Österreich

Schwester erstochen: Nun Familie im Visier der Polizei

War das Blutverbrechen an Bakhti S. eiskalt geplant? Ihr Bruder kaufte die Waffe unlängst auf einem Flohmarkt und trug bei der Tat Handschuhe.

Heute Redaktion
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„Sie war frech, da habe ich die Kontrolle über mich verloren", sagt Hikmatullah S. (18) in den Einvernahmen der Kripo über die entsetzliche Bluttat an seiner Schwester.

Schülerin war daheim ausgezogen

Bakhti (14) musste sterben, weil sie von ihrer Familie in ein Krisenzentrum geflüchtet war. „Das hat mir wehgetan."

Der 18-jährige Afghane habe seine Schwester am Montag gegen 8.00 Uhr früh "zufällig bei der U1-Station Reumannplatz getroffen" und wollte sie zur Heimkehr bewegen. Die Aussprache im Innenhof eines Wohnhauses in Wien-Favoriten eskalierte allerdings blutig. "Weil sie mir überhaupt keinen Respekt entgegenbrachte und sich nicht mit unseren Eltern versöhnen wollte."

War Verbrechen geplant?

Mittlerweile mehren sich die Anzeichen, dass der Tod der Poly-Schülerin eiskalt geplant gewesen sein könnte: Hikmatullah S. trug bei der Tat Handschuhe. „Er sagt, dass er die ganze Nacht unterwegs war und es schon sehr kalt war", so seine Anwältin Astrid Wagner. Das Messer, mit dem er seine Schwester in Wien-Favoriten tötete, hatte er vor einigen Wochen auf einem Flohmarkt erstanden, vergraben und erst kurz vor dem Verbrechen wieder aus dem Versteck geholt. Warum er es bei dem Treffen mit seiner Schwester bei sich trug? "Er sagte mir, dass er es zu seinem Schutz bei sich trug, weil er nächtens oft alleine in der Stadt unterwegs war und seinen ganzen Besitz stets am Leib trug", erläutert Rechtsanwältin Astrid Wagner.

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Vater sagte Polizei-Befragung ab

Ob seine Familie – teilweise seit 2009 in Wien, alle arbeitslos – etwas damit zu tun hat? Unklar. Der ältere Bruder (21) von Hikmatullah S. wurde bereits von der Polizei einvernommen, der Vater sagte die Befragung ab – wegen Kopfschmerzen. "Er ist chronisch krank", so Wagner.

Familie steht fest zu Sohn

Laut der Familie steht die Familie weiterhin fest zu Hikmatullah. "Aber vor allem die Mutter ist völlig am Boden zerstört und weint sehr viel", sagt Wagner. Ihr 18-jähriger Mandant sitzt mittlerweile in einer Drei-Mann-Zelle in der Wiener-Josefstadt ein und hat Probleme mit der Verständigung: "Er klagt darüber, dass er sich mit den beiden Iranern, mit denen er eingesperrt ist, nicht unterhalten kann."

Hikmatullah S. lernte erst in Wien lesen

Warum der mutmaßliche Killer in Österreich keiner Beschäftigung nachgegangen ist? "Er hat erst in Wien lesen und schreiben gelernt, wollte Bauarbeiter werden, hat aber keinen Job gefunden", so seine Anwältin im Gespräch mit "Heute".

Laut „Kronen Zeitung" soll Bakhti S. bereits im Juni in Graz Anzeige erstattet haben, weil sie von Vater und Bruder geschlagen wurde. Das Mädchen war schon damals von zuhause ausgerissen.

Sein Bruder tingelte in den letzten Monaten durch Österreich, schlüpfte in diversen Bundesländern bei Freunden und Bekannten unter und beging immer wieder kleinere Diebstähle. Zuletzt hatte er auch eine Anklage wegen Betrugs und gefährlicher Drohung am Hals.

Für Hikmatullah S. und seine Familie gilt die Unschuldsvermutung.