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Fifty Shades of Grey: Peitschen allein reichen nicht

Heute Redaktion
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Wer sich von der lang ersehnten Verfilmung von "Fifty Shades of Grey" ein sinnliches Feuerwerk erwartet, wird schmerzlich enttäuscht sein. Manchmal ist die Story um Ana und ihren SM-Millionär Christian süß, herzerwärmend und witzig, doch die Kurve, um richtig sexy und prickelnd zu werden, bekommt der Film nicht hin.

Wer sich von der lang ersehnten Verfilmung von ein sinnliches Feuerwerk erwartet, wird schmerzlich enttäuscht sein. Manchmal ist die Story um Ana und ihren SM-Millionär Christian süß, herzerwärmend und witzig, doch die Kurve, um richtig sexy und prickelnd zu werden, bekommt der Film nicht hin.

 

Das Gute zuerst: Fans des Buch-Bestsellers werden sich freuen, dass an der Storyline nicht viel herumgepfuscht wurde. Außer die Handlung ein klein wenig zu straffen, ist die Vorlage fast 1:1 im Film wiederzufinden. Toll ist, dass manche Szenen sogar besser als im Buch wurden. Immer dann, wenn Ana ( ) gegenüber ein wenig frech wird, ist das Ergebnis witzig. Auf die Szene, wenn Ana ganz businesslike ihren SM-Vertrag mit Christian durchspricht, darf sich jeder Fan getrost freuen. Ebenfalls nett: Beyonce hat beim Soundtrack ganze Arbeit geleistet.

Die Dumpfbacke und der gruselige Stalker

Allerdings wiegt das die Nachteile des 120-Minuten-Machwerks nicht auf. Ana wirkt zu Beginn wie eine echte Dumpfbacke. Erst später kann Dakota Johnson zeigen, dass sie doch schauspielen kann, ihre Leistung lässt allerdings zwischendurch immer wieder stark nach. Christians Schwächen werden später sichtbar. Anfangs ist man noch von seinem perfekten Körper abgelenkt. Immer mehr wird der "Held" später jedoch zum gruseligen Stalker. Zwischenzeitlich fragt man sich, warum Ana eigentlich auf ihn steht, denn seine verletzliche Seite, die ihn im Buch so sympatisch macht, will man ihm nicht ganz abkaufen.

Let's talk about Sex, denn sehen will man ihn eigentlich meist nicht

In der Buchvorlage hilft die oft im Übermaß strapazierte "innere Göttin" Anas, den Leser verstehen zu lassen, warum sie etwas macht und sich blitzschnell sexuelle Spannung zwischen den Hauptpersonen aufbaut. Diese innere Stimme gibt es im Kino nicht. Deshalb ist es meist nicht nachvollziehbar, warum Anastasia statt sich einfach umzudrehen und zu gehen, stattdessen mit Christian ins Bett, auf die Couch oder in den "Playroom" hüpft. Rucki-zucki ist sie entjungfert, kurz danach auch schon gefesselt. Bei der ersten Berührung fängt die Heldin an zu stöhnen und niemand versteht, wieso eigentlich. Da helfen auch Federn, Eiswürfel, Peitschen, Bondage-Equipment und Augenbinden nicht.

Achtung SPOILER-Alarm! Umblättern für Infos zum Ende von "Fifty Shades of Grey"

"Tut das nicht!" - Aber Ana und Christian wollen nicht hören

Das Buch ist eine Trilogie und dementsprechend kann es beim ersten Teil des Filmes auch noch kein Happy End geben. Mäuschen Ana entdeckt im Laufe des Films ihr Rückgrat, fordert Christian aber schließlich auf, sie zu bestrafen. Eine äußerst blöde Idee, wie dem Kinozuschauer sofort bewusst ist. Leider reagieren Ana und Christian, anders als zu Kinderzeiten der Kasperl, nicht auf Zurufe. Sie ziehen die Nummer mit dem Gürtel und den Schmerzen trotzdem durch. Wenig überraschend, kann das kein gutes Ende nehmen. 

Wo bleibt der Bösewicht, wenn man ihn braucht?

Es wäre wahrscheinlich eine bessere Idee gewesen, nicht eine Film-Trilogie zu planen, sondern stattdessen den Bösewicht der späteren Teile schon im ersten Film eine Rolle zukommen zu lassen. Dakota Johnson und Jamie Dornan hätten von einem unsympatischen Gegenspieler sicher profitiert und 120 Minuten würden dem Zuschauer nicht ganz so lang vorkommen.

Bei diesem Film vergeht einem die Lust auf Bondage-Sex

Fazit: Der Film ist zum Teil nett, aber die Chemie zwischen den Hauptdarstellern haut einfach nicht hin. Diese Stimmung, die der Buchvorlage den zweifelhaften Ruf eines "Hausfrauenpornos" eingebracht hat und Fans in Massen die Sex-Shops stürmen ließ, stellt sich im Film nicht ein. Das hinterlässt trotz einiger netter Szenen einen äußerst schalen Nachgeschmack.