Österreich

Fall Kührer: Tatverdacht gegen Michael K. erhärtet

Heute Redaktion
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Bild: Archiv

Spektakuläre Wende im Fall Julia Kührer: Die Polizei bestätigte am Donnerstag eine Verbindung zwischen Michael K. (51) und dem Opfer, nachdem der 51-Jährige am Mittwoch festgenommen wurde. Zuvor hatten Spuren-Experten an einem verkohlten Deckenfragment, das sich bei der Leiche befand, mittels Hautschuppenanalyse die DNA des Beschuldigten gesichert. Auch habe der Verdächtige doch kein Alibi, wie jetzt bekannt wurde. Der Anwalt von Michael K. hingegen beteuert, dass sein Mandant nichts mit dem Fall zu tun habe.

die DNA des Beschuldigten gesichert. Auch habe der Verdächtige doch kein Alibi, wie jetzt bekannt wurde. Der Anwalt von Michael K. hingegen beteuert, dass sein Mandant nichts mit dem Fall zu tun habe.

Nach der neuerlichen Festnahme "ist der dringende Tatverdacht als erhärtet anzusehen". Das sagte der Landespolizeidirektor von Niederösterreich, Franz Prucher, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Laut Ernst Geiger, Ermittlungsleiter im Bundeskriminalamt, ist das bisherige Alibi des Mannes widerlegt.

Zumindest Handy des Verdächtigen war in Pulkau

Bisher hatte der Verdächtige behauptet, zum Zeitpunkt des Verschwindens des 16-jährigen Mädchens in Tschechien gewesen zu sein. Die Ermittler könnten aber mittlerweile nachweisen, dass er, als Julia Kührer zuletzt gesehen wurde - nämlich als sie aus einem Bus in Pulkau ausgestiegen ist -, mit seinem Handy am Hauptplatz in Pulkau eingeloggt war, sagte Geiger. Außerdem hätte die Zusammenarbeit mit der Grenzpolizei ergeben, dass der Mann erst einen Tag später als bisher angegeben in Tschechien eingereist sei.

Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, sprach von einer nochmals verfeinerten Untersuchung, wodurch die DNA des 51-Jährigen mittels Hautschuppenanalyse entdeckt wurde. Das entsprechende Gutachten sei Ende der Vorwoche eingelangt.

Jetzt offiziell Mordermittlung

Die Todesursache lässt sich nicht mehr zu 100 Prozent klären, betonte Geiger. Die Gutachten würden aber aussagen, dass der Tod des Mädchens "nicht bloß fahrlässig oder eigenverschuldet eingetreten ist". Die Ermittlungen gehen deshalb in Richtung Mord. Die DNA-Analyse ergab im Detail: 15 der 16 Merkmalspuren stimmen mit dem DNA-Profil des Verdächtigen überein. "Das ist ein DNA-Beweis", betonte Geiger und meint über den Wiener: "Er bedient sich einer leugnenden Verantwortung."

Festnahme an Wiener Wohnadresse

Aufgrund der neuen Erkenntnisse und eines der Staatsanwaltschaft Korneuburg wurde K. am Mittwoch um 18 Uhr an seiner Wohnadresse in Wien festgenommen. Eine erste Vernehmung fand noch am Mittwochabend statt. Der aktenführende Staatsanwalt werde am Donnerstag an der weiteren Vernehmung des Mannes teilnehmen.

Die damals war zwischen 27. Juni 2006 und 30. Juni 2011 abgängig. Am 30. Juni 2011 wurden ihre sterblichen Überreste in einem Erdkeller in Dietmannsdorf 3, Bezirk Hollabrunn aufgefunden. Unmittelbar nach der Auffindung der Leiche wurde der Grundstückseigentümer Michael K. wegen dringenden Tatverdachtes festgenommen, aber wieder freigelassen.

Wieso wurde Verbindung erst jetzt bekannt?

Wieso die Verbindung zwischen Michael K. und Julia Kührer erst jetzt nachgewiesen werden konnte, ist noch nicht bekannt. Schließlich waren die sterblichen Überreste der jungen Pulkauerin in diese Decke eingewickelt gewesen, als sie 2011 fünf Jahre nach ihrem Verschwinden in einem Erdkeller im Bezirk Hollabrunn (NÖ) gefunden worden war.

Die Rolle der blauen Decke

Die Suche nach dem Käufer eines zentralen Beweisstücks, einer blauen Decke, war erfolglos geblieben. Doch ausgerechnet diese führte nun zu Michael K. Im August hatten es die Fahnder des Bundeskriminalamts mit einem neuen Ermittlungsansatz versucht und nach den Käufern einer blauen Decke der Marke "Borbo Orion" gesucht - jenes Fabrikat, in das die Leiche der jungen Pulkauerin 2011

Man habe zwar "Dutzende Hinweise" auf Käufer bekommen, entscheidende Details seien aber nicht dabei gewesen, so der Sprecher. Die Polizei hatte sich im Idealfall eine Verbindung zwischen der eher seltenen Decke und dem Hauptverdächtigen erhofft. Die Ergebnisse der Suche wurden mittlerweile der Staatsanwaltschaft übermittelt.

Anwalt: DNA-Spur auf Decke "sagt noch nichts"

Für den Anwalt des 51-Jährigen gibt es in dem Fall eine "Unzahl möglicher Todesursachen". Sein Klient habe mit dem Ableben Julia Kührers "nichts zu tun". Rifaat wäre sogar "überrascht", gäbe es ein Geständnis des 51-Jährigen. Laut seinen Informationen aus dem BK soll der Beschuldigte am Freitagvormittag ins Landesgericht Korneuburg eingeliefert werden.

Für Rifaat steht fest, dass sein Mandant die Decke nicht gekauft hat. Dass der 51-Jährige mit dem Stück in Berührung gekommen sein kann, sei nicht auszuschließen. Deshalb sei er jedoch "noch lange nicht der Täter", so der Anwalt. Nicht zuletzt merkte Rifaat an, man können ja noch nicht einmal sagen, was die Ursache des Todes von Julia Kührer gewesen sei.