Zulauf für Rechte

Experte sagt, immer mehr Wähler "wütend und zornig"

Die USA, Russland, die EU, Österreich – 2024 wird ein Superwahljahr. Ein Experte erklärt, warum nun rechte Parteien einen extremen Zulauf verzeichnen.

Newsdesk Heute
Experte sagt, immer mehr Wähler "wütend und zornig"
Michael Sandel, US-Philosoph von der Harvard University, am späten Donnerstagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Donald Trump kann offenbar nichts aufhalten, weder drohende Verurteilungen, noch Verbalausfälle und Skandale. Warum kommt er so gut an, obwohl er selbst ankündigt, wie ein Diktator agieren zu wollen? "Leider scheint Trump damit recht zu haben", sagte am späten Donnerstagabend der US-Philosoph Michael Sandel in der "ZIB2" bei ORF-Moderatorin Marie-Claire Zimmermann. Trotz seiner Drohungen, drohenden Verurteilungen und seiner Beteiligung am Sturm auf das Kapitol komme bei den Menschen eine andere Botschaft an. Die Bürger würden sich "tief frustriert" zeigen, sie "fühlen sich von den Eliten erniedrigt" und "ihre Stimme wird nicht erhört", so die vorherrschende Meinung. "Egal was Trump macht, es scheint ihn nur noch beliebter zu machen", denn er spreche die Frustrierten an, so Sandel.

"Auch das haben sie ihm verziehen"

Verwunderlich: Die Menschen würden denken, Trump spreche für sie, erklärte der Philosoph von der Harvard University. Und das, obwohl Trump zwar auf Eliten schimpfe, diese aber wie kein anderer verkörpere – etwa mit goldenen Badezimmern in seinem Anwesen. So sei es kurios, dass Trump die Abgehängten und Frustrierten sowie finanziell Schwachen abholen könne, denn er habe in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident "relativ wenig" für einkommensschwache Haushalte getan. "Doch auch das haben sie ihm verziehen", so Sandel. "Sie glauben, dass die Eliten auf sie runterschauen und sie nicht respektiert werden", attestierte der US-Philosoph.

Wenn sich Menschen nicht respektiert fühlen, "dann laufen sie Populisten in die Arme", so Sandel. Das sei auch der Grund, warum Trump oder andere rechte Parteien und Politiker so beliebt seien. Es sei unklar, so Sandel, ob der amtierende US-Präsident Joe Biden die Arbeiterklasse stark ansprechen könne. Biden habe aber anders als Trump über menschenwürdige Arbeit gesprochen und mache sich für Gewerkschaften stark. All das sei der Versuch, die Abgehängten zu erreichen, doch Biden und Trump würden weiter Kopf an Kopf in den Umfragen liegen. "Es ist aber durchaus möglich, dass Trump Biden besiegt", so Sandel, das sei aber noch sehr schwer vorherzusagen.

"Unglaublich wütend und zornig"

"Die Demokratie ist in der Krise", attestierte Sandel, da gebe es "eine große Gefahr", denn die Menschen seien "unglaublich wütend und zornig". Gleichzeitig würden sich die Rechtspopulisten an die Macht klammern und immer mehr Zulauf verzeichnen. Dies sei ein "Symptom des Versagens der sozialdemokratischen Politik". Die echte Herausforderung bestehe darin, "eine echte Alternative" zu ihnen zu bieten, den Menschen mit Ängsten müsse man mit Politik abholen. "Es geht um die Würde der Arbeit, es geht um die Achtung der arbeitenden Bevölkerung", so Sandel. Und man dürfe auch die Ängste der Menschen beim Thema Migration nicht einfach ignorieren.

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