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Fendrich covert sich auf neuem Album selber

Heute Redaktion
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Geburtstag hat er erst am 27.2. - doch schon am Freitag beschenkt sich Austro-Barde Rainhard Fendrich mit dem neuem Album "Auf den zweiten Blick" selbst: Wer neue Tracks erwartet, wird enttäuscht.

Geburtstag hat er erst am 27.2. – doch schon am Freitag beschenkt sich Austro-Barde Rainhard Fendrich mit dem neuem Album "Auf den zweiten Blick" selbst: Wer neue Tracks erwartet, wird enttäuscht.

Zum 60er zieht’s den Wiener nicht zu Neuem, sondern zu Bewährtem: "Ein runder Geburtstag ist eine Zäsur – ich habe mir meine Texte aus 35 Jahren angeschaut und wollte sie noch einmal aufnehmen." Fendrich covert sich selbst – und schenkt seinen Fans 14 unbekanntere Oldies plus einen neuen Song.

Den 60er verbringt er mit Freunden oder sogar alleine – 2016, so verrät der Entertainer, gibt’s eine Tournee. Fendrichs Geburtstagswunsch? "Ruhe. Ich will für eine gewisse Zeit nicht erreichbar sein – auch nicht für meine Familie."

Das ganze Interview mit Rainhard Fendrich gibts auf Seite 2...

Warum kein Album mit neuen Songs?

Kein neues Album deshalb, weil man nicht alle zwölf Monate ein neues Album machen kann. Und es gibt auch einen Anlass: Ein 60. Geburtstag ist ein 60. Geburtstag. Den kann man betrachten wie man möchte, dies ist natürlich eine Zäsur. Und ich hab’ mir ein Geburtstagsgeschenk gemacht, in dem ich mich mit meinem Werk auseinandergesetzt habe, mir wirklich alle Texte der Vergangenheit – der letzten 30 bis 35 Jahre – angeschaut habe und es für mich interessant war, das zu hören, das zu lesen, was ich einmal geschrieben habe, als ich sehr jung war. Das wollte ich ganz einfach noch einmal aufnehmen, mit meiner jetzigen Band, mit meiner erwachseneren Stimme. Und daraus sind eben jetzt 14 Lieder entstanden - plus ein neuer Song - und das Ganze heißt "Auf den zweiten Blick".

Was bedeutet für Rainhard Fendrich der zweite Blick?

Das zweite Hinschauen. Man schreibt ein Lied, man nimmt es auf, man performt es. Und dann hat es entweder Erfolg oder keinen Erfolg. Es sind vorwiegend Titel auf diesem Album, die – mit einigen wenigen Ausnahmen – meist im Schatten von Hits gestanden sind. Das heißt: Man hat eine Langspielplatte gehabt, da waren damals meist zehn bis zwölf Songs drauf. Aus diesen zwölf Titeln hat man zwei oder drei heraus genommen. Diese wurden dann auch im Radio gespielt und die anderen, die sind dann irgendwann in Vergessenheit geraten. Es sind Lieder, die wirklich in Vergessenheit geraten sind und mit denen ich mich jetzt noch einmal auseinander gesetzt habe. Eigentlich aus Interesse: Was dachte der Rainhard Fendrich?

Zum 40. und zum 50. Geburtstag gab es auch Alben, die zurückgeblickt haben. Warum?

Das drängte sich quasi auf. Zum Fünfziger machten wir wieder einen Rückblick, ein Potpourri, wobei "Auf den zweiten Blick" mehr ist, da hier eben kaum Hits drauf sind. Es gibt ein einziges Lied, das einmal – unter Anführungszeichen – so etwas wie ein Hit war ("Ich bin ein Negerant, Madame", 1983). Die Lieder dieser Platte sind nicht auf diversen Hit-Samplern drauf. Und genau das ist das Reizvolle an diesem Album, weil es etwas Stilleres ist.

Woran merkt der Zuhörer `den zweiten Blick’ an den von dir ausgesuchten Songs?

Der Sound ist auf alle Fälle ein anderer. Ich habe diese Lieder aufgenommen, da hat es noch Tonbänder gegeben. Das waren diese 'Schnürln', die man so eingelegt hat; damals hat man noch eine große schwarze Scheibe auf den Plattenteller gelegt. Das Album hat gerochen, wenn es frisch war und es war natürlich die Stimme des Interpreten - eine Jüngere. Insofern war es für mich reizvoll, diese Lieder noch einmal mit einer erwachseneren Band aufzunehmen. Manchmal habe ich am Text etwas ausgebessert, aber im Prinzip ist die Message – wenn man so will – immer die Gleiche geblieben.

