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Fritzl-Fall in Niederlanden: Das wissen wir über Josef

Heute Redaktion
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Nachdem die Polizei in dem niederländischen Dorf Ruinerwold sechs junge Menschen aus einem Haus befreit hat, sind viele Fragen offen. Die Beamten ermitteln auf Hochtouren. Der Mieter Josef B. des Hauses stammt aus Österreich, offenbar aus Wien.

Neun Jahre lang lebte die Gruppe von der Außenwelt isoliert in einem verschließbaren Raum eines niederländischen Bauernhofes, "Heute.at" berichtete.

25-Jähriger konnte fliehen

Einem 25-jährigen Mann gelang die Flucht, er bat in einem nahe gelegenen Wirtshaus um Hilfe. So flog der Fall auf.

Bei dem Mieter des Hauses, ein Handwerker, handelt es sich um einen gebürtigen Wiener, der 2010 aus Oberösterreich in die Niederlande ausgewandert sein soll. Er wurde festgenommen.

Der Wiener sei nach neuen Erkenntnissen nicht der Vater der jungen Leute, die zwischen 18 und 25 Jahre alt sind. Die Mutter soll vor neun Jahren gestorben sein.

Die Nachbarn hatten die Kinder all die Jahre lang nicht bemerkt. Wie ein Anrainer erzählte, habe er im Garten des Hauses immer nur einen Mann gesehen. "Er war jeden Tag da. Von Kindern hatte ich keine Ahnung. Ich bin völlig überrascht."

Die Nachbarn nannten ihn "Josef, den Österreicher". Im Garten hat der 58-Jährige Ziegen und Gänse gehalten und Gemüse gepflanzt. Ein weiterer Anwohner erzählt, dass er jeden Tag mit einem Volvo gekommen ist und freundlich gegrüßt hat.

Andere beschrieben ihn als "beißend". "Wenn man nur in die Nähe kam, schickte er einen weg. Er beobachtete immer alles mit einem Fernglas", zitiert die "Bild" einen Anrainer.

Ein Anrainer erklärte, dass ihm dieses Haus immer wieder komisch vorkam. "Das Tor an seiner Brücke war immer verschlossen. Eines Abends habe ich einmal versucht, mich mit einem Nachbarn auf dem Grundstück umzusehen. Dann sahen wir eine Kamera in einem Baum hängen. Das war ein Grund für uns wieder zurückzugehen", so der geschockte Anrainer.

Ihm zufolge seien in den letzten Jahren auch mehrmals Polizeiautos vor dem Bauernhof zu sehen gewesen. Er dachte, es gehe vielleicht um Drogen.

Auf den Weltuntergang gewartet

Doch was hat sich in dem abgeschiedenen Haus in Ruinerwold in den vergangenen neun Jahren wirklich abgespielt? Und in welcher Beziehung steht Josef B. zu den sechs jungen Menschen?

Laut niederländischen Medien wird gemunkelt, dass es sich bei der Gruppe um eine Sekte handeln soll. Sie hätten auf den Weltuntergang bzw. "das Ende der Zeiten" gewartet. Offenbar wussten einige von ihnen nicht einmal, dass es außer ihnen noch andere Menschen auf der Welt gibt. Zudem haben sie sich selbst versorgt.

Bauernhof gemietet: Besitzerin war mehrmals auf dem Grundstück

Wie aus niederländischen Medienberichten hervorgeht, war der Bauernhof gemietet. Die Besitzerin Ten Oever zeigte sich schockiert über die Ereignisse: "Ich habe noch nie etwas Defektes gesehen. Ich bin wirklich erstaunt, das alles zu hören", erklärte die Frau gegenüber "De Telegraaf". Der 58-Jährige habe die Miete immer ordentlich bezahlt

Sie sei eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren mehrmals auf dem Grundstück gewesen, habe aber außer dem Mann niemanden auf dem Bauernhof gesehen.

Wie der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde, Roger de Groot am Dienstag auf einer Pressekonferenz bekannt gab, lebte die Familie "in sehr provisorischen Räumen". Einige der Kinder seien nicht standesamtlich registriert gewesen. "So etwas habe ich noch nie erlebt", erklärte De Groot.

Die Polizei wollte zu den genauen Lebensumständen der Gruppe bislang keine näheren Angaben machen. Auch über ihren genauen Gesundheitszustand ist nichts bekannt. Fest steht: Sie befinden sich nun an einem sicheren Ort und werden versorgt.

Die Ermittlungen sind in vollem Gange. "Alle Szenarien sind noch offen", so eine Sprecherin der Polizei.