Österreich

Familie von erschossenem Soldaten ist "fassungslos"

Heute Redaktion
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Ein Lokalaugenschein brachte die Wende in der Causa.
Ein Lokalaugenschein brachte die Wende in der Causa.
Bild: Sabine Hertel

Nach dem Todesschuss in der Albrecht-Kaserne wurde der Schütze völlig überraschend enthaftet. Der Staatsanwalt legt nun Beschwerde beim Wiener Oberlandesgericht ein.

Drei Monate saß er in Untersuchungshaft, gestern um 11.45 Uhr war er ein freier Mann: Ali Ü., der seinen Bundesheer-Kameraden Ismail M. im Oktober in einem Wachecontainer der Albrecht-Kaserne erschossen haben soll, wurde enthaftet. Nach der Tatrekonstruktion am Schauplatz der Tragödie, die am Freitag zweieinhalb Stunden gedauert hatte, sah der Haftrichter keinen Tatverdacht wegen Mordes mehr. Es wird nun wegen grob fahrlässiger Tötung ermittelt. Unter der Auflage, dass er nicht mehr beim Heer arbeitet und sich von Waffen fernhält, wurde der 22-Jährige freigelassen.

Anwalt von Verdächtigem: "Er war überwältigt"

Sein Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger (Kanzlei Rifaat) informierte seinen Mandanten über die Wende: „Er war total überwältigt und außer sich vor Freude." Nach groben Erinnerungslücken fiel Ali Ü. vergangenen Freitag ein, mit dem Sturmgewehr in der hand gestolpert zu sein. Dabei soll sich der Todesschuss gelöst haben.

Der Staatsanwalt sieht die Sache offenbar anders. Er legte beim Oberlandesgericht Beschwerde gegen die Entscheidung ein.

Familie von Opfer: „Sind fassungslos"

Damit sie es nicht aus den Medien erfahren, informierten die Anwälte Philipp Winkler (r.) und Ümit Vural (l.) die Opfer-Familie telefonisch über die Freilassung des Verdächtigen: „Sie waren fassungslos und hoffen nun auf weitere Schritte der Staatsanwaltschaft." Den Juristen sagten die Trauernden: „Für uns ist die Unfallvariante nicht nachvollziehbar." Schwager Deha K., der selbst Berufssoldat ist, sagte im „Heute"-Interview: „Bekannte von ihm erzählten mir, dass er gerne mit Waffen gespielt hat." (coi, lie)