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Facebook-Skandal: Auch Brexit schwer beeinflusst

Heute Redaktion
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Immer wieder kommt es in Großbritannien zu Protesten gegen den Brexit.
Immer wieder kommt es in Großbritannien zu Protesten gegen den Brexit.
Bild: Reuters

Die Analysefirma Cambridge Analytica hat per Facebook die US-Wahl beeinflusst – und auch den Austritt Großbritanniens aus der EU, sagt Christopher Wylie.

Die Datenanalysefirma Cambridge Analytica hat sich mit unlauteren Mitteln Zugang zu den Daten von rund 50 Millionen Menschen verschafft und so die US-Wahl beeinflusst – und Facebook hat dies problemlos zugelassen. Christopher Wylie, der für das Unternehmen als Direktor tätig war und den Skandal aufgedeckt hat, legte jetzt nach.

Auch der Brexit soll so zustande gekommen sein, verrät er in einem Interview mit dem "Observer". Ihm zufolge arbeitete Cambridge Analytica eng mit dem kanadischen Datenanalyse-Unternehmen AggregateIQ (AIQ) zusammen. AIQ war maßgeblich an der Brexit-Kampagne zum Austritt Großbritanniens aus der EU beteiligt.

Während der Brexit-Kampagne wurden 40 Prozent des Budgets in die Arbeit von AIQ gesteckt; einem ehemaligen Brexit-Wahlkampfleiter zufolge sogar noch mehr Geld auf illegalen Kanälen. Die britische Wahlkommission ermittelt bereits wegen Überschreitung der maximalen gesetzlichen Obergrenze für Wahlkampfausgaben.

Brexit "niemals möglich"

"AIQ und Cambridge Analytica arbeiteten Hand in Hand", sagt Wylie. Man hätte auch dieselben digitalen Werkzeuge benutzt. Das Geschäftsmodell der beiden Firmen sei das gleiche, nämlich der Missbrauch von Daten: Es werden aus riesigen Datenmengen Persönlichkeitsprofile von Menschen erstellt, deren Vorlieben und Schwächen ergründet, um dann maßgeschneiderte Werkzeuge zu entwickeln, mit denen die Zielpersonen psychologisch beeinflusst werden. "Danach führt man die Menschen in einen Tunnel voller Fake News", so Wylie.

Ohne die Arbeit von AIQ wäre es laut Wylie "niemals möglich" gewesen, dass sich 52 Prozent der Briten für einen Austritt aus der EU entscheiden. Seine Anwältin Tamsin Allen sagte dazu, es stehe der Vorwurf mehrerer "krimineller Handlungen" im Raum: "Womöglich ist der Wille des Volkes, auf den sich immer alle berufen, gekauft worden."

Die Brexit-Kampagne, bei der unter anderem der jetzige Außenminister Boris Johnson federführend war, bestreitet die Vorwürfe.

(red)

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