Österreich

Fix: Abschüsse von Wölfen in NÖ erlaubt

Heute Redaktion
Teilen
Ein Wolfsrudel tappte im Waldviertel in die Fotofalle.
Ein Wolfsrudel tappte im Waldviertel in die Fotofalle.
Bild: privat

In der Sitzung der Landesregierung wurde beschlossen, dass es in Einzelfällen bei "Problemwölfen" zu Abschüssen kommen darf. Derzeit leben rund 20 Wölfe in NÖ.

In der heutigen Sitzung der Landesregierung wurde eine „Verordnung betreffend Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Abwendung von Schäden nach dem NÖ Jagdgesetz 1974" beschlossen, wie es genau heißt. Der Beschluss für die neue Verordnung fiel einstimmig (ÖVP, SPÖ, FPÖ).

Ziel sei laut Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (VP) ein klar strukturierter Umgang mit sogenannten Problemwölfen. „Wir wollen Schutz geben und Ängste nehmen. Die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle, deswegen werden in der nun vorliegenden Verordnung klare Kriterien vorgegeben, wie mit auffälligen Wölfen umzugehen ist," so Pernkopf.

Unterschieden wird in der Verordnung, die sich am Österreichischen Wolfsmanagementplan und an ähnlichen Verordnungen der Schweiz und des deutschen Bundeslands Brandenburg orientiert, zwischen unbedenklichem Verhalten, auffälligem Verhalten, unerwünschtem Verhalten und problematischem Verhalten.

BH ordnet Abschuss per Einzelbescheid an

Nähert sich ein Wolf in einer Siedlung Menschen an und kann nur schwer vertrieben werden, tötet er innerhalb einer Siedlung einen Hund oder reagiert er gar unprovoziert aggressiv (mit Drohgebärden oder Angriff) auf Menschen, so ist dies nach der neuen Verordnung klar als problematisches Verhalten einzustufen und würde anschließend per Einzelbescheid durch die Bezirksverwaltungsbehörde der Abschuss angeordnet werden.

Andere, weniger kritische Verhaltensweisen des Wolfes würden gemäß der Verordnung verstärkte Information, Überwachung oder Vergrämung nach sich ziehen. Pernkopf: „Wir stehen für den Artenschutz, gleichzeitig steht der Schutz der Bevölkerung an erster Stelle."

Seit Jahresbeginn rissen laut dem Land NÖ Wölfe 75 Nutztiere in Niederösterreich, die in den meisten Fällen durch Zäune gesichert waren. Insgesamt gibt es in ganz Europa rund 30.000 Wölfe, in Niederösterreich rechnet man aktuell mit zwei Rudel bzw. rund 20 Tieren, dazu kommen noch durchstreifende Wölfe, die mittlerweile bis an die Wiener Stadtgrenze gelangt sind.

Scharfe Kritik vom WWF

Der WWF Österreich kritisiert die heute präsentierte "Schein-Wolfs-Verordnung" von Stephan Pernkopf als rechtlich und inhaltlich fragwürdige Schnellschuss-Aktion. „Ein Freibrief für Abschüsse auf Basis willkürlich festgelegter Zahlen und Kriterien widerspricht dem EU-Naturschutzrecht. Diese Wolfs-Verordnung vernachlässigt die zentralen Punkte eines naturschutzfachlich korrekten Managements, davon hat niemand etwas, auch nicht jene, die sich eine Abschuss-Verordnung wünschen", sagt WWF-Experte Christoph Walder.

Und weiter: „Mit ihrem hektischen Alleingang ohne öffentliche Begutachtung will die Landesregierung wohl offenbar erneut von den jahrelangen Versäumnissen ablenken. Zu lange wurde nämlich wenig bis nichts getan, um Weidetierhalter zu unterstützen und fachgerechten Herdenschutz zu ermöglichen."

Anders als in der Schweiz und anderen Bundesländern gebe es in Niederösterreich keine Förderungen für Herdenschutz. "Damit lässt die Politik bisher auch die betroffenen Kleinbauern im Stich", nennt Walder konkrete Defizite. Dabei stünden EU-Fördermittel in Millionenhöhe für Natur- und Artenschutz und somit auch für Herdenschutzmaßnahmen zur Verfügung.

„Die Sorgen der Bevölkerung müssen absolut ernst genommen werden. Daher muss Niederösterreich aber auch endlich den geltenden Managementplan vollständig umsetzen, der zunächst auf sachliche Beratung und professionellen Herdenschutz setzt, bevor weitere Maßnahmen überhaupt in Frage kommen. Auch das EU-Recht sieht immer das Prinzip des ‚gelindesten Mittels' vor", so Walder. (wes)