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Facebook zahlt Geld, wenn Nutzer Konto deaktivieren

Es klingt paradox: Facebook hat einigen Nutzern Geld dafür versprochen, wenn sie die Nutzung ihres Social-Media-Accounts vorübergehend pausieren.

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    Einige Facebook- und Instagram-Nutzer haben in den vergangenen Tagen einen seltsamen Aufruf erhalten.
    Einige Facebook- und Instagram-Nutzer haben in den vergangenen Tagen einen seltsamen Aufruf erhalten.
    Reuters

    Das soziale Netzwerk Facebook hat angekündigt, seinen Nutzern eine Geldsumme auszubezahlen, falls sie ihren Account noch vor Ende September und vor allem im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in den USA deaktivieren. Was wie ein schlechter Scherz oder eine Betrugsmasche klingt, stammt aber tatsächlich von Facebook selbst.

    So haben einige Nutzer in den letzten Tagen auf Facebook oder Instagram den Aufruf erhalten, bei diesem Verzicht mitzumachen. Darin heißt es: "Wir wüssten gerne, wie viel man dir bezahlen müsste, damit du deinen Account bis Ende September für entweder eine Woche oder sechs Wochen deaktivierst." Zur Auswahl stehen 10 Dollar pro Woche, 15 Dollar pro Woche oder 20 Dollar pro Woche.

    Facebook steckt tatsächlich dahinter

    Als die ersten Screenshots des Aufrufs im Internet auftauchten, herrschte zuerst einmal Verwirrung. Diese klärte die Mediensprecherin von Facebook, Liz Bourgeois, aber gleich selbst auf. In einem Tweet bestätigt sie, dass tatsächlich jede Person, die dem Aufruf folgt, eine Kompensation erhalte. Außerdem erklärte sie auch, was hinter dem Ganzen steckt.

    Tatsächlich handelt es sich um ein ein wissenschaftliches Experiment, das Facebook zusammen mit internen und externen Forschenden auf die Beine gestellt hat. Dieses steht in Zusammenhang mit einer größeren Forschungsinitiative, die der Konzern diesen August lanciert hat. Dabei geht es vor allem um die Frage, welche Rolle Social-Media-Seiten wie Facebook und Instagram im Vorfeld einer Präsidentschaftswahl spielen.

    "Facebook ist zu einer Bühne geworden, auf welcher die demokratische Debatte zwischen Bürgern und Kandidaten geführt wird. Ein Großteil davon ist positiv, oft aber auch laut und sehr intensiv. Das ist nun zweifellos ein großer Teil unserer offenen Demokratie", heißt es auf der Webseite, die das Forschungsprojekt vorstellt.

    Große Verantwortung

    Man sei sich bewusst, dass dies bedeute, dass Facebook und andere Social-Media-Unternehmen eine große Verantwortung tragen, so das Schreiben weiter. "Facebook arbeitet ständig an der Art und Weise, wie wir demokratische Partizipation fördern. Um dies aber weiterhin möglich zu machen, müssen wir besser verstehen, ob uns Social Media zu einer polarisierteren Gesellschaft macht oder vor allem jene Unterschiede hervorhebt, die bereits in der Gesellschaft existieren. Wir müssen verstehen, ob die sozialen Medien die Menschen zu besser oder schlechter informierten Personen machen. Und zuletzt müssen wir herausfinden, wie die sozialen Medien die Einstellungen gegenüber der Regierung und der Demokratie beeinflussen."

    Zu diesem Zweck werde eine Vielzahl an verschiedenen Forschungsmethoden und Untersuchungsdesigns eingesetzt. Dazu gehören beispielsweise Befragungen von Nutzern, die Analyse von Verhaltensmustern auf Facebook und Instagram sowie das aktive Steuern von politischer Werbung oder Posts, welche die Nutzer sehen. In dieser Beschreibung heißt es auch, dass eine gewisse Anzahl User gebeten werden könnten, für eine gewisse Zeit lang auf die Nutzung ihres Facebook- oder Instagram-Profils zu verzichten.

    Signifikante Ressourcen investiert

    Von alledem sind aber ausschließlich Nutzer betroffen, die explizit zugestimmt haben, an dieser Studie teilzunehmen. Laut Facebook wird davon ausgegangen, dass es sich hierbei um rund 200.000 bis 400.000 User handeln wird, welche die Demografie in den USA repräsentativ abbilden sollen. Man investiere signifikante Ressourcen in diese Studien.

    Es ist nicht die einzige Maßnahme, die Facebook im Vorfeld der Präsidentschaftswahl am 4. November eingeführt hat. CEO Mark Zuckerberg hat erst vor Kurzem angekündigt, dass in der Woche vor der Wahl keine neue politische Werbung auf seine Plattformen aufgeschaltet werden würde, da ab dann nicht mehr genügend Zeit bleibe, gegen Fehlinformationen und missverständliche Statements vorzugehen.