei klar. Die meisten hätten sich an den Exzessen von Vincenz gestört und seien jetzt zufrieden über das Urteil, so Kunz.

Der nimmersatte Banker ohne Bodenhaftung

Auch der Reputationsexperte Bernhard Bauhofer von der Beratungsagentur Sparring Partners sagt zu "20 Minuten", dass Vincenz nun für viele eine unerwünschte Person sei. Trotz seines Lohns in Millionenhöhe habe er immer mehr gewollt.

"Vincenz wirkt wie der nimmersatte Schweizer Banker, der die Bodenhaftung verloren hat. Niemand akzeptiert dieses Verhalten", sagt Bauhofer. Für den ehemaligen Star-Banker könne das den gesellschaftlichen Tod bedeuten. "Er hat wohl nicht mehr viele Freunde", sagt der Reputationsexperte.

Wohl nur in Bankerkreisen geächtet

Der Psychotherapeut Felix Kobelt sieht es nicht so drastisch. In Bankerkreisen sei er zwar nun wohl eine geächtete Person, weil jeder um seinen Ruf fürchte. In der Bevölkerung werde sich sein Ruf nach seiner Gefängnisstrafe aber wieder bessern: "Schließlich hat er kein Gewaltverbrechen begangen", so Kobelt zu "20 Minuten".

Der Experte vermutet, dass es bei Vergehen wie dem von Vincenz neben schneller moralischer Verurteilung auch viel Neid und Bewunderung gibt. "Er bedient sich ungeniert am Firmengeld, das würden einige auch gerne tun", so Kobelt.

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