Muslimischer Brauch

Fastenexpertin: Ramadan ist ein Reset für den Körper

Einen ganzen Monat lang fasten nun Muslime auch in Wien. Wie das auf den Körper wirkt und für wen es eher riskant ist, erklärt nun eine Expertin.

Wien Heute
Fastenexpertin: Ramadan ist ein Reset für den Körper
Christine Gaetz-Kettner ist ärztlich geprüfte Fastenleiterin
privat

Seit der Nacht vom 10. auf den 11. März feiern circa 1,9 Milliarden Menschen weltweit den Fastenmonat Ramadan. Dieser dauert 30 Tage. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wird weder gegessen, noch getrunken. Nach Sonnenuntergang werden dann beim "iftar" die Reserven wieder aufgefüllt. Auch vor der Morgendämmerung wird noch einmal geschlemmt. Dann heißt es wieder: stark sein bis zur nächsten Mahlzeit am Abend. Das Ramadan-Fasten ist eine der fünf Säulen in der Lebensführung der gläubigen Muslime.

Reset für den Körper

Die Wienerin Christine Gaetz-Kettner ist ärztlich geprüfte Fastenleiterin. Sie sagt: "Fasten ist Bestandteil aller Religionen. Fasten ist ein Geschenk für den Körper. Er ist ein Reset. Über Verzicht kann man viel erreichen. Fasten ist eine natürliche Gesundheitsvorsorge und schützt vor Zivilisationskrankheiten. Es hilft, die Akkus wieder aufzuladen. Fasten ist etwas Tolles und Positives."

Kranke sollten vorher zum Arzt

Jeder zwischen 18 und 70 Jahren könne problemlos fasten, so die Expertin. Kranke sollten vorher zum Arzt und wenn nötig unter ärztlicher Begleitung fasten. Auch das islamische Zentrum in Wien formuliert Einschränkungen beim Fasten. "Es gibt bestimmte Personen, die von dieser Pflicht befreit sind, wie z.B. Kinder, Schwangere, Stillende, Kranke, Reisende und ältere Menschen."

15 Kilo Fettreserven

Damit das Fasten auch etwas bringt, gibt es ein paar einfache Tipps: Beim Fastenbrechen sei es gut, wenn man nach der langen Essenspause nicht extrem süß oder extrem schwer Verdauliches isst. Christine Gaetz-Kettner empfiehlt leichte Kost: "Pürierte Gemüsesuppen, Rohkost, Kartoffelgerichte. Eher nicht: Fleisch, Eier, Hartkäse. "Ein Mensch von 1,70 Meter Größe und einem Gewicht von 70 Kilogramm hat ungefähr 15 Kilogramm Fettreserven – der kann mühelos 4 Wochen lang fasten", weiß Christine Gaetz-Kettner. Dass man beim Ramadan tagsüber gar nichts trinke, sei für den Körper zwar eine Herausforderung – "aber ein gesunder Körper kommt damit zurecht", so Christine Gaetz-Kettner.

Am 4. Tag kommt Fasten-Hoch

Der Effekt des Ramadan auf die Fastenden sei jedenfalls extrem positiv, so die Expertin: Es findet ein Zellreinigungsprozess statt. Der Zellmüll wird verdaut, das heißt Autophagie und bedeutet einen großen Reinigungsprozess im Körper. Wer zum ersten Mal fastet, sollte es mit erfahrenen fastenden Menschen gemeinsam tun oder mit einem Fastenbegeliter. Denn: "In den ersten drei Tagen kommt es manchmal zu Krisen, Kopfschmerzen, großer Müdigkeit oder zum Gefühl, alles sei zu anstrengend." Nach der Krise kommt dann aber das Hoch: "Am 4. Tag kommt es meist zum Fastenhoch". Das ist ein so extrem gutes Gefühl, dass die Teilnehmer von Christine Gaetz-Kettner Fastenkursen wegen diesem tollen Gefühl immer wiederkommen, so die Erfahrung der Fastenbegleiterin.

"Fasten ist nicht nur Verzicht - man gibt sich selbst Zeit und Raum"

In dieselbe Richtung argumentiert auch das Islamische Zentrum Wien auf seiner Webseite. Dort heißt es: "Das Fasten im Ramadan hat sowohl eine körperliche als auch eine spirituelle Komponente. Auf der körperlichen Ebene hilft das Fasten, die Gesundheit zu verbessern und die Selbstbeherrschung zu stärken. Auf der spirituellen Ebene hilft es dabei, die Nähe zu Gott zu suchen, die Seele zu reinigen und die Verbindung zwischen Körper und Geist zu stärken." 

Und das islamische Zentrum sagt auch: Der Ramadan ist ein Monat des Innehaltens und des Nachdenkens über das eigene Leben und die Beziehung zu Gott und anderen Menschen. Christine Gaetz-Kettner kommt zu dem selben Ergebnis: "Fasten ist mehr als der Verzicht auf Essen. Es ist die Möglichkeit, gut auf sich selbst zu schauen und sich Zeit und Raum zu geben."

Hier kannst du mehr zum Thema finden: https://www.fastenistmehr.at/
Da sich der islamische Kalender nach dem Mond richtet, ist der Ramadan nicht jedes Jahr zur selben Zeit, sondern sich jährlich um elf Tage verschiebt – im Ergebnis kann der Ramadan in allen Jahreszeiten stattfinden. Dieses Jahr endet der Ramadan zum 20. April. Zum Abschluss wird das Zuckerfest gefeiert.

Auf den Punkt gebracht

  • Im Ramadan fasten Muslime einen ganzen Monat lang tagsüber, um nach Sonnenuntergang beim iftar ihre Reserven wieder aufzufüllen
  • Die ärztlich geprüfte Fastenleiterin Christine Gaetz-Kettner erklärt, dass Fasten eine natürliche Gesundheitsvorsorge und ein Reset für den Körper ist
  • Sie betont, dass fast jeder fasten kann, jedoch sollten Kranke vorher ärztlichen Rat einholen, und dass es nach den ersten Tagen des Fastens zu einem positiven Effekt kommt, dem sogenannten "Fastenhoch"
  • Auch das islamische Zentrum betont die körperlichen und spirituellen Vorteile des Fastens im Ramadan
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    Wiener Linien / Manfred Helmer
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