Österreich

Feuerwehrleute fürchten sich vor Teslas

Stromschlag-Gefahr, Selbstentzündung, Giftgase – Elektrofahrzeuge bergen neue Risiken. Die Bedrohung zu erkennen, ist sehr schwierig.

Heute Redaktion
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(Symbolbild): Die Feuerwehr beim Löschen eines Elektro-Autos nach einem Unfall.
(Symbolbild): Die Feuerwehr beim Löschen eines Elektro-Autos nach einem Unfall.
Bild: Freiwillige Feuerwehr

Autos mit alternativen Antrieben mögen gut für die Umwelt sein, doch bringen sie auch neue Gefahren mit sich. Nach einem Fahrzeugbrand besteht bei Elektroautos beispielsweise Stromschlaggefahr. Dagegen können sich Rettungskräfte etwa mit Spezialhandschuhen schützen. Eine weiteres Risiko für die Einsatzkräfte: Verunfallte E-Fahrzeuge können unerwartet ins Rollen geraten. Im Gegensatz zum Verbrennungsmotor, bei dem ein laufender Motor die Gefahr signalisiert, geht vom Elektroauto kein Geräusch aus.

Diesen Sommer geriet beispielsweise in Ermensee in der Schweiz ein Tesla nach einem Unfall in Vollbrand. "Es herrschte Unsicherheit, als wir feststellten, dass es sich um ein Elektrofahrzeug handelt", beschrieb Marcel Kaufmann, Kommandant der örtlichen Feuerwehr, die Situation am Einsatzort. Wenn die Batterie eines Tesla-Autos in Flammen steht, können zusätzliche giftige Gase entstehen.

Batteriebrand braucht viel Wasser

Laut Tesla benötigen Rettungskräfte beim Löschen besonders viel Wasser. "Das müssen Einsatzleiter bedenken, damit ihnen im Ernstfall nicht das Löschmittel ausgeht", sagt Michael Derungs, Spezialist für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben bei Schutz & Rettung Zürich, zu "20 Minuten". Das unter Spannung stehende Element mit Wasser zu löschen ist kein Problem, solange Feuerwehrleute sich an die Richtlinien zur Brandbekämpfung an elektrischen Anlagen halten. Doch auch nach dem Löschen des Batterie-Brandes bleibt es gefährlich: Es herrscht verzögerte Brandgefahr – die Batterien können sich auch Tage nach einem Unfall neu entzünden. Als der Ex-"Top Gear"-Star Richard Hammond im Juni beim Bergrennen in Hemberg SG verunglückte, musste das Wrack seines Rimac-Elektroautos stundenlang gekühlt werden.

Normalerweise besteht für Insassen eines Elektroautos laut Derungs keine erhöhte Gefahr durch die elektronischen Komponenten. Wenn das Fahrzeug stark deformiert wird, könne es aber sein, dass Schutzmechanismen versagen. Herausgerissene Hochvoltbauteile etwa können eine Gefahr darstellen, wenn sie ohne Schutzausrüstung berührt werden.

Kurs zum Thema für Einsatzleitung

Straßenretter hätten Zugriff auf Rettungskarten der Autobauer, sagt Kaufmann im Gespräch mit "20 Minuten". Tesla bietet die Informationen online an. In den Dokumenten steht etwa, dass das Löschen eines Batteriebrands bis zu 24 Stunden dauern kann. Zudem schreibt Tesla an die Unfallhelfer: "Gehen Sie stets davon aus, dass alle Hochvoltkomponenten unter Strom stehen! Das Durchtrennen und Berühren von Hochvoltkomponenten kann schwere oder sogar tödliche Verletzungen nach sich ziehen."

Situation in Österreich

Auch bei der Berufsfeuerwehr Wien ist man sich der Gefahr, die von Elektroautos ausgeht, bewusst. Brandkommissär Lukas Schauer erklärt im Gespräch mit "Heute", dass der Umgang mit Fahrzeugen mit alternativem Antrieb wie Erdgas, Wasserstoff oder eben Elektro-Autos Teil der Ausbildung und der laufenden Fortbildungen ist.

Mehr Elektroautos

Laut den Zahlen der Statistik Austria waren es in Österreich mit Stand 31. Juli 2017 12.348 Elektroautos zugelassen. Wir sind zudem Europameister bei Neuzulassungen. Der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen hat sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt und liegt nun bei 1,2 Prozent. (R. Knecht/C.Schmied)