Politik

Experten fordern mehr Strafen für nervige Schüler

Heute Redaktion
14.09.2021, 14:50

Der oberösterreichische Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP) lässt mit einer Forderung zu mehr "Interventionsmöglichkeiten" für Lehrer an Schulen aufhorchen: "Es soll an Schulen Strafen geben", sagte Enzenhofer als Vorsitzender des Christlichen Lehrervereins (CLV) vor dessen Generalversammlung am Mittwoch. Eltern und Pädagogen reagieren zurückhaltend.

Der oberösterreichische Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP) lässt mit einer Forderung zu mehr "Interventionsmöglichkeiten" für Lehrer an Schulen aufhorchen: "Es soll an Schulen Strafen geben", sagte Enzenhofer als Vorsitzender des Christlichen Lehrervereins (CLV) vor dessen Generalversammlung am Mittwoch. Eltern und Pädagogen reagieren zurückhaltend.

Enzenhofer stellte gegenüber dem ORF-Radio Oberösterreich fest, dass er weder für Prügelstrafen sei, noch dass Kinder in der Ecke stehen müssen. Jedoch müsse es für Fehlverhalten eine Konsequenz geben. Er kann sich zum Beispiel Sozialdienste vorstellen: "Wenn jemand permanent stört, sollte er Arbeiten bekommen, die der Gemeinschaft dienlich sind." So sollen etwa Schüler, die eine Klasse verschmutzen, diese auch reinigen müssen, erläutert er in den "Oberösterreichischen Nachrichten". Außerdem kann er sich Zusatzübungen etwa in Deutsch oder Mathematik vorstellen.

Obendrein fordert Enzenhofer im "Neuen Volksblatt" mehr Personal: einerseits, damit sich die Lehrer auf den Unterricht konzentrieren können und sich nicht mit Verwaltungsaufgaben beschäftigen müssen, andererseits auch, um die Schüler zu fördern. So brauche es mehr Unterstützungslehrer für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Die Sonderschulen sollen laut Forderung des CLV trotzdem erhalten bleiben.

Auch der oberste Lehrervertreter Österreichs, Paul Kimberger, setzt sich für Time-out-Klassen ein. Dort sollen Schüler, die den Unterricht stören, unter pädagogischer Anleitung Aufgaben erledigen. "Kinder müssen lernen, Grenzen zu akzeptieren."

SPÖ ist dagegen

Kritik kommt von der SPÖ: Man brauche keine "Aufrüstung" durch neue Strafen, betonte Bildungssprecherin Sabine Promberger. "Für mich ist die Schule eine Bildungsinstitution, keine Erziehungsanstalt", betonte SPÖ-Landesparteivorsitzender Reinhold Entholzer.

FPÖ für mehr "Lehrerrechte"

FPÖ-Bildungssprecherin Silke Lackner pocht hingegen auf "mehr Lehrerrechte". Was in der Vergangenheit von den ÖVP-Abgeordneten immer abgelehnt worden sei, habe nun beim Landesschulratspräsidenten hohe Priorität bekommen. Von den Freiheitlichen seit langem geforderte Interventionsmaßnahmen wie "Time-out-Klassen" oder Sozialdienste bei ungebührlichem Verhalten müssten endlich umgesetzt werden, verlangt Lackner.

NEOS orten "Mittelalter"

Bei den NEOS kommt der Enzenhofer-Vorschlag nicht gut an. "Solche Ansichten sind dunkelstes Mittelalter. Strafen an Schulen - egal welcher Art - sind Ausdruck von Ideen- und Hilflosigkeit", findet Landessprecherin Judith Raab. Pädagogik und Schule müssten positive Assoziationen auslösen und nicht "unter dem Damoklesschwert von Bestrafungsaktionen" stehen.

"Strafen sind ein schlechter Lehrmeister"

Der Vizerektor der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, Josef Oberneder, reagierte auf den Vorstoß von Enzenhofer mit: "Strafen sind ein schlechter Lehrmeister" und "Time-out-Klassen bedeuten Segregation, also Trennung. Das ist genau das, was wir nicht wollen." Konflikte seien Teil des Schullebens: "Sie sollten an Ort und Stelle gelöst werden." Daher forciere die PH die Konfliktlösungskompetenz angehender Lehrer.

Schüler-Lehrer-Verträge statt Strafen

Ebenfalls zurückhaltend reagierte Franz Keplinger, Rektor der Linzer PH der Diözese. "Ich will Schulen nicht mit Strafen in Verbindung bringen", sagt er aus eigener leidvoller Erfahrung. Er plädiert für Klassenverträge, in denen Schüler und Lehrer Verhaltensregeln vereinbaren. Besonders skeptisch ist er den Time-out-Klassen gegenüber eingestellt. "Wertschätzung, Akzeptanz und Respekt dürfen den Schülern gegenüber nicht verloren gehen. Alles, was man pädagogisch macht, muss positiv besetzt sein und darf nicht zur Diskriminierung führen."

Kritik auch vom Elternverband

Kurt Süss vom Verband der Elternvereine: "Strafen sollten nur begrenzt in Absprache mit dem Schulforum erlaubt werden." Auch der Vize-Landesschulsprecher für die Gymnasien, Lorenz Raml, fordert eine starke Eingrenzung von Strafen: "Sonst besteht die Gefahr, dass Strafen von Lehrern missbraucht werden könnten."
Laut Schulunterrichtsgesetz sind Kollektivstrafen, körperliche Züchtigung und beleidigende Äußerungen seit den 1980er-Jahren verboten. Lehrer sind verpflichtet, "persönlichkeits- und gemeinschaftsbildende Erziehungsmittel" anzuwenden. Das Gesetz nennt Anerkennung, Aufforderung und Zurechtweisung. Wenn Schüler durch ihr Verhalten Lernziele nicht erreichen, können sie die Lehrer auffordern, diese zuhause nachzuholen.

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