Wien

Fitness-Fans in Wien vor Gericht, weil sie schwul sind?

Wenn diese Bande in heimischen Fitnessstudios aufkreuzte, schwollen nicht nur die Muskeln an, sondern auch das Polizei-Aufkommen. Uhren im Wert von 150.000 sollen sie über Jahre gestohlen haben. Das Trio sagt: "Wir kamen nur zum Männerschauen."

Clemens Oistric
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Philipp Wolm verteidigt die Rolex-Bande.
Philipp Wolm verteidigt die Rolex-Bande.
iStock, Denise Auer (Montage)

Anklage- statt Hantelbank: Sobald Cristian B., Toni B. und Madalin-Claudiu U. in Wien, Linz oder Graz ein Fitnesscenter betreten haben, verschwanden dort aus den Spinden hochpreisigie Uhren, Bargeld oder Geldspangen. Obwohl das Trio die Taten leugnet, zeigt die Staatsanwaltschaft nun Muskeln. Am 6. Juni müssen sich die drei Rumänen in Wien vor Gericht verantworten.

Zum Einbrechen eingereist

Während die Männer im Ermittlungsverfahren angaben, alles sei nur ein seltsamer Zufall, ist sich die Anklägerin sicher, dass die Männer zwischen Juli 2017 und Mai 2019 in unterschiedlichen Nobel-Fitnessclubs in Wien, Linz und Graz hochpreisige Uhren und Bargeld gestohlen haben sollen. "Die Angeklagten reisten wiederholt nach Österreich, um hier Einbruchsdiebstähle zu begehen, wobei sie sih auf die Wegnahme teurer Uhren durch das Aufbrechen von Spinden in exklusiven Fitnessstudios spezialisierten", so die Staatsanwältin in ihrem sechsseitigen Strafantrag.

150.000 Euro Schaden

Der Trick der Bande mit Faible für Uhren von Rolex und Hublot? "Sie lösten jeweils eine Tageskarte, kundschafteten ein passendes Opfer unter den Gästen des Studios aus, warteten in der Umkleidekabine, bis der Betreffende seine Uhr im Spind verstaut hatte und brachen diesen in einem günstigen Moment auf." Insgesamt soll sich die Schadenssumme auf über 150.000 Euro belaufen.

Anklage, weil Männer schwul sind?

Cristian B. und Toni B. streiten Besuche in den Fitnessclubs nicht ab, sehr wohl aber die Diebstähle, wie dem Akt zu entnehmen ist: "Als Grund für die Aufenthalte in den Fitnessstudios geben sie an, dass sie homosexuell seien und in den Studios Männer betrachten und auch kennenlernen wollten." Staatsanwältin Ursula Schrall-Kropiunig hält diese Darstellung für "wenig plausibel, zumal es für das von den Angeklagten angeblich verfolgte Ziel geeignetere Etablissements gibt". Toni B. habe zudem laut eigenen Angaben eine Lebensgefährtin. Madalin-Claudiu U. will nur zum Relaxen in den Fitnessstudios gewesen sein. DNA-Spuren belasten die Angeklagten nicht. Wurde ihnen tatsächlich nur ihre Lust zum Verhängnis?

Anwalt Philipp Wolm verteidigt.
Anwalt Philipp Wolm verteidigt.
Sabine Hertel

Genau das soll nun am Montag vor Gericht in Wien geklärt werden – da möchte die Justiz Muskeln zeigen. Der Wiener Top-Anwalt Philipp Wolm verteidigt Erst- und Zweitangeklagten mit der skurrilen Erklärung für die Fitnessbesuche. Ihnen drohen bis zu drei Jahre Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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    Denise Auer, Helmut Graf