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Fischer von Havels Tod "tief betroffen"

Der ehemalige tschechische Staatspräsident und einstige Dissident Vaclav Havel ist im Alter von 75 Jahren sonntag früh im Schlaf gestorben.

Heute Redaktion
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Bild: EPA/Filip Singer

Der Gesundheitszustand Havels, der seit langem unter schweren Lungen-Problemen litt, hat sich in den vergangenen Monaten sichtbar verschlechtert. Schon im März, als er wieder krank wurde, reduzierte Havel sein Arbeitsprogramm und erholte sich die meiste Zeit in seinem Wochenendhaus auf dem Lande. Der Ex-Präsident konnte heuer nicht einmal das traditionelle Juli-Filmfestival in Kralovy Vary (Karlsbad) besuchen.

Das Begräbnis von Vaclav Havel wird aller Voraussicht nach am Freitag stattfinden. Das bestätigte seine Sekretärin Sabina Tancevova am Sonntag im tschechischen Fernsehen. Havels Witwe Dagmar werde am Montag mit Staatspräsident Vaclav Klaus zusammentreffen, um den weiteren Ablauf zu besprechen. Der Termin könne sich deshalb noch ändern. Tancevova bedankte sich im Namen der Familienangehörigen für die vielen Kondolenzbekundungen.

Staatschef von 1989 bis 2003

Laut seiner Sekretärin Sabina Tancevova starb Havel am Sonntag früh im Schlaf. Der frühere Oppositionelle und Schriftsteller hatte Anfang Oktober seinen 75. Geburtstag gefeiert. An der Spitze des tschechoslowakischen bzw. tschechischen Staates stand er in den Jahren 1989 bis 2003 - mit einer mehrmonatigen Pause 1992/1993, als der gemeinsame föderative Staat der Tschechen und Slowaken zerfiel. 1996 war Havel ein bösartiger Tumor aus der Lunge entfernt worden.

Premier Necas: "Der größte Tscheche"

Der tschechische Premier Petr Necas bezeichnete den Tod Vaclav Havels als "riesigen Verlust". Er sei "menschlich sehr getroffen". "Einer der größten Europäer und bestimmt auch der größte Tscheche ist gestorben. Er hat uns in der ganzen Welt berühmt gemacht", sagte Außenminister Karel Schwarzenberg. Havel habe sich 1989 "um unsere Freiheit verdient gemacht".

Auch aus der Slowakei trafen trotz politischer Differenzen Trauerbekundungen ein. Havel war von 1989 bis 1992 im gemeinsamen tschechoslowakischen Staat auch ihr Präsident. Ministerpräsidentin Iveta Radicova traf Havel noch vor wenigen Tagen in Prag. "Mit dem ihm eigenen Charme hat er uns gewünscht, dass wir inneres Gleichgewicht und Ruhe ausstrahlen sollten", sagte die slowakische Politikerin.

Heinz Fischer: "Tiefe Betroffenheit"

Bundespräsident Heinz Fischer erklärte seine "tiefe Betroffenheit", Havel sei in Österreich "in höchstem Maße geschätzt und anerkannt worden". Der frühere tschechische Präsident habe "sich in der Diktatur als deren Gegner und in der Demokratie als deren Unterstützer bewährt. Er war Künstler und Politiker, Dissident und Staatsmann und hatte immer ein waches Gewissen. Jedes Gespräch mit Vaclav Havel war ein Vergnügen"

"Mit Vaclav Havel verlieren wir eine Symbolfigur für ein friedliches, demokratisches und geeintes Europa", sagte Bundeskanzler Werner Faymann am Sonntag. Auch Vizekanzler Michael Spendlegger gedachte dem Verstorbenen: "Mit Vaclav Havel geht eine Galionsfigur der tschechischen und europäischen Demokratiebewegung von uns."