Die Bilder aus dem baufälligen Büro in Wien-Brigittenau bewegten: Über Hundert Flüchtlinge wurden von einem windigen Vermieter (29) in notdürftig zusammengestellte Wohneinheiten einquartiert, mussten dafür teure Kautionen und Mieten von etwa 800 Euro – wir berichteten.
Beim "Heute"-Lokalaugenschein vor Ort offenbaren sich furchtbare Zustände. Kinder kauern in ehemaligen Büros auf Matratzen am Boden. "Wir haben nicht mal das Nötigste, um normal zu leben", klagt eine Frau, die im Zuge einer Familienzusammenführung erst vor wenigen Wochen nach Österreich kam. "Es ist hier schlimmer als zu Hause im Krieg. Wie ist das in einer der reichsten Städte der Welt möglich?", fragten sich die vielen Betroffenen.
Dann wurde den verzweifelten Familien nach einer Razzia der Gruppe Sofortmaßnahmen auch noch Strom und Wasser abgestellt, der Vermieter verhaftet. Insgesamt 320.850 Euro soll der 29-jährige Iraker mit Mieten und Strompauschalen erbeutet haben, so der Vorwurf. Laut Staatsanwalt habe der Mann Stromkästen manipuliert und den Mietern nur vorgespiegelt, dass im ehemaligen AMS-Gebäude in der Dresdner Straße legal bewohnt werden darf. Tatsächlich waren die Räumlichkeiten aber zum Leben gänzlich ungeeignet und nicht dafür gewidmet.
Vor Gericht konnte Verteidiger Wissam Barbar das Gericht davon überzeugen, dass sein Mandant nur ein Vermittler sei, der die Wohnungen selbst mit handwerklichem Geschick und Fleiß eingerichtet hatte, und nach bestem Wissen und Gewissen handelte. Die Eigentümer, schwerreiche Immobilienentwickler aus dem Nahen Osten, seien die eigentlichen Übeltäter – weitere Verfahren sind anhängig.
Schließlich kam der Iraker glimpflich davon. Er wurde "nur" wegen Stromdiebstahls verurteilt, fasste 15 Monate teilbedingte Haft aus. Der unbedingte Teil wurde mit der U-Haft abgegolten, er verließ am Montag das Wiener Landl als freier Mann. Die vielen Mieter, die wohl ihre Wohnungen räumen müssen, wurden auf den Zivilrechtsweg verwiesen.