Wirtschaft

Experten sehen Österreich-Tochter am Ende

Heute Redaktion
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Das Aus für die Drogeriekette Schlecker in Deutschland wird auch in Österreich nicht ohne Folgen bleiben. Für die rund 3.000 Beschäftigten in Österreich beginnt eine Zitterpartie. Die Suche nach einem Käufer läuft zwar, Handels- und Insolvenzexperten bezweifeln jedoch stark, dass sich ein Investor für Schlecker finden lässt. "Ich glaube nicht an ein Überleben", sagte der Handelsexperte Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien.

Das Aus für die wird auch in Österreich nicht ohne Folgen bleiben. Für die rund 3.000 Beschäftigten in Österreich beginnt eine Zitterpartie. Die Suche nach einem Käufer läuft zwar, Handels- und Insolvenzexperten bezweifeln jedoch stark, dass sich ein Investor für Schlecker finden lässt. "Ich glaube nicht an ein Überleben", sagte der Handelsexperte Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien.
Gewerkschafter Karl Proyer von der GPA-djp will davon nichts hören und schöpft Hoffnung: Der Betrieb sei aufrecht, alle Mitarbeiter hätten ihr Gehalt bekommen. "Kein einziger Cent ist ausständig", meinte Proyer.
Tausende Jobs in Europa weg

Mit Schlecker ist erstmals ein europäischer Marktführer im Handel gescheitert, sagt allerdings Schnedlitz. "Das ist die Strafe gegen einen Konzern, der Menschen nicht achtet." Ausbaden müssten es tausende Mitarbeiter. Allein in Deutschland verlieren 13.200 Menschen ihren Job, erst im März wurden 11.000 gekündigt. In Österreich, Luxemburg, Belgien, Polen, Italien und Portugal stehen noch einmal tausende Jobs auf dem Spiel. Für diese Auslandstöchter will man nun Käufer finden.
Für Österreich sieht Schnedlitz kaum Chancen auf einen Fortbestand. Mit dem Aus in Deutschland würde auch die Marke verschwinden. Eine Marke, die mit einem "negativen Rucksack" belastet sei. Wer wolle sich den schon umschnallen.
Damoklesschwert

Schon im Jänner schien ein Zerschlagungsszenario am wahrscheinlichsten. Schlecker-Österreich-Anwalt Klaus Ferdinand Lughofer rechnet nicht mit einer Insolvenz in den nächsten Wochen, doch über der Österreich-Tochter schwebt das Damoklesschwert. Zu groß ist die Abhängigkeit von Deutschland. Die Warenversorgung ist in Gefahr. Dem Vernehmen nach haben wichtige Lieferanten die Kette in Österreich bereits abgehakt.
bipa könnte sich beste Filialen sichern

Schlecker ist in Österreich mit 930 Filialen vertreten. Bei einer Filetierung der Standorte würden sich vermutlich bipa und dm die Taschen vollpacken und sich die besten Lagen schnappen. Aber auch branchenfremde Unternehmen könnten zulangen. Laut Schnedlitz ist die Hälfte der Standorte "durchaus akzeptabel".
 
Sollte das Worst-Case-Szenario eintreten, werden die Mitarbeiter nicht im Regen stehen gelassen, verspricht der Gewerkschafter Proyer. Beratungsstellen seien in Planung. Auch AMS-Chef Johannes Kopf sprach heute davon, dass das Arbeitsmarktservice mit 3.000 Arbeitslosen umgehen könne, weil sie auf ganz Österreich aufgeteilt sind. "Wir werden das schaffen", sagte Kopf in der Mittags-"ZiB".
APA/red.