Mehreren Immobilienfirmen in China droht die Pleite. Daran hängen zahlreiche weitere Branchen. Schon jetzt hat sich die Jugendarbeitslosigkeit verdoppelt und es könnte noch schlimmer kommen. Die Sinologin Simona Grano von der Universität Zürich spricht über die Folgen für China und die Schweiz.
Simona Grano: Sehr ernst, das zeigt sich daran, dass sowohl der Konsum langlebiger Güter als auch die Investitionsquoten des privaten Sektors in China auf einen Bruchteil ihres früheren Niveaus gesunken sind. Die chinesischen Haushalte ziehen es zunehmend vor, einen größeren Teil ihrer Ersparnisse auf Bankkonten anzulegen, anstatt in den Immobiliensektor zu investieren, wie sie es vor der Pandemie getan haben.
Die von Peking verhängten Null-Covid-Maßnahmen führten dazu, dass sich Unternehmen bei der Einstellung von Mitarbeitern zurückhielten, die Ausbildung vieler Studenten unterbrochen wurde und es schwierig war, Praktika zu absolvieren, die oft zu Stellenangeboten geführt hatten. In Verbindung mit dem Konkurs vieler kleiner Unternehmen hat dies die Möglichkeiten für Jugendliche stark eingeschränkt.
Jetzt ist eine Abwärtsspirale in Gang. Das einzige zuverlässige Heilmittel sind strukturelle Reformen, die der Regierung Glaubwürdigkeit verleihen und das Vertrauen der Bevölkerung und der Unternehmen wiederherstellen würden.
Eine Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft führt auch zu einem langsameren Wachstum der Weltwirtschaft. Das schwächere Wachstum der Unternehmen und des privaten Verbrauchs trifft vor allem die Exporteure nach China. Wir wissen auch, dass Schweizer Unternehmen, die bereits in China präsent sind, ihre Aktivitäten fortsetzen, aber es gibt sehr wenige neue Investitionen in China.
Chinas Immobilienmarkt ist doppelt so groß wie in den USA. Er macht zusammen mit dem Sektor Bau fast ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts aus und ist entsprechend wichtig für die Wirtschaft im Land.