Österreich

Mutter-Mord in Favoriten: Das sagen die Nachbarn

Heute Redaktion
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Das Geschrei des mutmaßlichen Killers Jed B. weckte Kurt und Herta K. Dienstagfrüh auf. Ein "Normalzustand", dachten sie zuerst. Erst als immer mehr Sirenen ertönten, wussten sie, dass etwas schlimmes passiert ist.

Als WEGA-Beamte die Wohnung von Familie B. in der Fernkorngasse 20 (Favoriten) stürmten, sahen sie ein "Trümmerfeld" vor sich. Auf dem Boden lag eine regungslose Frau. Eine Wunde im Kopfbereich deutete auf eine gewalttätige Auseinandersetzung hin. Wenige Meter unter der im ersten Stock gelegenen Wohnung liegt ihr Sohn Jed B. (25) auf dem Asphalt, von Polizisten fixiert. Mit einem Sprung aus dem Fenster versuchte er zu flüchten.

Der Vater steht bei der Verhaftung direkt daneben und versucht die hektischen Vorgänge um ihn zu begreifen. Er weiß nur, sein Sohn hatte ihm kurz zuvor telefonisch mitgeteilt, er hätte etwas "Schlimmes getan." Sofort alarmiert er die Polizei und fährt zur gemeinsamen Wohnung seiner Ex-Frau und seines Sohnes. Dieser wird von der Exektuvie abgeführt, seine Ex-Frau in einem Sarg aus der Wohnung getragen.

Dem Druck nicht standgehalten

Einige Nachbarn sagen, sie kennen laute Familienstreitigkeiten in ihrer Gegend. Dass ein Konflikt aber so ausufert, haben sie noch nie erlebt. Teresa R., eine Nachbarin die nur ein paar Türnummern entfernt vom Tatort lebt, hat den Studenten stets als "unauffällig" erlebt.

Dieser wurde bis in die späten Abendstunden am Dienstag einvernommen. Jed B. zeigte sich geständig: Laut Polizei "hätte ihn seine Mutter unter Druck gesetzt. Diesem hat er irgendwann nicht mehr standhalten können". Dieser Druck soll sich in Fußtritte und Schläge gegen den Kopf entladen haben.

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Ein brüllender Mann? Kein Grund aufzustehen

Während sich die dramatischen Szenen in der Fernkorngasse 20 abspielen, liegt ein benachbartes Ehepaar noch im Bett – es ist ca. 7.30 Uhr. Sie können das Geschrei des jungen Mannes sehr gut hören, immerhin wurden sie von ihm aufgeweckt. Dennoch bleiben sie im Bett liegen. Erst als immer mehr Polizeisirenen erklingen, fragen sie sich, was sich da auf der Straße abspielt.

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"Ich muss sagen, wir haben ihn viel früher gehört als gesehen. Wegen einem Mann, der auf offener Straße rumbrüllt, stehen wir nicht extra auf. Wir dachten, es sei wieder einer, der seinen Frust loswerden muss.", so der 67-Jährige Kurt K. Seine Frau Herta kann das nur bestätigen: "In unserer Gegend ist das wirklich nichts Ungewöhnliches."

Wirre Ansprache auf der Fensterbank

Weniger normal fanden sie es dagegen, dass der tatverdächtige Schreihals nicht auf der Straße, sondern auf einer "Fensterbank hin und her wanderte, während aus dem Fenster ein gegen die Wohnungstür krachender Rammbock zu hören war": "Er wirkte verwirrt und hochgradig aggressiv. Ich kann mich daran erinnern, dass es um Moslems und Jesus ging, dann wieder um was ganz Anderes. Wir hatten keine Ahnung was er allen mitteilen wollte."

Die Pensionistin führt weiter aus: "Dann sprang er runter, landete auf den Füßen und die Polizei sofort auf ihn drauf. Wir konnten hören, dass die Tür aufgebrochen wurde. Einer der Polizisten in der Wohnung schrie `Defibrilator, sofort ein Defi her`. Ich dachte mir schon, dass mit dem jungen Mann etwas nicht stimmt, aber dass er seine Mutter umgebracht haben soll – das kam mir nicht in den Sinn."

Es hat sich einiges geändert

Kurt und Herta K. wunderten sich ein bisschen über ihre eigene Abgeklärtheit. Der Tod dieser Frau sei sehr tragisch und der Umstand, wie es dazu gekommen ist, schlichtweg unerklärlich, aber "in den letzten zehn Jahren hat sich hier so einiges geändert. So ganz überrascht, über das was geschehen ist, sind wir nicht."

"Wir fühlen uns hier nicht mehr so wohl wie früher, aber was soll man machen", so die 66-Jährige. "Wenn wir diese Eigentumswohnung nicht hätten, wären wir schon längst umgezogen." Von ihrem Mann kommt nur ein zustimmendes Nicken.