Niederösterreich

Familien-Vater hat schon 4 Jobs, aber nix bleibt über

Vier Jobs, 80-Stundenwoche und dennoch bleibt Martin S. (43) aus NÖ nichts übrig. "Drei Kinder, steigende Energiepreise – es ist zum Weinen!"

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Martin S. (43) auf seinem Hof im Mostviertel.
Martin S. (43) auf seinem Hof im Mostviertel.
privat

Tag für Tag steht Martin S. (43) aus dem Mostviertel seinen Mann: Der Vater von drei Kindern (8, 13, 18) buckelt von morgens bis spätabends und dennoch: "Drei Tage mit der Familie wegfahren, spielt es selten bis nie, weil ich mir alles drei Mal überlegen muss."

Bauer, Vermarkter, Maurer, Schneeräumer

Mit Anfang 20 hatte der gelernte Maurer den Hof seines verstorbenen Vaters übernommen. "Das war kein Thema damals, dass ich den Hof weiter betreibe, trotz interner Streitigkeiten und schwierigen Bedingungen."

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    Martin S. (43) auf seinem Hof im Mostviertel
    Martin S. (43) auf seinem Hof im Mostviertel
    privat

    Nur von einer Bauernhofidylle ist Martin S. weit entfernt: Jedes Jahr wird schwieriger für ihn, irgendwie zu überleben und das trotz mehrerer Arbeiten. "Ich habe meine Landwirtschaft samt Rindsviecher, bin Direktvermarkter, Winterdienst-Verantwortlicher, Maurer und helfe viel in der Nachbarschaft bei diversen Arbeiten aus", erzählt der Niederösterreicher gegenüber "Heute".

    "Dann fällt man einige Tage aus, weil man vor Überlastung umkippt und im Spital landet" - Martin S. (43), dreifacher Vater und Landwirt, Direktvermarkter, Maurer und Schneeräumer.

    Der Dreifachvater arbeitet meist sieben Tage in der Woche: "Maschine warten, Tiere füttern, bei Bekannten aushelfen, pfuschen - da bleibt kein freies Wochenende. Im Winter ist es unterschiedlich: Manchmal extrem viel, da fahre ich 13 Stunden nur mit dem Schneepflug, manche Tage sind ruhiger. Im Schnitt komme ich auf rund 80 Stunden pro Woche", so Martin S. (Name auf Wunsch geändert).

    "Dann fällt man wieder einige Tage aus, weil man in die Knie geht vor lauter Überlastung und im Spital", gesteht der vielbeschäftigte Mostviertler.

    Außerdem: Die steigenden Energiepreise bereiten dem Mostviertler schlaflose Nächte: "Die Preise erschlagen uns förmlich. Ich hatte noch Glück, dass ich zum Beispiel Diesel im Dezember noch um 1,20 Euro pro Liter eingekauft habe. Ein Traktor sauft nun mal 15 Liter pro Stunde. Die Energiepreise sind nur noch absurd." Auf den Anbau mancher Getreidesorte bzw. Feldfrüchte musste der Landwirt heuer verzichten: "NAC 27, ein Dünger, kostete vor einem Jahr pro Tonne 250 Euro, jetzt über 800 Euro". 

    "Lebenskünstler und Reserven angreifen"

    Die Preise im Supermarkt seien laut dem Mostviertler nicht mehr normal: "Bei uns ist das Rindfleisch in der Direktvermarktung schon teils billiger als beim Penny. Kein Schmäh." Im Jahr 2017 hatte der Familienvater beispielsweise einen Jahresreingewinn von 2.300 Euro. "Meine Freunde nennen mich Lebenskünstler, der ich vermutlich auch bin." Freilich, Familienbeihilfe bekommt der Vater auch, aber: "Das geht ausschließlich für Schule und Kinder drauf und reicht bei weitem nicht. Großteils muss ich auf Ersparnisse und Reserven zurückgreifen."

    "Politik lässt uns im Stich"

    Für die Zukunft hat Martin S. keine rosigen Aussichten: "Einmal wieder drei Tage mit der Familie auf Urlaub fahren. Nur das muss ich mir vorher drei Mal überlegen." Über die Politik verliert das vielbeschäftigte Multitalent kaum ein gutes Wort: "Die Schwarzen vertreten uns zwar bzw. haben uns einst vertreten. Mittlerweile vertreten sie nur noch die Konzerne. Wir Bauern haben keine Interessensvertretung mehr - und das ist ein Problem."