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Experten warnen vor Flüchtlings-Doku auf KiKA

Heute Redaktion
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Malvina und Diaa in der Dokureihe "Schau in meine Welt".
Malvina und Diaa in der Dokureihe "Schau in meine Welt".
Bild: Screenshot KiKA

Von allen Seiten hagelt es Kritik an dem Beitrag im Kinder-TV: Nicht nur, dass die Doku Kinder inhaltlich überfordern würde. Auch die persönlichen Daten des Liebespaars seien falsch.

Wie jetzt ans Licht kam, wurde offenbar nicht nur ein falsches Alter des Flüchtlings genannt, auch dessen Name sei falsch gewesen: Mit der Dokumentation über einen syrischen Flüchtling und seine Liebe zu einer Minderjährigen aus Deutschland hat sich der öffentlich-rechtliche Kinderkanal KiKA einen massiven Shitstorm eingefangen – "heute.at" berichtete.



Inhaltliche Kritik


Die Love-Story um die Schülerin Malvina aus Hessen und einem syrischen Flüchtling namens Diaa hat seit ihrer Ausstrahlung im November 2017 internationales Aufsehen erregt. Die Doku würde völlig unreflektiert den Alltag des Paares zeigen und in keinster Weise auf den vollkommen anderen kulturellen Hintergrund des jungen Mannes aus Aleppo eingehen – für Kinder vollkommen ungeeignet, so die Kritiker.

Auf der Homepage des Kinderkanals kann die Sendung in voller Länge angesehen werden.

So fordert der junge Muslim etwa von seiner Freundin, keine kurzen Röcke oder Hosen mehr zu tragen. Ein Kompromiss, zu dem Malvina für ihre Lebensliebe bereit ist einzugehen. Beim Kopftuch ist allerdings für sie Schluss, diese Bitte hätte sie entschieden abgelehnt. "Ich bin eine Christin. Und eine Emanze", so die damals 16-Jährige. Trotzdem sei ein fahler Beigeschmack geblieben: "Ich hab so ein mulmiges Gefühl: Was will er gerade damit bezwecken? Ist das gerade der Anfang? Was kommt danach?"Objektive Erklärungen von Experten zum Geschehen auf dem Bildschirm fehlen in der Dokumentation komplett.

Massenhaft Kritik aus Politik

Auch politisch bietet die Sendung viel Zündstoff. So ätzte etwa AfD-Bundestagsabgeordneter Dirk Spaniel (46) über eine "unverantwortliche Manipulation und Indoktrination Minderjähriger".

Auch Wolfgang Kubicki (65), der stellvertretende Bundesvorsitzender der FDP ist die Darstellung von "kulturellen Konflikten anhand einer Liebesbeziehung ohne pädagogische Begleitung" ein Dorn im Auge.

"Die Darstellung von Problemen in Beziehungsfragen aufgrund verschiedener kultureller Herkunft ist wichtig", führt CDU-Familiensprecher Marcus Weinberg (50) aus: "Aber sie muss auch in einen Kontext einer bestehenden gesellschaftlichen Erwartung eingebettet werden, zum Beispiel, dass man darauf hinweist, dass bei uns uneingeschränkt die Gleichberechtigung gilt."



"Aus meiner Sicht kann man den Film 12, 13 oder 14-jährigen Kindern in der Schule zeigen, anschließend mit ihnen diskutieren", wird Psychologin Anke Precht (47) aus Offenburg in dem Zeitungsbericht zitiert. "Für kleinere Kinder ist er absolut ungeeignet und pädagogisch äußerst fragwürdig." Das Senderprogramm von KiKA richtet sich an drei bis 13-Jährige.

Alle Daten zu Flüchtling falsch?

Auch das kolportierte Alter des Syrers, dessen ganze Familie mittlerweile in Deutschland lebt, ist zu einem kapitalen Thema geworden. Diaa wurde in einer unglücklich formulierten Beschreibung der Sendung als etwa gleich alt wie Malvina (zum Zeitpunkt des Drehs 16) bezeichnet, allerdings sieht der vollbärtige Teenager um einiges älter aus. Der Sender ließ dies am Dienstag korrigieren: Das Alter des Syrers wurde mit 19 Jahren angeben. Ein Fehler sei passiert, heißt es in einem Statement.

Doch auch das stimmt nicht mehr. Die deutsche "Bild" sprach mit Tanja Nadig, die die Dokusendung redaktionell betreut hat. "Wir haben den Ausweis von Diaa gesehen. Er ist jetzt 20 Jahre alt".

Ein brisantes Detail, denn bekommt ein Flüchtling in Deutschland einen Ausweis ausgestellt, ohne dass er gültige Papiere vorweisen kann, wird automatisch der 1. Jänner vermerkt. Ob das bei dem vermeintlichen Jugendlichen der Fall ist, ist allerdings reine Spekulation, wie auch die "Bild" zugeben muss.

Verwirrspiel um Name

Im Anschluss an die Erstausstrahlung der umstrittenen Doku, hatte der Syrer auch in der Sendung "Kummerkasten" einen Auftritt. Dort wird er allerdings "Mohamed" genannt und sagte, dass er 18 Jahre alt sei – konträr zu allen anderen Angaben des Senders. Diaa sei demnach eine Ableitung seines Nachnamens.

Der kompromittierende Beitrag ist allerdings nicht mehr abrufbar. Er wurde am Dienstagnachmittag von der Website des Senders gelöscht. (rcp)