Ukraine

Experte verrät im ORF, was Putin jetzt machen wird

Nach wochenlangen Diskussionen liefert Deutschland nun doch Kampfpanzer an die Ukraine. Militärexperte Franz Stefan Gady schätzt die Situation ein.

Militäranalytiker Franz-Stefan Gady, vom Institute for International Strategic Studies (IISS) in London in der ZIB2.
Militäranalytiker Franz-Stefan Gady, vom Institute for International Strategic Studies (IISS) in London in der ZIB2.
Screenshot/ ORF

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Lieferung deutscher Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 an die Ukraine angekündigt. In einem "ersten Schritt" sollten der Ukraine 14 Leopard-Panzer aus Beständen der Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden, teilte Scholz nach Angaben seines Sprechers Steffen Hebestreit am Mittwoch in einer Kabinettssitzung in Berlin mit. Der Schritt erfolge in Abstimmung mit den internationalen Partnern; Ziel sei es, "rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern für die Ukraine zusammenzustellen".

Zu dem Unterstützungspaket zählten auch Ausbildung, Logistik und Munition. Die Panzer sollen aus Bundeswehrbeständen kommen. "Diese Entscheidung folgt unserer bekannten Linie, die Ukraine nach Kräften zu unterstützen. Wir handeln international eng abgestimmt und koordiniert", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz der Mitteilung nach in Berlin.

Auch USA liefern Panzer

Nur Stunden nach der deutschen Zusage von Leopard-Panzern für Kiew hat die US-Regierung angekündigt, der Ukraine 31 Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams zu liefern. Dies werde es Kiew ermöglichen, sich angesichts des russischen Angriffskriegs besser zu verteidigen, sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Weißen Hauses am Mittwoch. Die 31 Panzer entsprächen der Ausstattung eines ukrainischen Panzerbataillons. Die ukrainischen Streitkräfte sollen schon bald in der Nutzung und Wartung des US-Panzers geschult werden.

Die US-Regierung bestellt die Panzer demnach bei der Industrie, weswegen noch unklar war, wann diese in der Ukraine ankommen würden. "Wir sprechen hier über Monate, nicht Wochen", sagte eine ranghohe Beamtin der US-Regierung. Die Ankündigung der Lieferung am gleichen Tag wie jene aus Berlin, demonstriere, dass "die Vereinigten Staaten und Europa weiter geschlossen zusammenarbeiten, um die Ukraine zu unterstützen", sagte sie weiter.

"Extrem gefährlich"

Der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, hat die Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern an die Ukraine unterdessen als "extrem gefährlich" bezeichnet. Dies werde "den Konflikt auf eine neue Ebene der Konfrontation führen", erklärte Netschajew im Onlinedienst Telegram. Der Westen befinde sich in einer Logik der "permanenten Eskalation".

Militärexperte Franz Stefan Gady äußerte sich am Mittwochabend in der "Zeit im Bild 2" bei ORF-Moderator Armin Wolf zu den Panzerlieferungen an die Ukraine und sprach über die aktuelle Lage.

Auf die Frage von Wolf, ob die gelieferten Panzer wirklich der Game-Changer im Ukraine-Krieg sein werden, stellte der Experte gleich zu Beginn des Interviews klar: "Sie machen einen Unterschied! Aber: Ob es den entscheidenden Unterschied in diesem Krieg bringt, wage ich zu bezweifeln!"

"Ein Rennen gegen die Zeit"

Die Ukraine habe den Krieg mit sechs Panzerbrigaden gestartet, eine zusätzliche werde nun helfen, "aber nicht kriegsentscheidend sein." Man befinde sich zudem gerade in einer Übergangsphase im Krieg. Heißt: Beide Seiten versuchen Streitkräfte neu aufzubauen, um dann wieder in die Offensive zu gehen.

Es sei ein "Rennen gegen die Zeit!", denn beide Seiten "wollen natürlich zuerst zuschlagen!" Deutschland habe aber lange gebraucht, um Panzer zu schicken. "Das wäre vor Monaten klüger gewesen", erklärte Gady. Außerdem sei fraglich, wie lange die Panzerausbildung der Ukrainer dauern und wie effektiv diese sein werde.

"Ängste schüren"

Und wie wird die Kreml-Chef Putin bzw. Russland auf die Panzerlieferungen reagieren? "Die Russen probieren Ängste zu schüren, vor allem auch innerhalb der Berliner Regierung. Die Reaktion Russlands kann aber nur begrenzt sein. Sie versuchen jetzt Reserven aufzubauen und werden diese dann in den Kampf werfen. Und sie werden auf Zeit spielen."

Es sei eine "Strategie auf Zeit!" Bedeutet: Je länger der Konflikt dauert, desto größer ist die Chance, dass der Westen des Konflikts in der Ukraine müde wird. Der Militärexperte ist sich zudem auch sicher, dass die Ukraine früher oder später Kampfflugzeuge erhalten wird.

Wie lange dauert Krieg noch?

"Die Streitkräfte stellen sich gerade um und Kampfflugzeuge sind natürlich wichtig. Wen eine Bodenoffensive gestartet wird, dann muss auch der Luftraum geschützt werden. Es ist ein logischer Schritt und meiner Meinung auch nur richtig", stellt Franz Stefan Gady klar.

Wie lange der Krieg in der Ukraine noch dauern wird, dazu wollte der Experte aber keine Prognose abgeben: "Wie lange er noch dauert, kann ich nicht voraussagen und dazu gibt es auch keine seriösen Prognosen." Russland hätte zwar enorme Mobilisierungspotenziale, aber das alleine bedeute nichts.

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