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Festnahme nach Mord an Familie in den Alpen

Heute Redaktion
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Bild: SALVATORE DI NOLFI (KEYSTONE)

Fast zehn Monate nach dem mysteriösen Vierfachmord von Annecy hat es eine erste Festnahme gegeben. Die britische Polizei teilte am Montag in London mit, dass ein 54-jähriger Mann in Surrey bei London festgenommen worden sei.

hat es eine erste Festnahme gegeben. Die britische Polizei teilte am Montag in London mit, dass ein 54-jähriger Mann in Surrey bei London festgenommen worden sei.

Nach Angaben der französischen Justiz handelt es sich um den Bruder von Saad al-Hilli, der zusammen mit seiner Ehefrau, deren Mutter und einem französischen Radfahrer in Ostfrankreich erschossen worden war. Der Fall hatte im vergangenen Herbst weltweit für Schlagzeilen gesorgt: Der aus dem Irak stammende Brite Saad al-Hilli, seine Ehefrau Ikbal, deren Mutter und ein französischer Radfahrer waren am 5. September auf einem Waldparkplatz bei Annecy in Ostfrankreich .

Die Ermittler in Frankreich und Großbritannien tappten in dem mysteriösen Fall monatelang im Dunkeln. Trotz Großfahndung und unzähliger Zeugenbefragungen konnten die Ermittler auch nach Monaten noch keinen Tatverdächtigen ausmachen. Sie gingen zwar davon aus, dass die Al-Hillis das eigentliche Ziel des Angriffs waren und der Radfahrer, der für eine Nuklearfirma in Frankreich arbeitete, nur "zur falschen Zeit am falschen Ort" war. Doch der anfängliche Verdacht gegen den heute 54-jährigen Bruder Zaid al-Hilli wegen Erbstreitigkeiten mit Saad al-Hilli konnte zunächst nicht erhärtet werden.

Mordkomplott des Bruders?

Die britische Polizei teilte nun mit, der Bruder sei wegen des Verdachts "der Beteiligung an einem Mordkomplott" festgenommen worden. Der Staatsanwalt von Annecy, Eric Maillaud, bestätigte Durchsuchungen in dessen britischen Wohnsitz sowie in dem Golfplatz, dessen Geschäftsführer er ist. Es gebe "ausreichend Belastungsmaterial" für ein Verhör im Polizeigewahrsam. Zaid al-Hilli solle unter anderem nach der Familienerbschaft befragt werden. Erst vor wenigen Tagen hatte der Staatsanwalt auf auffällige Telefonate des Bruders mit Teilnehmern in Rumänien verwiesen.

Zaid al-Hilli war bereits kurz nach dem Vierfachmord verhört worden. Er erschien damals sogar freiwillig bei der britischen Polizei, um seine Unschuld zu beteuern. Ende März wurde er erneut befragt. Angehörige der Familie warfen den Ermittlern jedoch vor, sich einseitig auf die Spur der Familie zu konzentrieren. Sicher ist, dass der 2011 in Spanien verstorbene Vater der Brüder Al-Hilli auf einem Schweizer Konto fast eine Million Euro liegen hatte.

Spekulationen ohne Ende  

Die Ermittler gingen in den vergangenen Monaten aber auch dem Verdacht nach, dass die Morde mit der Arbeit von Saad al-Hilli als Ingenieur im sensiblen Luft- und Raumfahrtsektor zusammenhängen könnten oder mit dessen irakischer Herkunft. In der Presse kamen zahllose Spekulationen auf, die von Geldwäsche für den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein bis zu einer Unterstützung des Iran durch den 50-Jährigen reichten.

Die beiden überlebenden Mädchen konnten der Polizei nicht weiterhelfen: Die Jüngere hatte in ihrem Versteck nichts gesehen, die Ältere, die tagelang im künstlichen Koma lag, konnte sich lediglich an einen "bösen Mann" erinnern. Die Familie Al-Hilli hatte im idyllischen Claygate in der Grafschaft Surrey rund 30 Kilometer südlich von London in einem großzügigen Fachwerkhaus gewohnt.