Österreich

Bekommt Favoriten bald eine eigene Währung?

Heute Redaktion
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Der Verein "Stadtlandwirtschaft Favoriten" will im Süden Wiens ein Restaurant errichten, das ausschließlich in und vom 10. Bezirk lebt. Bezahlt werden könnte mit dem "Favoritner".

Der Favoritner Bezirksteil Rothneusiedl im Süden Wiens ist Wiens letztes großes Stadtentwicklungsgebiet. Die Fläche von rund 190 Hektar ist bis heute stark ländlich geprägt. Das hat das Gebiet für die Wiener Stadtplanung interessant gemacht, die das Gebiet im Stadtentwicklungsplan "Step05" (gültig bis 2014) als eines von 13 Zielgebieten künftiger Stadterweiterung definierte.

Andere Pläne verfolgt hingegen Andreas Gugumuck (44), der in der Rosiwalgasse 44 seine Schneckenzucht betreibt. Gemeinsam mit Ernährungs- und Agrarwissenschaftlern hat er den Verein "Stadtlandwirtschaft Favoriten" ins Leben gerufen, der den Bezirk zur "essbaren Stadt" machen will. "Der Boden in Rothneusiedl gehört zu den fruchtbarsten Österreichs. Daher haben wir hier die Chance, neben neuen Wohngebieten auch ein Vorzeigeprojekt innovativer Stadtlandschaft zu etablieren", so der Landwirt.

"Innovative Stadtlandwirtschaft"

"Wien wächst und auch in Rothneusiedl wird in Zukunft gebaut werden. Das ist auch gut so, aber wir schlagen vor, die historischen Gebäude des ehemaligen Hascha-Hofs für echte Stadtlandwirtschaft zu nutzen", erklärt Gugumuck die Idee. Als Vision schwebt ihm der "Zukunftshof" vor, der durch die Kooperation mit Universitäten nachhaltige Stadtlandwirtschaft, Lebensmittelerzeugung und Bildungsauftrag vereinen soll. So könnten hier Stationen entstehen, die den Stadtbewohnern landwirtschaftliches Handwerk und Wissen näher bringen und der zunehmenden Entfremdung von Lebensmittelkonsumenten und -Produzenten entgegenwirkt.

"Essbare Kultur erlebbar machen"

"Gerade im Zuge der stetig wachsenden Stadtbevölkerung und der immer knapper werdenden Grünflächen ist eine zukunftsweisende ökologische, wirtschaftliche und soziale nachhaltige Stadtplanung in Favoriten notwendig. Wir haben hier die einmalige Gelegenheit, dass die Stadt Wien – wie einst in der Entwicklung der Sozialbauten – erneut als Ideengeber vorangeht und andere Städte zu ressourcenschonenden Idealen inspiriert", so Gugumuck.

Statt Parkanlange kann sich Gugumuck "essbare Gärten" mit Gemüsegärten und Obstbäumen vorstellen. Das würde Verbauung mit lebendiger Stadtlandwirtschaft vereinen und vorzeigen, wie eine moderne grüne Stadt aussehen könnte. "Essbare Städte" würden in Zukunft immer wichtiger, denn je mehr Städte bebaut werden, desto mehr brauche es Natur und Grün, um positiven Einfluss auf Stadtklima und Wohlbefinden der Wiener zu schaffen.

Neues Restaurant als kulinarisches Zentrum

"Das Herzstück soll ein Gourmet-Restaurant im geplanten 'Zukunftshof Favoriten' sein, in dem nur lokale Lebensmittel verarbeitet werden. Die Grenze könnte hier bei einem Umkreis von 50 Kilometer liegen oder gleich nur Favoriten umfassen. Das wäre allerdings eine Herausforderung, weil in Favoriten kein Salz gewonnen wird, da müssten wir dann neue Wege finden", schmunzelt Gugumuck.

Um Favoriten – nach Wien und Graz die drittgrößte Gemeinde Österreichs – weiter zu stärken, kann sich Gugumuck auch vorstellen, dass bei der Umsetzung des "Zukunftshofs" auch Favoritner Handwerker zum Zuge kommen. "Das würde die Identität und Wertschöpfungskette des 10. Bezirks stärken", erläutert Gugumuck die Idee.

Lokalwährung "Favoritner" in Planung

Als weiteren Schritt für eine "ganzheitliche wirtschaftliche Nachhaltigkeit" überlegt der Verein die Einführung einer eigenen Lokalwährung, des "Favoritners". Nach Vorbild der Weiz-Card (ausgegeben von der Stadt Weiz in der Steiermark) soll der "Favoritner" als Gutscheinsystem laufen und so allen Betrieben im Bezirk zugutekommen. "Geldscheine drucken werden wir aber nicht", lacht Gugumuck. Der "Favoritner" wird als Gutscheinkarte einmal gekauft und soll dann in allen teilnehmenden Favoritner Betrieben eingelöst werden können. So soll die Favoritner Kaufkraft im 10. Bezirk bleiben.

Projekt noch in frühem Planungsstadium

Derzeit ist der "Zukunftshof Favoriten" noch im Planungsstadium. "Wir haben den Verein gegründet, um gemeinsam die nächsten erforderlichen Schritte zu planen und umzusetzen", so Gugumuck. Die Favoritner Bezirksvorstehung stehe der Idee offen gegenüber, nun gehe es darum, weitere Details auszuarbeiten.

Wer Interesse am "Zukunftshof Favoriten" hat, ist herzlich zu dem Infoabend am 31. Juli 2018 ab 19 Uhr in die Rosiwalgasse 44 eingeladen. Information gibt es auch unter [email protected].



(lok)