Wetter

Experte fassungslos – "völlig neue Art von Gewittern"

Unwetter wüten in Österreich, auch in bereits schwer getroffenen Gebieten. Experten warnen: Es handle sich um eine völlig neue Art Wetterphänomen.

Rene Findenig
Unwetter haben sich verändert, sagt der Experte – statt eines kurzen Unwetters gibt es eine lange wütende Gewitterfront.
Unwetter haben sich verändert, sagt der Experte – statt eines kurzen Unwetters gibt es eine lange wütende Gewitterfront.
MANFRED FESL / APA / picturedesk.com

In der Nacht auf Dienstag wüteten Unwetter in großen Teilen Österreichs, auch am Dienstag ist die Wettergefahr weiter sehr hoch. Im Kärntner Mölltal und im Tiroler Stubaital wurden Autos von Muren einfach mitgerissen und zerstört – das Stubaital wurde bereits vor wenigen Tagen schon einmal heftig von einem Gewitter getroffen. Seit damals wird auch der Pfarrer der Region vermisst – sein Auto wurde ebenfalls mitgerissen, nur die Vorderreifen wurden von den Einsatzkräften gefunden.

"Die Gewitter, die wir momentan zu beobachten haben, das sind Gewitter, die riesengroß werden, sich extrem schnell entwickeln und die sich dann stundenlang über einem einzigen Punkt ausschütten"

Fassungslos sind Experten, die sich mit dem Wetter auskennen. "Riesige Wassermassen, wie man sie selten sieht. Und das hat natürlich die gesamte Arbeit, die wir die letzten zwei, drei Tage gemacht haben, wieder alles zerstört, sagt Feuerwehrkommandant Markus Stern nach den erneuten Unwettern im Stubaital gegenüber dem Ö1-"Morgenjournal". Für Feuerwehr und Rettung würden Einsätze immer schwieriger, weil es einerseits immer mehr Schaulustige gebe, andererseits die Menschen die Gefahren unterschätzen würden.

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    Ein Teil des zweiten Fahrzeuges wurde im Bachbett der Ruetz gefunden und geborgen. Der Lenker, ein 60-jähriger Österreicher, der allein unterwegs war, gilt derzeit als vermisst.
    Ein Teil des zweiten Fahrzeuges wurde im Bachbett der Ruetz gefunden und geborgen. Der Lenker, ein 60-jähriger Österreicher, der allein unterwegs war, gilt derzeit als vermisst.
    ZEITUNGSFOTO.AT / APA / picturedesk.com

    ORF-Meteorologe Erhard Berger spricht gar von einer "neuen Art von Gewittern": "Wir haben Erfahrung mit Gewittern, die vielleicht so 20 Minuten, eine halbe Stunde dauern, recht intensiv es regnen lassen und dann wieder vorbeiziehen. Die Gewitter, die wir momentan zu beobachten haben, das sind Gewitter, die riesengroß werden, sich extrem schnell entwickeln und die sich dann stundenlang über einem einzigen Punkt ausschütten. Und genau das führt dann zu extremen Intensitäten der Niederschläge", sagt er zu Ö1.

    "Inzwischen ist es so, dass man auch in Bereichen, in denen man die letzten Jahre keine Mure, keine Überflutung gewohnt ist, damit rechnen muss"

    Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement, warnt im "Morgenjournal" davor, dass solche Ereignisse künftig noch viel häufiger vorkommen werden: "Inzwischen ist es so, dass man auch in Bereichen, in denen man die letzten Jahre keine Mure, keine Überflutung gewohnt ist, damit rechnen muss. Und dass wir uns einfach auch auf diese neue Gegebenheit einstellen müssen". Einsatzkräfte in Fulpmes wiederum berichten, wie schrecklich es sei, dass überraschte Menschen plötzlich um Hilfe und um ihr Leben schreien würden.

    Ebenfalls schrecklich für die Retter: Wo mit Drohnen die Lage erkundet werde, weil ein Betreten einfach zu gefährlich sei, würden Schaulustige entdeckt, eine Familie mit Kindern im Fall von Fulpmes. Die Einsatzkräfte sind fassungslos – man müsse sich um die eigenen Kollegen kümmern und Menschenleben retten und dann würden sich auch noch Schaulustige einfach in Lebensgefahr begeben. Auch für den Meteorologen Berger unverständlich: "Wenn ein Gewitter auftaucht, dann werde ich schauen, zu flüchten. Ich werde nicht mehr zuschauen, wie die Blitze zucken, sondern ich werde schauen, dass ich das Weite suche. Und ich werde mich von allem, was Wasser ist, fernhalten versuchen. Gewitter haben in Zeiten wie diesen Klimaänderungen etwas Todbringendes."