Formel 1

Insider verrät, wer in F1 wirklich die Nase vorne hat

Startschuss für die Formel-1-Saison! Experte Harold Miltner nimmt die Teams unter die Lupe, gibt für "Heute" seine Saisonprognose ab.

Sebastian Klein
Welche Stars werden die kommende Saison prägen? Experte Harold Miltner klärt auf.
Welche Stars werden die kommende Saison prägen? Experte Harold Miltner klärt auf.
IMAGO/PanoramiC

Ferrari und Mercedes blasen zum Angriff, Red Bull Racing und Doppelweltmeister Max Verstappen sind heiß auf den Hattrick! Am Wochenende dröhnen in Bahrain wieder die Motoren. Die Saison 2023 steht in den Startlöchern. Am Sonntag steigt der erste Grand Prix.

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    Vollgas! <em>"Heute"</em> zeigt alle Teams und alle Piloten der Formel-1-Saison 2023 in der Übersicht.
    Vollgas! "Heute" zeigt alle Teams und alle Piloten der Formel-1-Saison 2023 in der Übersicht.
    IMAGO/Action Plus

    Experte Harold "Harry" Miltner zerlegt für "Heute" die PS-Königsklasse und ihre Stars in ihre Einzelteile, analysiert die WM-Chancen von Verstappen, Lewis Hamilton und Co. Miltner ist Gründer und Herausgeber des erfolgreichen Fachportals "Formelaustria.at". Der Austro-Schotte ist seit zwei Jahrzehnten mit seiner Firma HM Sports im Spitzensport tätig, "Heute" arbeitet seit 2022 eng mit der Redaktion des österreichischen F1-Portals zusammen, präsentiert nach jedem Rennen die Piloten-Noten.

    Wie schnell sind die Teams heuer wirklich? Jetzt spricht der Top-Experte Klartext.

    1. Red Bull Racing

    Der Weg führt auch heuer nur am österreichischen Rennstall vorbei. Red Bull gab bei den Tests in Bahrain das Tempo vor, Max Verstappen war in den letzten zwei Jahren das Maß aller Dinge, geht auch heuer als Favorit in die Saison. Miltner: "Im Gegensatz zu letzter Saison gibt es heuer keine gravierende Regeländerung. Die Kräfteverhältnisse werden sich also nicht so stark ändern. Red Bull ist das Team, das es zu schlagen gilt." 

    Aber: Das Stall-Duell zwischen Verstappen und Sergio "Checo" Perez wird spannend zu beobachten sein. Die beiden lieferten sich schon zum Saisonende spannende Fights – auf der Strecke und mit harten Worten über den Boxenfunk. Der Experte weiß: "Perez braucht ein anderes Auto als Verstappen. Das ist eine Frage des Fahrstils. Verstappen mag Übersteuern, Perez hat damit Probleme. Red Bull hat das Auto auf Verstappen eingestellt. Jetzt hört man: Perez ist mit dem neuen Modell zufrieden." Mit einem Vergleich unterstreicht der Fachmann, warum das nicht als Schwäche von Perez zu werten sei: "Michael Schumacher brauchte wie Verstappen Übersteuern. Alain Prost konnte damit gar nicht umgehen."

    Heißt: Verstappen muss auch im eigenen Team die Ellbogen ausfahren, um den Mexikaner in Schach zu halten.

    2. Ferrari

    Die Tests haben gezeigt: Wie im Vorjahr kann die "Rote Göttin" wohl auf eine Runde mit Red Bull mithalten, hat im Longrun aber Probleme mit den Reifen. Miltner: "Die Standfestigkeit sollte besser sein. Und die Verpflichtung von Teamchef Frederic Vasseur macht sie stärker. In Sachen Strategie gab es im Vorjahr viel Luft nach oben…"

    Im Vorjahr wurde der italienische Traditionsrennstall für das lange offene Rennen zwischen den eigenen Piloten kritisiert. Charles Leclerc oder doch Carlos Sainz? Es gibt keine klare Nummer eins. Für Miltner aber kein Nachteil: "Es ist eine Philosophiefrage. Für mich sagt es aus, dass Ferrari anders als vielen Fans der Konstrukteurstitel wichtiger als die Fahrer-WM ist. Dafür gibt es mehr Geld."

