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Fitnessstudio in Konkurs – doch Kunden müssen zahlen

Das Fitnesscenter Hotshape Ladies in der Schweiz hat Konkurs angemeldet und musste alle vier Standorte schließen. Die Verträge laufen jedoch weiter.

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    Das Fitnessstudio Hotshape Ladies meldete Konkurs an.
    Das Fitnessstudio Hotshape Ladies meldete Konkurs an.
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    Das Hotshape Ladies Fitnesscenter in der Schweiz bot EMS-Trainings für Frauen an. Doch seit Anfang des Jahres ist da der Wurm drin. Der Standort in St. Gallen machte nach dem Lockdown im April gar nicht mehr auf und verwies an die anderen Standorte in Eschen, Schaan oder Zürich. Diese sind jedoch mittlerweile auch geschlossen und das Unternehmen meldete Konkurs an. Die Verträge laufen aber weiter und die Kundinnen bekommen laufend Mahnungen zu offenen Rechnungen, ohne die Möglichkeit den Vertrag zu kündigen. Der Inhaber Mario Weithaler und seine Frau sind untergetaucht.

    Beatrix Schmid (61) ist eine der Frauen, die sich vom Fitnessstudio Hotshape Ladies betrogen fühlt. Sie hat letztes Jahr ein Probetraining absolviert und sich danach zur Unterzeichnung eines Dreijahresvertrags verleiten lassen: "Ich war an einem emotionalen Tiefpunkt in meinem Leben und die Frau des Inhabers hat mich um den Finger gewickelt. Jetzt weiß ich, dass das nicht sehr schlau war", sagt Schmid. Sie war jedoch nicht die Einzige, die in diese Falle getappt ist.

    Durch eine Freundin erfährt die 61-Jährige, dass der Standort in Zürich Anfang September nun auch seine Türen zumachte. "Wir haben kein E-Mail bekommen, es wurde nur auf der Website mitgeteilt", sagt sie. Und obwohl niemand mehr trainieren gehen kann, bekommen die Frauen Mahnungen zu offenen Abo-Rechnungen. Es ist unmöglich, die Verträge zu kündigen, wie die Frauen beim Versuch per E-Mail erfahren. "Wir werden nur vertröstet, dass wir ja, sobald das Studio wieder öffnet, den Vertrag verlängern können", sagt Schmid.

    Wohnung und Job verloren

    A.G.(29), die für Weithalter im Zürcher Standort arbeitete, traf es noch härter. Sie wurde Ende letzten Jahres wegen Corona gekündigt, doch die letzten Lohnzahlungen hat sie nie erhalten. "Ich konnte dadurch meine Miete nicht mehr zahlen und verlor die Wohnung", sagt die 29-Jährige. "Der Betreiber schuldet mir insgesamt über 20.000 Franken (umgerechnet 18.450 Euro, Anmerkung)", fügt sie hinzu. A.G. hat sich einen Rechtsanwalt hinzugeholt, welcher ihr nebst den unregelmäßigen Lohnzahlungen, noch weitere Ungerechtigkeiten aufzeigte. Wie zum Beispiel, dass sie im Stundenlohn kein Ferienzusatz erhalten hat und somit nur unbezahlten Urlaub machte.

    Im Mai wurde ihr und den Mitarbeitenden aus Zürich vor dem Friedensrichter eine Entschädigung von Weithaler angeboten. "Das Angebot deckte nicht einmal die Hälfte", sagt A.G. und lehnt das Angebot ab. Mit der Hilfe ihres Anwalts klagte sie den Inhaber an. "Die Mitarbeiterinnen die sein Angebot angenommen haben, erhielten nur eine erste Ratenzahlung von 500 Franken (461 Euro, Anmerkung)", sagt sie.

    "Wir lassen uns das nicht gefallen", sagt Schmid. Mehrere Ex-Kundinnen von Zürich und aus der Ostschweiz haben sich in WhatsApp-Gruppen zusammengefunden, wo sie sich austauschen. Einige sind bereits gegen den Inhaber vorgegangen, wie das Tagblatt berichtete.

    "Er hat uns alle blockiert", sagt A.G.. Keiner kann den Inhaber erreichen. Schmid ist sich sicher: "Er hat das geplant, weshalb er sich Anfang des Jahres aus dem Handelsregister austragen ließ." Die Frauen möchten auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam machen, damit so etwas anderen nicht passieren kann.

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