Flüchtlinge spielen Jelineks Schutzbefohlene

Am 14. April hatte die rechtsextreme Identitäre Bewegung im Audimax der Uni Wien die Aufführung von Die Schutzbefohlenen gestürmt. Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) lud das Ensemble daraufhin ein, im Rathaus aufzutreten (Heute berichtete). Jetzt ist es soweit.

 

Am 14. April hatte die rechtsextreme Identitäre Bewegung im Audimax der Uni Wien die Aufführung von „Die Schutzbefohlenen“ gestürmt. Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) lud das Ensemble daraufhin ein, im Rathaus aufzutreten („Heute“ berichtete). Jetzt ist es soweit.
Am Mittwochabend performen 40 Flüchtlinge das Stück von Elfriede Jelinek. Die vierzig schutzbedürftigen Frauen, Männer und Kinder, die sich im Sommer 2015 hinter den Toren des Lagers in Traiskirchen kennengelernt haben, spielen ab 20.30 Uhr im Arkadenhof Stücke aus „Die Schutzbefohlenen“.

Bernhard Dechant als verzweifelt überforderteter Angestellter der ORS, Betreiberfirma von Traiskirchen, leitet den Chor der Deutsch lernenden Flüchtlinge. Dabei spielt das Chaos der Flüchtlingspolitik Co-Regisseur: Schauspieler wurden inzwischen abgeschoben oder etwa nach Vorarlberg in ein anderes Quartier transferiert. Die teils traumatisierten Flüchtlinge entschlossen sich trotzdem, das Stück weiterhin aufzuführen.

Für ihre Kombination aus mitreißender Performance und sozialer Verantwortung wurde "Die Schweigende Mehrheit" und ihre Produktion "Schutzbefohlene performen Jelineks Schutzbefohlene" beim Nestroypreis 2015 mit den Spezialpreis ausgezeichnet.