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560€ Grundeinkommen – was das Experiment zeigt

Heute Redaktion
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2.000 arbeitslose Menschen erhielten in Finnland über zwei Jahre hinweg monatlich 560 Euro – ohne daran geknüpfte Bedingung. Das Ergebnis des finnischen Experiments erstaunt.

Kann ein bedingungsloses Grundeinkommen wirklich Armut bekämpfen? Gibt es Arbeitslosen die Sicherheit, die sie brauchen um eher einen Job zu finden? Es ist ein Thema, das die Meinungen innerhalb der Bevölkerung spaltet. Doch wirklich getestet hatte es noch niemand, es gab kaum wissenschaftliche Erkenntnisse über die Effekte eines solchen Gehalts ohne Gegenleistung. Bis jetzt.

Finnland machte nun bei einem Jahrhundertexperiment die Probe aufs Exempel: Bis Ende 2018 erhielten 2.000 zufällig ausgewählte Arbeitslose ein bedingungsloses Grundeinkommen von 560 Euro im Monat.

Für Teilnehmerin Sini Marttinen war das Experiment ein Segen. Der Brief sei eine Art Weckruf gewesen, schildert die 35-Jährige. "Ich war schon immer ein unternehmerischer Typ, die Sicherheit des Grundeinkommens hat mir geholfen, mich selbstständig zu machen", wird die Finnin in einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zitiert.

Die ehemalige Jetsetterin, die wegen der Alzheimer-Erkrankung ihres Vater zurück nach Finnland gekommen war, stand innerhalb weniger Monate finanziell wieder selbst auf ihren eigenen Beinen. Schon ab April 2017 arbeitete sie als freie Beraterin für eine Stiftung, wo sie heute rund 3.000 Euro im Monat verdient.

Die 560 Euro monatlich seien eine enorme Erleichterung gewesen. Und das obwohl das exakt die Höhe des Arbeitslosengelds war. Marttinen bekam also nicht mehr Geld als zuvor, trotzdem sei es eine enorme Erleichterung gewesen. Denn im Unterschied zu vorher, musste die 35-Jährige keine Formulare mehr ausfüllen, oder verpflichtende Fortbildungen besuchen. "Die Leute verstehen nie, dass das ein Problem ist", so Marttinen weiter: "Aber wenn man plötzlich alles verliert, versteht man nichts mehr, alles wird zur Herausforderung."

Allgemein soll sich durch das bedingungslose Grundeinkommen das Wohlbefinden der Bürger gesteigert haben. Auch andere Teilnehmer berichten, dass sie sich glücklicher und weniger gestresst fühlten, sich besser konzentrieren konnten und weniger gesundheitliche Probleme hatten, als jene Teilnehmer in der Kontrollgruppe, die ohne zusätzlichem Geld ein Auskommen finden musste.

Zu den prominenten Unterstützern dieses Modells gehören übrigens auch Multimilliardäre wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg. Das bedingungslose Grundeinkommen soll es den Menschen ermöglichen, sich neue, kreative Nischen in einem sich ständig verändernden und von Automatisierung geprägten Arbeitsmarkt zu suchen. Viele Experten zweifeln aber an dem Konzept und auch Finnland hat das Experiment in der Zwischenzeit eingestellt. Die große Frage bleib jedoch: Kann ein Grundeinkommen für eine gesamte Gesellschaft funktionieren?

Bei einer hochqualifizierten Fachkraft wie Sini Marttinen scheint das kein Problem. Doch selbst sie, der das bedingungslose Grundeinkommen sehr geholfen hat, ist skeptisch. Viele Arbeitslose würden sich auch damit weiterhin sehr schwer tun, einen Job zu finden. "Wer heute keinen fehlerfreien Lebenslauf schreiben kann, der lernt das nicht plötzlich, nur weil er ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält", urteilt die Finnin.

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