Rätsel um Todesursache

Experte: "Nichts, was Nawalny zustößt, ist Zufall"

Nawalnys Tod wirft Fragen auf. Der Russlandexperte Janis Kluge geht davon aus, dass der Kreml über jede Bewegung Nawalnys informiert gewesen war.

20 Minuten
Experte: "Nichts, was Nawalny zustößt, ist Zufall"
Alexei Nawalny soll an einem Blutgerinnsel gestorben sein. (Archivbild)
Dmitry Serebryakov / AP / picturedesk.com

Alexei Nawalny ist tot. Laut der Gefängnisverwaltung ist der 47-Jährige nach einem Spaziergang zusammengebrochen. Laut russischen Medienberichten soll Nawalny an einem Blutgerinnsel gestorben sein. Die natürliche Todesursache wird von verschiedenen Seiten auf Social Media angezweifelt. Auch der deutsche Russlandexperte Janis Kluge sagt gegenüber 20 Minuten, dass der Tod Nawalnys viele Fragen aufwerfe.

"Bei der gestrigen Gerichtsanhörung wirkte er insgesamt wohlauf." Wie Kluge betont, sei nichts, was mit Nawalny in den letzten Jahren geschehen sei, Zufall gewesen. "Seine politische Bedeutung war dafür zu groß."

"Vielleicht will der Kreml alle Unzufriedenen noch einmal einschüchtern"

Deshalb geht der Experte auch davon aus, dass jede Bewegung Nawalnys im Gefängnis minutiös verfolgt wurde. "Ein Gefängnis würde es niemals selbst riskieren, dass Nawalny etwas zustößt, ohne dass dies von der politischen Führung abgesegnet ist", so Kluge. Er erinnert daran: "Putin hat bereits 2020 den Auftrag erteilt, Nawalny umbringen zu lassen."

Zudem findet der Experte den Zeitpunkt des Todes des Kremlkritikers auffällig. Denn: Noch dieses Jahr findet in Russland die Präsidentschaftswahl statt. "Möglicherweise will der Kreml alle Unzufriedenen in Russland auf diese Weise noch einmal einschüchtern."

Auch Ulrich Schmid, Russland-Experte von der Universität St. Gallen, stellen sich einige Fragen zu Nawalnys Tod. Er betont jedoch, dass der Kremlkritiker nicht in einer guten körperlichen Verfassung gewesen sein könne. Der Aufenthalt im Straflager bei sibirischen Temperaturen habe seine Gesundheitspreis gefordert. "Zudem dürfen wir die Folgen der Vergiftung nicht vergessen, die er nur mit großem Glück überlebte", so Schmid.

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    Alexej Nawalny ist laut russischen Behörden am 16. Februar 2024 in Gefangenschaft gestorben.
    Alexej Nawalny ist laut russischen Behörden am 16. Februar 2024 in Gefangenschaft gestorben.
    Alexander Zemlianichenko / AP / picturedesk.com

    Reaktionen auf Nawalnys Tod

    Nachdem die Nachricht über Nawalny bekannt wurde, meldete sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu Wort: "Ich bin zutiefst bestürzt und traurig." Putin fürchte nichts mehr als Widerstand seines eigenen Volkes, schreibt sie auf X. "Lassen Sie uns gemeinsam kämpfen, um die Freiheit und Sicherheit derjenigen zu schützen, die es wagen, sich gegen die Autokratie zu wehren."

    Die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel macht den Kreml für Nawalnys Tod verantwortlich. Nawalny sei "Opfer der repressiven Staatsgewalt Russlands" geworden, erklärte Merkel am Freitag in einer Mitteilung. "Es ist furchtbar, dass mit ihm eine mutige, unerschrockene und sich für sein Land einsetzende Stimme mit fürchterlichen Methoden zum Verstummen gebracht wurde."

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      JESSICA GOW / AFP / picturedesk.com; Timm, Michael / Action Press / picturedesk.com

      Auf den Punkt gebracht

      • Der Tod von Alexei Nawalny wirft Fragen auf, da seine natürliche Todesursache angezweifelt wird und Experten wie der deutsche Russlandexperte Janis Kluge davon ausgehen, dass der Kreml über seine Bewegungen im Gefängnis informiert war
      • Die zeitliche Nähe zu den bevorstehenden russischen Präsidentschaftswahlen und die Reaktionen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel betonen die politische Bedeutung und die Kontroverse um Nawalnys Tod
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