Hatte Deine Band Mitspracherecht bei der Auswahl der Songs?

Ich habe die Auswahl der Lieder ganz alleine getroffen, weil ja viele Lieder entstanden sind, da hat es die Band noch nicht gegeben. Es sind – mit Ausnahme von (Gitarrist) Robby Musenbichler – alle jünger als ich. Nur Robby ist genauso alt wie ich. Ich habe ja mit einer ganz anderen Band begonnen.

Hast Du bewusst versucht, von jedem Deiner Alben einen Song zu nehmen (1981- 2004)?

Ich habe nicht gesagt: Ich möchte von jedem Album einen Titel. Es war rein spontan. Ich habe mir alle Texte durchgelesen, die mich interessiert haben, hab’ mir dann das dazu passende Lied angehört - es war eine reine Bauchentscheidung, welches Lied ich noch einmal aufnehmen möchte.

Was ist der Stellenwert dieses Projekts?

Ich covere mich selbst. Es ist nichts, was jetzt meine Kreativität sehr gefordert hat, mehr meine Neugier.

Es ist ein Fendrich-Musical geplant: "I Am From Austria". Was kannst Du darüber sagen?

Das Buch wird von Titus Hoffmann (Autor, Übersetzer und Regisseur) und Christian Struppeck (künstlerischer Leiter des Ronacher & Raimund Theaters) geschrieben. Für 2016 ist es auf jeden Fall geplant. Die Working Sessions beginnen erst jetzt. Daher kann ich noch gar nichts dazu sagen.

Welche Handlung wird das Musical haben?

Kann ich auch noch nichts sagen. Ich weiß es zwar, aber ich weiß auch aufgrund eigener Erfahrung, dass es sich sowas von verändern kann und es ein langer Arbeitsprozess ist, bis dann der wirkliche Platz steht. Ich stelle mich da hinter die beiden Autoren, die können mehr darüber berichten als ich.

Wann soll das Musical laufen?

Ich nehme an 2016. Bisher habe ich mich zweimal mit dem Intendanten getroffen, dazwischen haben wir eigentlich nur gemailt. Es gibt in Kürze ein Treffen mit dem musikalischen Leiter – mit Michael Reed – und jetzt beginnt ein gewisser Working Process, auf den ich mich sehr freue, da Theater etwas ist, wo ich sehr verwurzelt bin. Ich hab eigentlich auf einer Theater-/Musical-Bühne begonnen (1980) und das ist eine schöne Heimkehr, sag ich einmal so.

Könnte das neue Album "Auf den zweiten Blick" Inhalt eines Konzertprogramms werden?

Ein Konzertprogramm nur mit den alten Liedern interessiert mich eigentlich nicht. Ich flechte sie jetzt aber ein bei meinem nächsten Programm; wir reden von der Saison 2016. Ich möchte einmal ein Programm mit heiteren Themen zusammenstellen. Da wird der eine oder andere Titel schon darunter sein. Mich interessiert natürlich auch, dass ich meine neuen Gedanken transportieren kann.“

Ihr Wunsch zum 60. Geburtstag?

Ruhe…Ruhe. Und es wird das nächste Jahr (2015) einer gewissen Einkehr gewidmet sein. Ich werde eine Reise machen, von der ich noch selber nicht weiß, wo sie hingehen wird. Das finde ich sehr spannend. Ich bin schon beim Last Minute-Looken. Ich kann es noch gar nicht sagen, wohin es mich führen wird, weil ich ein bisschen meine Spuren verwischen möchte. Ich möchte mir zu meinem Sechziger erlauben für eine gewisse Zeit für niemanden erreichbar zu sein. Auch nicht für meine Familie, das muss möglich sein. Ich brauch‘ die Zeit auch für mich. Und ich wünsche mir Gesundheit. Also man merkt natürlich, dass ein Künstler, der immer funktionieren muss – und ich hab‘ wirklich in den letzten vierzehn, fünfzehn Monaten (2013 und 2014) sehr, sehr viele Konzerte gespielt und Gott sei Dank bin ich bei keinem wirklich ausgefallen. Meine Stimme hat gehalten, aber man merkt natürlich schon gewisse Verschleißerscheinungen, dass einen auch gewisse Dinge wehtun. Ich brauche sehr viel Schlaf, das ist immer ein Zeichen, dass ich erschöpft bin - das darf man auch sein nach so einer langen Zeit. Und ich brauche dieses nächste Jahr (2015) für mich, um darüber nachzudenken, wie meine künstlerische Lebensplanung aussieht.