Politik

Expertin: "Schüler sind nicht die Superspreader"

Daniela Karall, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, sprach in der ZIB2 über die Lockdown-Folgen für Kinder.

Andre Wilding
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Daniela Karall, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
Daniela Karall, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
Screenshot/ ORF

Bei vielen jungen Personen wirkt sich der Corona-Lockdown nicht nur auf die Gesundheit, sondern vor allem auch auf die Psyche aus. Die Abteilung des AKH Wien ist deswegen sogar überfüllt. Paul Plener, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien, erklärte im ORF-Radio, dass es sich dabei oft um gesunde Kinder ohne jegliche Vorbelastungen handelt, die jetzt unter schweren Störungen leiden.

"Es kommen mehr, und die Zustandsbilder sind deutlich akuter und schwerer ausgeprägt, sodass Patienten, die weniger akut sind, aber trotzdem einer stationären Aufnahme bedürfen würden, natürlich auch nachgereiht werden müssen im Sinne einer gewissen Triagierung", so Plener im ORF-Radio.

Angst, Ess-Störungen und Depressionen

Besonders Angst, Erschöpfung, Depressionen und Ess-Störungen nehmen bei Kindern und Jugendlichen im Lockdown zu. Der jüngeren Generation würden vor allem die positiven Erlebnisse im Alltag und die sozialen Kontakte fehlen. Dies könnte laut Plener in eine Abwärtsspirale führen. Der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien hofft daher unter anderem auf eine rasche Schulöffnung.

Daniela Karall, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, war am Mittwoch zu Gast bei Moderator Armin Wolf in der "Zeit im Bild 2" äußerte sich zu den Folgen des Lockdowns für Kinder. "Die Zahl der Infektionen ist in Österreich trotz der Schul-Schließung nicht deutlich zurückgegangen. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass die Schul-Schließungen nicht die effektivsten Maßnahmen sind", stellt Karall klar. 

Und weiter: "Die Schüler sind nicht die Super-Spreader!" Laut der Expertin gebe es in Natura auch keine einzige Studie, welche die Schul-Schließung isoliert betrachtet hätte. Zur "Gurgelstudie" aus Österreich sagt Karall: "Für diese Studie sind wir sehr dankbar. Sie hat gezeigt, dass die Dunkelziffer, die man Kindern und Jugendlichen immer versucht hat in die Schuhe zu schieben, nicht höher ist als im Erwachsenen-Alter."

Klasse halbieren, Lüften und Maske tragen

Karall ist davon überzeugt, dass die Schulen wieder öffnen können, wenn es geordnete Corona-Maßnahmen gibt. "Es ist eine Nutzen-Risiko-Abwägung. Aber wenn man sich die Folgen für die Kinder ansieht, dann sehen wir uns dazu verpflichtet, dass die Schulen wieder geöffnet werden", so die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde in der "ZIB 2".

Es gebe dabei verschiedene Möglichkeiten für Maßnahmen. "Man könnte etwa die Klassen halbieren oder Vormittags- und Nachmittagsunterricht abhalten", so Karall. Auch regelmäßiges Lüften, Hände desinfizieren oder das Tragen einer Maske, "überall dort, wo Durchmischung stattfindet", hält die Expertin für mögliche Maßnahmen. "Masken schädigen die Kinder nicht. Es ist vernünftiger, die Kinder sind mit Masken in den Schulen, als die Schulen sind geschlossen", erklärt die Expertin.

Lehrpersonal bei Impfung vorziehen?

Auf die Frage, ob das Lehrpersonal bei den Impfungen vorgezogen werde sollte, sagt Karall: "Ich denke schon, dass Lehrpersonal eine Gruppe wäre, die von den Impfungen profitieren würden." Geschlossene Räume könnten zudem gut gelüftet werden und die Klassen würden auch nicht so voll werden, "wenn nur die Hälfte der Kinder drinnen ist".

Trotz der Tatsache, dass die Kinder in diesem Schuljahr bereits viel versäumt haben, spricht sich Daniela Karall gegen ein Wiederholen des Schuljahres aus. "Ich glaube nicht, dass das ganze Schuljahr wiederholt werden kann. Die Widerstandsfähigkeit der Kinder ist gut vorhanden", so die Expertin. Man müsse aber vor allem auf jene Kinder eingehen, die am meisten "durch den Rost gefallen sind".

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