Österreich

Flüchtlinge dürfen vorerst in Votivkirche bleiben

Heute Redaktion
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Gar nicht gut ist der Protest der Flüchtlingscamper in der Votivkirche beim Pfarrer der Gemeinde angekommen. Joseph Faruggia, wertet die Aktion im "Kathpress"-Interview nicht als Schutzsuche, sondern als Besetzung. Er forderte Demonstranten auf, den Sakralbau bis spätestens Dienstag, 18 Uhr, zu verlassen. Diese taten das nicht - nach Verhandlungen durften sie jedoch vorerst bleiben.

Gar nicht gut ist der Protest der Flüchtlingscamper in der Votivkirche beim Pfarrer der Gemeinde angekommen. Joseph Faruggia, wertet die Aktion im "Kathpress"-Interview nicht als Schutzsuche, sondern als Besetzung. Er forderte Demonstranten auf, den Sakralbau bis spätestens Dienstag, 18 Uhr, zu verlassen. Diese taten das nicht - nach Verhandlungen durften sie jedoch vorerst bleiben.

Mit Beginn des Zeltlagers habe er angeboten, Kirchengrund rund um den Neugotikbau an der Ringstraße zu verwenden und auch die Kirche selbst zum Gebet zu nützen, erklärte der Pfarrer. Dass sich plötzlich eine Protestgruppe mit Transparenten in der Kirche eingefunden habe, komme für ihn überraschend und sei nicht abgesprochen gewesen, so Faruggia.

Eine Übernachtung in der Votivkirche wollte der Pfarrer vorerst nicht gestatten, ließ dann dennoch Gnade walten. Es gelte jede Art von Vandalismus zu verhindern, den Faruggia zwar nicht erwartet. Es sei jedoch derzeit nicht genau auszumachen, wer aus welchen Gründen sich in der Kirche aufhalte. Die Flüchtlinge ihrerseits begründeten die Aktion damit, dass die Politik ihre Forderungen nicht gehört habe. Deshalb hätten sie "Schutz in der Votivkirche gesucht".

Nach Ablauf des Ultimatums verhandelt Polizei

Der Protest der Flüchtlingscamper in der Votivkirche nach Ablauf des Ultimatums vor dem zwangsweisen Ende gestanden. Die Polizei verhandelte mit den Aktivisten, nachdem gegen 18 Uhr noch 60 bis 70 Personen in der Kirche waren und Pfarrer Joseph Faruggia nicht absperren konnte. Die Demonstranten dürfen vorerst in der Kirche bleiben, ein Polizeieinsatz in der Nacht dürfte nicht geschehen. Am Mittwochmorgen hieß es auf Anfrage bei der Polizei, dass sich die Menschen noch in der Kirche aufhielten, es gäbe allerdings keinerlei Pläne zu einer gewaltsamen Räumung.

Im Streit um die Flüchtlingsaktivisten hat sich am Dienstagabend auch die Caritas eingeschaltet, um deeskalierend zu wirken. Zusammen mit dem Pfarrer wartete man gegen 19 Uhr in der Sakristei darauf, dass die Aktivisten Vertreter für ein Gespräch nominieren, sagte Cartias-Sprecher Klaus Schwertner. "Die Kirche ist ein Schutzort", so Schwertner, zusammen mit einer Kollegin aus dem Flüchtlingsbereich als Verhandler an Ort und Stelle, auf die Frage nach einer möglichen Räumung durch die Polizei. Er sei zuversichtlich, dass man eine Lösung finden werde.

Camp besteht seit 24. November

Als ihre Forderungen nannten die Protestierenden unter anderem Grundversorgung für alle Asylwerber unabhängig von ihrem Rechtsstatus, freie Wahl des Aufenthaltsortes sowie die Anerkennung von sozioökonomischen Fluchtmotiven neben den bisher anerkannten Fluchtgründen.

Das kleine Flüchtlingscamp steht mittlerweile seit 24. November. Es war im Anschluss an einen Asylwerber-Marsch von der damals noch stark frequentierten Erstaufnahmestelle Traiskirchen nach Wien errichtet worden. Die Flüchtlinge fordern unter anderem einen Austausch sämtlicher Dolmetscher in Traiskirchen sowie bessere Verköstigung.