Wirtschaft

Firma fragt Bewerber, ob sie schwarz sind

Wer bei Alcon arbeiten will, wird nach seiner Herkunft gefragt – dafür erntet das Unternehmen Kritik.

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Bewerber bei Alcon erhalten eine überraschende Frage gestellt.
Bewerber bei Alcon erhalten eine überraschende Frage gestellt.
SIGI TISCHLER / Keystone / picturedesk.com

Leser R.* ist derzeit auf Jobsuche und wollte sich kürzlich beim global tätigen Schweizer Augenmittel-Hersteller Alcon in der Finanzabteilung bewerben. Dazu füllte er ein Online-Formular aus. Er wurde stutzig, als er darin nach seiner Herkunft gefragt wurde:

"Ich bin Mokka"

Es wurde etwa gefragt, ob er hispanisch sei und welche Hautfarbe er habe. Warum Alcon diese Fragen überhaupt stellt, kann R. nicht nachvollziehen. Doch er nimmt es mit Humor: "Ich bin Jude und bin weder schwarz noch weiß – leider gab es Mokka nicht als Option", sagt er zu "20 Minuten".

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Zwar hat sich Leser R. in der Schweiz beworben. Doch der Job selber befindet sich in den USA. Wie ein Alcon-Sprecher auf Anfrage mitteilt, werde die Frage nach der Hautfarbe nur bei solchen Postionen gestellt.

Denn in den USA seien alle Firmen mit über 100 Mitarbeitern gesetzlich dazu verpflichtet, solche Fragen zu stellen. Alcon sei daher nicht das einzige Unternehmen, das sich nach der Hautfarbe der Bewerber erkundige, so der Sprecher. Außerdem sei diese Frage optional, Bewerber müssten sie also nicht zwingend beantworten.

Daten sollen Verteilung aufzeigen

Die Daten aus dem Fragebogen leiten die Firmen schließlich an die US-Kommission für Chancengleichheit (EEOC) weiter. Dort werden sie nach Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht und Berufsgruppe kategorisiert, wie die EEOC auf ihrer Website schreibt.

Die Daten dürfen nicht veröffentlicht werden und sollen der Kommission aufzeigen, wie Frauen und Minderheiten bei privaten Unternehmen und staatlichen Auftraggebern sowie in Branchen und Regionen vertreten sind.

Im Inserat von Alcon heißt es zudem, man setze sich für Diversität ein und diskriminiere Menschen nicht aufgrund von Faktoren wie Hautfarbe oder Herkunft.

"Diese Frage geht nicht"

Personalexperte Matthias Mölleney wundert es sich, dass heutzutage immer noch solche Fragen gestellt werden – auch wenn das in den USA sei langem üblich ist. "Spätestens jetzt sollte man auch in den USA begriffen haben, dass das nicht geht."

Die Frage könne schnell als diskriminierend empfunden werden. Denn früher sei sie ein klares Signal gewesen, dass man Menschen gewisser Herkunft nicht einstellen will. Immerhin: Unter den möglichen Antworten gibt Alcon den Bewerbern auch die Möglichkeit, keine Angabe zu machen.

In Österreich unvorstellbar

"Wenn Alcon mit der Frage nach der Herkunft signalisieren möchte, dass alle willkommen sind, hätte man das besser formulieren müssen", so Mölleney. Wenn eine Firma beispielsweise benachteiligten Gruppen einen Vorteil verschaffen möchte, werde das teils auch ausdrücklich geschrieben. Bei von Männern dominierten Berufen gibt es etwa Stellenausschreibungen, bei denen es heißt, dass bei gleicher Qualifikation weibliche Bewerber bevorzugt werden.

Dass die Firma mit Sitz in Genf ihre Bewerber in den USA nach der Herkunft fragt, findet der Experte besonders problematisch: "Denn in der Schweiz wäre so was unvorstellbar" - wohl auch in Österreich. Mölleney gibt aber zu bedenken, dass man bei Bewerbungen in der Regel auch sonst sofort sieht, ob jemand Ausländer ist – denn beim Lebenslauf wird der Heimatort angegeben. Arbeitgeber kommen also meist an diese Informationen, ohne explizit danach zu fragen.

Und was, wenn man einen Job wegen seiner Herkunft nicht bekommt? Dann wäre das eine Persönlichkeitsverletzung, sagt Facincani. "Dass man explizit deswegen abgewiesen wurde, ist aber nur in Extremfällen nachweisbar", gibt er zu bedenken. Ein Verdacht reiche nicht aus, dass man Anspruch auf Schadenersatz erhält – und einen Anstellungsanspruch gibt es nicht.

*Name der Redaktion bekannt.