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Wiener Regisseurin kämpft um die Goldene Palme

Am 14. Mai werden die Filmfestspiele von Cannes eröffnet. Es konkurrieren 21 Filme um die Goldene Palme.

Heute Redaktion
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Der rote Teppich ist ausgerollt. Das Filmfest Cannes beginnt heute, 14. Mai, mit der Zombie-Komödie "The Dead Don't Die".

Der Wettbewerb um die Goldene Palme lockt mit vielen großen Filmen (zwei davon mit Österreich-Bezug). Und eine kleine Aufregung – um Alain Delon – gibt es auch schon.

Zombiekomödie eröffnet das Filmfest von Cannes

Hollywood-Star Bill Murray hat aus den "Ghostbusters"-Komödien viel Erfahrung als Geisterjäger. In seinem neuen Film "The Dead Don't Die" jagt er Untote. Die Zombie-Komödie von Kultregisseur Jim Jarmusch spielt in einem US-Städtchen, in dem die Leichen aus den Gräbern steigen und mächtig Krach schlagen.

Auf dem roten Teppich von Cannes flanieren die Stars des Films allesamt quietschlebendig an den Fotografen vorbei: Neben Bill Murray haben sich auch Tilda Swinton, Adam Driver, Chloe Sevigny und Regisseur Jarmusch angesagt.

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Dass sein Zombie-Spektakel für den Start der 72. Filmfestspiele von Cannes ausgesucht wurde, hat Jim Jarmusch ("Ghost Dog") erstaunt. "Er sagte uns, ihr seid verrückt, das ist doch kein Eröffnungsfilm", verriet Festival-Chef Thierry Frémaux vor der Presse. "Aber wir ehren mit dieser Auswahl auch Jarmusch selbst und seinen Platz in der Filmgeschichte."

"The Dead Don't Die" ist einer von 21 Filmen, die im Wettbewerb laufen. Dass Jim Jarmusch am Rennen um die Goldene Palme teilnimmt, ist durchaus erstaunlich, denn viele namhafte US-Filmemacher und -Studios ziehen es vor, ihre neuen Produktionen in Cannes außer Konkurrenz zu zeigen. Damit ersparen sie sich von vornherein die Aussicht auf die Blamage, eventuell unbelohnt wieder nach Hause zu fahren.

Brad Pitt, DiCaprio und Co schauen vorbei

Auch Quentin Tarantino, der vor 25 Jahren mit "Pulp Fiction" die Goldene Palme gewann, tritt im Wettbewerb an. Sein neuer und neunter Film "Once Upon A Time… In Hollywood" feiert am 21. Mai Weltpremiere, und da wird die stets freundlich-hysterische Stimmung in Cannes wohl den Siedepunkt erreichen. Denn der Regisseur kommt nicht allein, sondern er will auch seine Stars Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und Margot Robbie mitbringen.

Dabei war lange nicht klar, ob "Once Upon A Time… In Hollywood" den Cannes-Termin überhaupt einhalten könnte. Festival-Chef Frémaux: "Ende März war der Film noch nicht fertig. Dass er sich so sehr angestrengt hat, den Film zu uns zu bringen, ist ein Zeichen seiner Freundschaft und seiner Loyalität. Außerdem ist die Premiere ein großes künstlerisches Event."

Zur Gestaltung des Wettbewerbs-Programms sagt Cannes-Chef: "Wir haben zur einen Hälfte bekannte Regisseure und zur anderen Hälfte neue."

Auch eine Wienerin kämpft um die Goldene Palme

In letztere Kategorie gehört die Wienerin Jessica Hausner, die mit ihrem Film "Little Joe" – eine Mischung aus Science Fiction und Psychothriller – erstmals im Rennen um die Goldene Palme dabei ist.

"Jessica hat sich weiterentwickelt. Ich bin sehr glücklich, dass sie mit 'Little Joe' (Premiere: 17. Mai) einen Film gedreht hat, der die Qualität für den Wettbewerb hat", lobt Thierry Frémaux.

Die Wienerin hat eine erstaunliche Karriere im Arthaus-Bereich hingelegt. "Little Joe" ist ihr fünfter Spielfilm – jeder einzelne bekam eine große Festival-Premiere. Jessica Hausner war bisher drei Mal in den Nebenreihen von Cannes am Start und einmal, mit dem Glaubens-Drama "Lourdes", in Venedig. Seit 2017 gehört sie auch zu den Juroren der Academy in Hollywood, die alljährlich über die Oscars entscheiden.

Da verwundert es nicht, dass Hausner es jetzt "seltsam normal" empfindet, auf einer Höhe mit Tarantino und Jarmusch im Wettbewerb anzutreten. Ein leichtes Kribbeln verspürt sie aber beim Gedanken an den Gang über den roten Teppich, wie sie lächelnd im Interview mit dem Online-Magazin filmclicks.at verriet: "Wenn ich ein schönes Kleid finde, dann freu' ich mich drauf – wenn nicht, dann fürchte ich mich."

Weiterer Film mit starkem Österreich-Bezug

Zu den Regie-Großmeistern, gegen die Jessica Hausner im Wettbewerb antritt, gehört auch der amerikanische Kino-Magier Terrence Malick, der 2011 für "The Tree Of Life" (mit Brad Pitt) die Goldene Palme gewann. Für seinen neuen Film "A Hidden Life" (Cannes-Premiere: 19. Mai) hat er sich ein österreichisches Thema ausgesucht und viele österreichische Schauspieler engagiert: Unter anderem Valerie Pachner, Tobias Moretti, Karl Markovics und Sophie Rois.

Es geht um den Fall des Bauern Franz Jägerstätter (August Diehl), der während des Zweiten Weltkriegs den Dienst mit der Waffe verweigerte und von den Nazis hingerichtet wurde. Auch die mittlerweile verstorbenen Stars Bruno Ganz und Michael Nykvist sind in "A Hidden Life" noch einmal zu sehen.

Gute Chancen haben auch ...

Weitere bekannte Regisseure im Wettbewerb sind der Spanier Pedro Almodóvar ("Pain And Glory"), der Kanadier Xavier Dolan ("Matthias & Maxime"), die belgischen Brüder Jean Pierre & Luc Dardenne ("Young Ahmed") und der Engländer Ken Loach ("Sorry We Missed You").

Außer Jessica Hausner haben noch drei andere Regisseurinnen – die Französinnen Mati Diop, Justine Triet und Céline Sciamma – ein Ticket für den Wettbewerb bekommen. Auf die Jury um den Regisseur und vierfachen Oscar-Preisträger Alejandro Inárritu wartet also viel Arbeit.

Aufregung um Alain Delon

Heiß hergehen könnte es bei einer an sich harmlosen Gala am 19. Mai, wenn Alain Delon die Goldene Ehrenpalme für sein Gesamtwerk erhält. Diese Auszeichnung hat in Frankreich heftigen Protest ausgelöst: Weil der 83-jährige Delon politisch weit rechte Positionen vertritt (er wird zum Freundeskreis der Familie Le Pen gezählt) und weil man ihm etliche sexistische und homophobe Äußerungen übelnimmt.

Festival-Chef Thierry Frémaux steht aber zu der Entscheidung, Delon den Preis zu übergeben: "Wir verleihen ihm ja nicht den Friedensnobelpreis, sondern eine Ehren-Palme für sein Werk als Schauspieler."