    3. Mercedes

    Das "Hüpfen", Mercedes' größtes Problem in der ersten Saisonphase 2022, haben sie schon im Laufe der letzten Saison in den Griff bekommen. Mit der Pace scheinen die (schwarzen) Silberpfeile bei den Tests dennoch unzufrieden gewesen sein. Für den Experten ist mit Mercedes zu rechnen: "Wie schnell das Auto ist, haben sie in schon Brasilien eindrucksvoll gezeigt."

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      Grand Prix von Brasilien: <em>"Heute"</em> präsentiert die Piloten-Noten der Experten von "Formelaustria.at".
      Grand Prix von Brasilien: "Heute" präsentiert die Piloten-Noten der Experten von "Formelaustria.at".
      IMAGO/Nordphoto

      Doch wer der beiden Piloten wird den Angriff auf die Bullen anführen? Miltner gibt spannende Einblicke, warum George Russell im Vorjahr Rekord-Champion Lewis Hamilton ausbremste und man den Altmeister als "besten Fahrer des Feldes" nicht abschreiben sollte.

      Der Experte verrät: "Sie wollten Russell nicht gleich im ersten Jahr nach dem Wechsel von Williams verschrecken. Hamilton hat gesehen, mit diesem Auto werden sie nie Weltmeister. Als das Bouncing am Saisonstart aufkam, testeten sie bei Hamilton die viel radikaleren Setups. Er war bereit, das Versuchskaninchen zu spielen. Während Russell auf den konservativeren Einstellungen konstant hinter den Topfahrern auf den Plätzen drei bis fünf zu finden war, war bei Hamilton auch in den Aufnahmen klar zu erkennen, dass der Wagen noch intensiver hüpfte."

      Miltner weiter: "Hamilton ist der akribischste Arbeiter, trainiert wie verrückt." Auf gut Österreichisch könnte man den Briten als den Marcel Hirscher der Formel 1 bezeichnen. "Oder auch Niki Lauda. Der war in vielen Sachen Vorreiter und auch ein großer Fan und Förderer von Hamilton. Wie Hamilton (Veganer, Anm.) beschäftige er sich auch intensiv mit der Ernährung."

      Die Verfolger und Außenseiter

      Dahinter hat Miltner mit Alpine und "Dark Horse" Aston Martin zwei Außenseitertipps für Topplatzierungen auf dem Zettel. "Alpine war schon letztes Jahr extrem schnell. Auf Kosten der Standfestigkeit. Bei den Tests absolvierten sie praktisch ausschließlich Longruns. Ein Zeichen, dass das Problem in Angriff genommen wurde." 

      Aston Martin beeindruckte den 58-Jährigen bei den Tests, aber: "Man muss vorsichtig sein. Boss Lawrence Stroll könnte mit dem Gewicht gepokert haben, um für Stakeholder und Sponsoren attraktiver zu wirken. Klar ist: Sebastian Vettels Nachfolger Fernando Alonso ist top. Mit ihm an Bord kann man sich sicher sein, dass alle Mitarbeiter 24 Stunden am Tag für ihn am Auto arbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass sie es zumindest ein Mal aufs Stockerl schaffen."

      Am Ende des Classements werden wohl Haas und Williams zu finden sein. Miltner betont: "Selbst Williams hat ein schnelles Auto. Worüber wir hier sprechen, ist weit weg von schlecht. Die sind innerhalb von ein, zwei Sekunden zur Spitze. Wenn man immer von der guten alten Zeit redet – ich glaube, die Formel 1 ist so eng zusammen wie noch nie."

      Alle Piloten seht ihr weiter oben in der Diashow zum Durchklicken. Hier findet ihr den Rennkalender und alle wichtigen Infos zum Saisonstart: