Bundeskanzler Werner Faymann hat am Samstag den Dalai Lama im Beisein von Kardinal Christoph Schönborn zu einem gemeinsamen Frühstück in Wien getroffen. China protestierte offiziell gegen das Treffen und sprach von einer "schweren Einmischung". Am Nachmittag fand am Heldenplatz eine Solidaritätskundgebung für ein freies Tibet statt.
Bundeskanzler Werner Faymann hat am Samstag den Dalai Lama im Beisein von Kardinal Christoph Schönborn zu einem gemeinsamen Frühstück in Wien getroffen. China protestierte offiziell gegen das Treffen und sprach von einer "schweren Einmischung". Am Nachmittag fand am Heldenplatz eine Solidaritätskundgebung für ein freies Tibet statt.
Werner Faymann zog sich mit dem gemeinsamen Frühstück den Zorn Chinas zu. Vor einer Verschlechterung der Beziehungen zu China habe er trotz Warnungen durch den chinesischen Botschafter in Wien, Shi Mingde, keine Angst. "Die Frage, wen ich treffe, entscheide ich selbst und das gilt auch für den Dalai Lama. Österreich ist ein Land, das immer gezeigt hat, dass es aufseiten der Menschenrechte steht und für meine Termine bin ich selbst verantwortlich", betonte der Kanzler. Vor allem trete er weiterhin für seine Werte ein - die "Stärkung der Menschenrechte überall auf der Welt".
China: "Schwere Einmischung"
China zeigte sich am Samstag erbost über die Treffen zwischen österreichischen Politikern und dem Dalai Lama. Am Samstagnachmittag gab es dann einen offiziellen Protest aus Peking. In einer schriftlichen Stellungnahme des chinesischen Außenministeriums wurden die Treffen von Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger mit dem Dalai Lama "als schwere Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas" bezeichnet.
"Die chinesische Seite bringt die äußerste Unzufriedenheit zum Ausdruck und ist entschieden dagegen." Durch die Vorgangsweise würden die "Gefühle des chinesischen Volkes verletzt", hieß es in einer Aussendung, zudem würde "den Kräften der Unabhängigkeit von Tibet" ein falsches Signal gegeben.
Dalai Lama lobte Österreichs niedrige Arbeitslosigkeit
Bei dem gemeinsamen Frühstück mit Bundeskanzler Werner Faymann hat der Dalai Lama Österreich für seine niedrige Arbeitslosigkeit, insbesondere unter Jugendlichen, gelobt. Faymann und der Friedensnobelpreisträger von 1989 besprachen vor allem aber auch allgemeine Fragen über Menschenrechte, auch die Situation in Tibet wurde angesprochen. Umweltschutz und Armutsbekämpfung standen ebenfalls auf der Agenda.
Konkret ersuchte der Dalai Lama den Kanzler, sich weiterhin für Umwelt und Menschenrechte einzusetzen. Im Beisein von Kardinal Christoph Schönborn habe man sich über Religionsfreiheit ausgetauscht und Fragen des interreligiösen Dialoges thematisiert.
Nach dem Frühstück mit Faymann sprach der Dalai Lama bei einem Symposium an der Universität Wien, wo er auch auf Quantenphysiker Anton Zeilinger.
Solidaritätskundgebung am Heldenplatz
Am Samstagnachmittag begann eine europäische Solidaritätskundgebung für Tibet. Mit der durch internationale Tibet-Vereine organisierten Veranstaltung soll auf die "Unterdrückung und Kolonisierung des tibetischen Volkes" aufmerksam gemacht werden, wie es Francesca von Habsburg vor Hunderten Menschen am Heldenplatz formulierte. "Genug ist genug", mahnte auch Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger. Highlight der Kundgebung war eine Rede des Dalai Lama.
Der tibetische Exil-Premierminister Lobsang Sangay zog am Samstag eine positive Bilanz und zeigte sich "erfreut über die Treffen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers" mit dem Dalai Lama. Der Besuch des Dalai Lama in Österreich und der große Widerhall auf die Visite des geistlichen Oberhaupts der Tibeter sei "eine klare Botschaft der Hoffnung an die Tibeter in Tibet selbst" und eine ebenso "klare Botschaft an Peking", Menschenrechte und Demokratie zu respektieren. "Unser Tag wird kommen", ist Sangay überzeugt, der seine Hoffnungen auf Lösung der Tibet-Frage in eine Ablöse der jetzigen chinesischen Hardliner-Politikergarde setzt.
Auf die Frage, ob er die Einrichtung eines Sonderkoordinators der Europäischen Union für Tibet sowie die Reise einer EU-Delegation nach Tibet befürworte, antwortete Faymann, dies sei "Aufgabe von (der EU-Außenbeauftragten) Catherine Ashton". Die EU habe in der Vergangenheit immer wieder "deutlich Stellung genommen für Gewaltfreiheit und Menschenrechte" und auch zur Tibet-Frage "klar Stellung bezogen". Die Gemeinschaft sei "nicht teilnahmslos, aber die konkreten Schritte" entscheide Ashton.
Die Idee eines EU-Sonderkoordinators sowie die Untersuchung der Lage in Tibet durch eine EU-Delegation ist auch Hauptforderung der durch internationale Tibet-Organisationen organisierten "Europäischen Solidaritätskundgebung für Tibet" am Nachmittag am Heldenplatz in Wien.
APA/red.