Ukraine

Experte nennt nun Putins "Minimalziel" im Krieg

Russland feiert die angebliche Einnahme von Mariupol in der Ukraine. Ein symbolischer Sieg, so der Experte Franz Eder. Auf Dauer könnte er verlieren.

Rene Findenig
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Er habe nicht viele Erfolge im Krieg vorzuweisen, sagt der Experte: Wladimir Putin brauche nun symbolische Siege.
Er habe nicht viele Erfolge im Krieg vorzuweisen, sagt der Experte: Wladimir Putin brauche nun symbolische Siege.
REUTERS

Medienwirksam ließ sich der russische Präsident Wladimir Putin am Donnerstag im TV übertragen darüber informieren, dass die ukrainische Stadt Mariupol gefallen sei. Dass dies so groß zelebriert werde, habe einen guten Grund, sagte der Politikwissenschaftler Franz Eder von der Universität Innsbruck am Donnerstagabend in der ORF-"ZiB 2". Die Einnahme der Stadt sei ein symbolischer Erfolg – und Putin sei in seinem Ukraine-Krieg nicht gerade verwöhnt von militärischen Erfolgen.

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Klar sei: Mit seinem Ziel, die gesamte Ukraine zu erobern und sie zu unterwerfen, sei Putin gescheitert. Nun gehe es um sein neues "Minimalziel", zumindest den Donbass zu erobern, so Eder. Doch auch das werde alles andere als leicht: "Dazu braucht man auch die Truppen, die in Mariupol gebunden sind", so der Politikwissenschaftler, deswegen werde man auch in Mariupol den Kampf für beendet erklären, um die Truppen abziehen zu können. "Der vermeintliche Fall war sehr wichtig", so Eder.

9. Mai als Entscheidungstag unwahrscheinlich

Stark bezweifelte der Experte aber, dass der von Putin angepeilte Termin am 9. Mai den Sieg für die Russen bringen könnte. Wegen den guten Verteidigungsanlagen der Ukrainer und nun stark anlaufenden Waffen-Lieferungen laufe Putin militärisch und wirtschaftlich die Zeit weg. Je länger der Krieg dauere, desto unwahrscheinlicher werde es, dass Putin mit einem auch nur minimalen Erfolg davonkomme, so Eder.

Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland hielte Eder dann für wahrscheinlich, wenn beide Seiten glauben würden, dass sie den Krieg nicht mehr zu ihren Gunsten wenden könnten. Eine schnelle Verhandlungslösung sah der Experte dabei aber nicht kommen. Es sei eine "paradoxe Situation", so Eder. Putin könne erst verhandeln, wenn er "etwas vorweisen", also einen Sieg feiern könne – die Ukraine wiederum erfahre massive Unterstützung, die die Verteidigung stärke und Gegenoffensiven ermöglichen würden.