"Österreich-Zuschlag"

Experte tobt! Wir zahlen 1.000 € zu viel im Supermarkt

Die Branchenuntersuchung der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) über die Lebensmittelpreise in Österreich schlägt nun hohe Wellen.

Rene Findenig
Experte tobt! Wir zahlen 1.000 € zu viel im Supermarkt
"Die Österreicher:innen zahlen zu viel in den Supermärkten", kritisiert SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter.
Getty Images/iStockphoto

Am Freitag sorgte die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) mit einem Bericht für Aufsehen. So wurde die Frage, ob im Lebensmittelhandel die Preise unbegründet und heimlich erhöht wurden, mit "Nein" beantwortet. Kritik gab es aber an der generellen Situation in den Supermärkten, denn hinter den Kulissen soll es beinahe System haben, dass Zulieferer mit der Aufkündigung von Verträgen drohen, um die Preise nach oben zu treiben. Die Erkenntnisse wurden recht unterschiedlich aufgenommen. Der Handelsverband etwa sah sich bestätigt, dass der "Lebensmittelhandel kein Mitverursacher, sondern Betroffener der Teuerungskrise" sei und forderte eine "Entschuldigung von der Politik".

"Nicht zur Tagesordnung übergehen" wolle dagegen Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl, die forderte, die "Regierung muss beim Preisrecht endlich handeln". Entlastet sah sich auch der Bauernbund, die "Bauern tragen an der Teuerung keine Schuld", so NÖ-Bauernbunddirektor Paul Nemecek. "Alles wird teurer und keiner wars" spottete dagegen FPÖ-Konsumentensprecher Peter Wurm. "Die große Erleuchtung, dass es einen 'Österreich-Preisaufschlag' gibt, fällt aber auch nicht gerade unter 'Breaking News', sondern viel mehr unter 'neuem Wein in alten Schläuchen'", so Wurm. "Die Lebensmittelpreise sind nach wie vor exorbitant hoch."

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    <strong>Shrinkflation</strong> – kleinerer Packungsinhalt bei altem Preis – greift in den europäischen Supermärkten um sich.
    Shrinkflation – kleinerer Packungsinhalt bei altem Preis – greift in den europäischen Supermärkten um sich.
    REUTERS

    "Bankrotterklärung für den heimischen Lebensmittelhandel"

    Eine "Bankrotterklärung für den heimischen Lebensmittelhandel" ortete dagegen oekoreich-Sprecher Sebastian Bohrn Mena: "Die enorme Marktkonzentration in Österreich führe zu großer Intransparenz für Konsumenten, die Handelskonzerne üben unfaire Praktiken gegenüber Lieferanten, die sogar die Behörde beunruhigen. Die kleinen Nahversorger sterben aus, das Oligopol wird immer stärker." Und nun stellt auch SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter eine provokante Rechnung auf: "Die Österreicher:innen zahlen zu viel in den Supermärkten. Es gibt den Österreich-Zuschlag von rund 1.000 Euro pro Haushalt und Jahr."

    "Der BWB-Bericht sollte für die Regierung ein Weckruf sein, nicht das Signal, weiterhin nichts zu tun", so Matznetter. Doch nicht nur der "Österreich-Zuschlag" sei schuld an den hohen Preisen, so der Politiker, sondern auch, dass "das Versagen der Bundesregierung gegen die hohen Energiepreise eins zu eins auf die Preise in den Supermärkten durchgeschlagen hat". Zwar bestätigt auch Matznetter die BWB-Einschätzung, dass Supermärkte ihre Gewinnmargen zwar nicht erhöht, aber "die hohen Preise vor allem für Energie ungemindert an ihre Kundschaft weitergereicht" hätten. Die SPÖ fordert weiter "dass die Preise in den zentralen Sektoren Energie, Lebensmittel und Wohnen durch Regulierung, eine Preiskommission mit Biss und durch die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer auf Güter des täglichen Bedarfs gesenkt werden müssen".

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