Österreich

Fall Leonie: Vier Jahr Haft für tödliche Strafdusche

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Viereinhalb Jahre Haft für den Vater, eineinhalb für die Mutter, davon vier Monate unbedingt: So ging der Prozess um den entsetzlichen Tod der kleinen Leonie (2) am Freitag am Wiener Landesgericht zu Ende. Im Oktober 2014 wollte Vater Alex S. (27) die Tochter unter der Dusche mit Wasser abspritzen, weil sie quengelte und tobte. Stattdessen verbrühten 15 Prozent ihrer Haut. Später starb das Kind.

 

Das Mädchen wurde durch den 72 Grad heißen Strahl der Dusche verbrüht. Erst 28 Stunden nach dem Vorfall brachten die Eltern Leonie ins Spital. Mutter Romana S. (ebenfalls 27) erzählte, sie hätte in der Küche gebacken als sie die Tochter im Badezimmer schreien hörte. Sie sei nachschauen gegangen und hätte den Vater, damals noch ihr Lebensgefährte, mit der weinenden Tochter am Arm vorgefunden.

Mutter: Tödliche Verbrennungen sahen aus "wie Sonnenbrand"

Die Richterin fragte gleich zu Beginn der Verhandlung warum die Eltern so lang gewartet hatten, bis sie Leonie ins Krankenhaus brachten. Die Mutter erklärte, sie habe nicht gedacht, dass die Verletzungen so akut wären, es habe ausgesehen wie ein Sonnenbrand.

Vater änderte Aussage: Erst Strafdusche, dann normales Waschen

Der Vater sagte vor Gericht aus, er wollte das kleine Mädchen durch die Dusche nicht beruhigen oder bestrafen, sondern ganz normal waschen. Damit widersprach er einer früheren Aussage von sich. Eine defekte Therme sei der Grund gewesen, warum glühend heißes Wasser aus der Dusche gekommen sei. Auf die Frage, warum er seine Aussage geändert hat, meinte der Vater: "Ich weiß nicht, wie ich auf diese Geschichte gekommen bin." 

Haut löste sich vom Körper, Mutter fuhr noch immer nicht ins Spital

Die Eltern hätten in der Nachtapotheke noch Desinfektionsmittel, Verbandszeug und einen kühlenden Spray besorgt und die Tochter versorgt. Leonie hätte sich dann auch wirklich beruhigt. "Sie ist dann noch spielen gegangen", so die Mutter. Erst am Nachmittag hätte Leonie zu wimmern begonnen, die Mutter entdeckte, dass die Haut am Rücken große Blasen bildete und sich teilweise vom Körper zu lösen begann. Danach wartete die Mutter aber abermals gewartet, bis ihr Partner nach Hause kam. 

Zehn und drei Jahre Haft drohten

Verteidiger Roland Friis spricht von einem Unfall – die Anklage von "Quälen einer unmündigen Person mit Todesfolge". Dem hauptangeklagten Vater drohten bis zu zehn Jahre Haft. Die Mutter wurde mitangeklagt, da sie das verletzte Kind nicht unverzüglich ins Krankenhaus brachte. Ihr drohten bis zu drei Jahre Haft.

Todesursache Leberschaden durch Medikamente vorstellbar

Gerichtsmediziner Wolfgang Denk schloss nicht aus, dass Leonie vielleicht an einem Leberschaden starb. Es könnte sein, dass die Medikamente, die Leonie dann im Spital bekam für ihren Tod verantwortlich waren. Das Kind bekam gleich mehrere Schmerzmittel und Opiate nach der Einlieferung.