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Fake-News in London: Hat CNN Muslime 'arrangiert'?

Heute Redaktion
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Wirbel um CNN-Dreh in London
Wirbel um CNN-Dreh in London
Bild: Twitter

Der US-Sender CNN sieht sich mit massiven Fake-News-Vorwürfen konfrontiert: Auslöser war ein Video von Dreharbeiten in London, in dem Demonstranten positioniert und dann gefilmt wurden. CNN weist die Anschuldigungen zurück.

Im Internet ist ein Video von Dreharbeiten des US-Fernsehsenders CNN binnen Stunden zehntausendfach geteilt worden. Zu sehen ist die CNN-Moderatorin Becky Anderson bei Dreharbeiten nach dem jüngsten Terroranschlag mit einem Van in der Londoner Innenstadt.

Im Hintergrund des Videos werden Frauen, Männer und ein Kind von Sicherheitsleuten durch eine Absperrung geleitet. Danach stellen sich die Personen als Gruppe auf und präsentieren Protestplakate unter anderem gegen den Terror und gegen den "Islamischen Staat". Mitarbeiter der TV-Crew um Becky Anderson dirigieren die Gruppe auf ihre Position, bevor die Kamera läuft. Diese gestellte Szene wurde dem Fernsehzuschauer dann als echte Demonstration präsentiert.

Die Vorwürfe an CNN: Den Mitarbeitern des Senders wird vorgeworfen, den muslimischen Demonstranten ihre Protestplakate übergeben zu haben. In einem Blogeintrag heißt es: "Becky Anderson of CNN is seen in London handing props to a 'peace group'". Zudem wird der Ersteller des Videos, Twitter-User @markantro zitiert, der offenbar den Eindruck hatte, die Inszenierung vor Ort könnte mit der britischen BBC abgestimmt gewesen sein.

Die Gruppe von demonstrierenden Muslimen hat sich auch an anderer Stelle versammelt. Darüber berichtete unter anderem der AP-Fotograf Raphael Satter. Bei Twitter schrieb er zu einem Foto: "Eine Gruppe Londoner Muslime erschien mit Blumen und Plakaten. Darauf geschrieben: "ISIS wird verlieren" und "Liebe wird siegen".

Seit der Veröffentlichung des Videos ist das Video des CNN-Drehs zehntausendfach geklickt und geteilt worden.

"Normales journalistisches Vorgehen"

Rob Broomby, Producer des ARD-Studios London, traf die Gruppe von muslimischen Demonstranten vor Ort und twitterte ein Foto. "Die Gruppe war fast den ganzen Tag vor Ort - mehrere Stunden lang." Mit ihren Plakaten und Blumen in der Hand hätten die Frauen und Männer gewartet und mit vielen anwesenden Journalisten gesprochen. Schließlich seien sie von den Sicherheitskräften durch die Absperrung durchgelassen worden, um Blumen an einer spontan eingerichteten Gedenkstelle an einer Verkehrsinsel niederlegen zu können. Parallel dazu sei CNN dann live gegangen und Becky Anderson habe auf das reagiert, was sich hinter ihr abspielte, so Broomby. "Das war meinem Gefühl zufolge ein normales journalistisches Vorgehen."

(red)