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Flach für die Reichweite: Hyundais Ioniq 6 im Test

Auch bei Elektroautos gibt es eine Flut an SUVs. Doch Hyundai baut mit dem Ioniq 6 wieder eine der mittlerweile seltenen Limousinen. Aus gutem Grund.

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    Die Form erinnert an eine bekannte Sportwagenmarke.
    Die Form erinnert an eine bekannte Sportwagenmarke.
    Jörg Michner

    Die Optik des Ioniq 6 fällt sofort ins Auge: Die Form der Limousine dient der Optimierung der Stromlinie und so kommt der Luftwiderstand auf einen beeindruckend niedrigen cw-Wert von 0,21. Damit will Hyundai die bei Elektroautos so problematische Reichweite verbessern – und das gelingt auch.

    Wir fuhren das Modell Top Line Long Range mit einer 77,4-kWh-Batterie und Heckantrieb. Alternativ gibt es noch zwei niedrigere Ausstattungslinien, eine kleinere Batterie mit 53 kWh oder Allradantrieb. Je nach Ausführung gibt es so 111 bis 239 kW (151 bis 325 PS). Wir fuhren die goldene Mitte mit 168 kW (229 PS) zu einem Preis von 68.490 Euro. Den billigsten Ioniq 6 gibt es übrigens ab 55.490 Euro.

    Zwei interessante Extras hatten wir noch dabei: Ein Vehicle-to-Load-Adapter (490 Euro), mit dem man andere E-Autos laden oder elektrische Geräte betreiben kann, sowie digitale Außenspiegel – also Kameras mit Bildschirmen an der A-Säule, die auch Warnhinweise wie den Abstand zu anderen Fahrzeugen darstellen können. Durch ihre geringe Größe verbessern sie  den Luftwiderstand und somit die Reichweite, kosten aber auch 2.000 Euro extra.

    Gute Reichweite

    Hyundai gibt für unser Modell mit den 18-Zoll-Leichtmetallfelgen eine maximale Reichweite von 614 Kilometer an (nimmt man die 20-Zöller, dann sind es nur 545 km). Soweit kommen wir natürlich in der Praxis nicht, aber wir sind trotzdem vollauf zufrieden: Denn im Mix aus Stadt, Land und Autobahn mit Tempo 130+ schafft der Ioniq 6 über 400 Kilometer. Das können andere mit der gleichen Batterie gerade einmal ohne Autobahn. Und lässt man die beim Hyundai weg, dann schafft man je nach Streckenprofil auch den 5er vorne.

    Ebenfalls positiv dabei anzumerken ist, dass wir auch nicht versucht haben, die Reichweite künstlich nach oben zu kitzeln, sondern ganz "normal" unterwegs waren – also elektrische Verbraucher wie Klimaanlage, Musik, Sitz- und Lenkradheizung ausgiebig verwendet haben.

    Angenehm unterwegs

    Das Fahrwerk des Ioniq 6 sorgt ebenfalls für eine entspannte, angenehme Fahrt. Dabei helfen auch der gute Spurhalteassistent und beim Setzen des Blinkers auf der Autobahn kann der Wagen selbständig umspuren. Allerdings recht langsam.

    Platz gibt es sowohl hinten für die Beine als auch im Kofferraum mit 400 Litern (plus 45 Liter unter der Motorhaube) genug. Schade ist nur, dass man mit einer Heckklappe vorlieb nehmen muss und sich nicht die Heckscheibe mit nach oben bewegt. Das macht den Transport von großem Gepäck etwas schwieriger.

    Der Fahrer sitzt bequem aber überraschend hoch für eine Limousine. Das schränkt leider den Blick auf das digitale Display ein, denn wenn man die Lenksäule am unteren Anschlag positioniert, verdeckt das Lenkrad einen guten Teil davon. Das Problem wird natürlich nicht jeder haben, da es von der bevorzugten Sitzposition abhängt.

    Piep piep piep, das haben wir nicht lieb

    Was aber sicherlich jeden nervt, ist unnötiges Gepiepse. Dass der Ioniq 6 nach dem Motorstart viermal piepst, ist noch verschmerzbar. Doch der Wagen piepst jedes – und zwar wirklich jedes – Mal, wenn man die aktuell zulässige Höchstgeschwindigkeit übertritt. Viermal. Also selbst, wenn man im Ortsgebiet 53 oder auf der Autobahn 135 fährt. Wer sich das überlegt hat, hat sich nicht viel überlegt. Außer das Ziel war, den Fahrer zu vergraulen.

    Das kann nur abgestellt werden, wenn man die gesamte Verkehrszeichenerkennung – ein eigentlich äußerst wertvoller Assistent – ausschaltet. Und das nach jedem Motorstart. Dauerhaft geht es nicht. Vielleicht mag Hyundai diesen Rohrkrepierer mit einem Software-Update beheben. Denn abgesehen davon haben die Koreaner einen verdammt guten Stromer gebaut.