Szene

Faust: Wieviel Nazi verträgt die Oper?

Terry Gilliams "La damnation de Faust" erregt in der Berliner Staatsoper die Gemüter. Nazi-Klischee oder ernstzunehmende Oper?

Heute Redaktion
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Terry Gilliam, Mitglied der kultigen Satiretruppe "Monty Python" lässt an der Berliner Staatsoper ein Gefühl von "Inglorious Basterds" aufkommen. Gilliam hatte die Inszenierung 2011 für die English National Opera produziert.

"Monty Python"in der Oper

Typische "Pyton-Stilelemente" ("Die Ritter der Kokosnuss") sind daher fast zwangsläufig in den „Nazi-Faust" eingesickert, wie etwa die herangaloppierenden Steckenpferde der gekrönten Häupter Europas, die sich über die Aufteilung einer Torte derart in die Haare bekommen, dass prompt der Erste Weltkrieg losbricht.

Skandal-Faust

Staatsopern-Intendant Jürgen Flimm holte den Skandal-Faust nun an die Berliner Staatsoper im Schillertheater und polarisiert merklich gewollt mit "La damnation de Faust", einem teils filmisch umgesetzten Höllenspektakel. Simon Rattle dirigiert die Staatskapelle Berlin zwar gekonnt, muss sich jedoch auch gegen höchst imposante und ausufernde Bühnenbilder behaupten. (Bühnenbild: Hildegard Bechtler).

Hakenkreuz und Hitlergruß

Charles Castronovo singt seinen Faust anstandslos, Florian Boesch gibt sich als stimmgewaltiger Bösewicht Mephisto. Aber: Verträgt Goethe so viel braunen Sumpf? Denn während Hitler beinahe verträumt vom Obersalzberg auf die Berge blickt, findet unten das Gemetzel statt.

Magdalena Kožená als Gretchen-Marguerite erregt im typischen Riefenstahl-Look. Lena Hoschek hätte wohl die passenderen Kleider dazu entworfen. (Kostüme: Katrina Lindsay). Zwischen Hakenkreuz und Hitlergruß lässt Gilliam immer wieder filmisch die vorbeiziehenden Landschaften auf die Bühne projizieren.

Bei der Premiere am vergangenen Samstagabend gab es zwar vereinzelte Buhrufe, aber dennoch reichlich Beifall für das Ensemble und Dirigent Sir Simon Rattle.

"La damnation de Faust"

Staatsoper im Schiller Theater Berlin

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(HH)