Österreich

Flüchtlinge werden jetzt Lehrer in Wien

Heute Redaktion
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Lässig: Ab Herbst können geflüchtete Menschen, die jetzt in Wien leben, in Schulen unterrichten. Das EU-Projekt "CORE – Integration im Zentrum" bringt Flüchtlinge ins Jobleben.

So geht Integration: Seit Herbst hilft Yusuf Alnuri aus Bagdad in der Volksschule Grundsteingasse als Assistent – freiwillig. Zehn Stunden pro Woche ist er vor Ort. "Ich arbeite gern mit Kindern" sagt der Asylwerber, der seit drei Jahren in Österreich und seit einem Jahr in Wien lebt. Der 29-Jährige war im Irak schon Französisch-, und Englisch-Lehrer.

Eigener Kurs für geflüchtete Lehrer

Das geht im Rahmen des EU-geförderten Projekts "CORE – Integration im Zentrum". Bisher hatten geflüchtete Lehrer – auch wenn sie ein abgeschlossenes Studium und damit die nötige fachliche Qualifikation hatten – keine Möglichkeit, als solche tätig zu werden.

Ein eigener Zertifikatskurs von Stadtschulrat und Uni Wien über zwei Semester macht es möglich, dass geflüchtete Lehrer jetzt in der Klasse stehen. 23 Teilnehmer absolvieren den Kurs, der bis Juni dauert. Praxis-Erfahrung sammeln die künftigen Lehrer in NMS und AHS. Voraussetzung: Bleiberecht, Deutschkenntnisse und ein Studienabschluss. Einer von ihnen ist Jomard Rasul (31): "Beim Physikunterricht gibt es in Wien viele Experimente – im Vergleich zu Syrien", erzählt er.

Michelle Proyer leitet den Zertifikatskurs. "Viele der 23 Teilnehmer können mindestens zwei Sprachen fließend", sagt sie. Und: "Der Kurs legt den Fokus auf den pädagogischen Bereich."

Volontariat im gerontopsychiatrischen Zentrum

Beim "CORE"-Projekt der MA17 geht es auf allen Ebenen um Integration. "Ich habe in Tschetschenien als Neurologin gearbeitet", so Eliza Tovzuralieva (37). Die Mutter von vier Kindern hat jetzt die Chance, ein Volontariat auf der Gerontopsychiatrie zu machen (Kopftücher dürfen – wenn es die Hygiene erlaubt – in KAV-Spitälern getragen werden).

Auch ein Teil des "CORE"-Projekts: Über die Wirtschaftsagentur gibt es eigene Workshops für Tischler, Bäcker, in der Gastronomie und IT – um Flüchtlingen die Selbstständigkeit zu ermöglichen. Adel Badenjeky hat hier einen Kurs als Bäcker absolviert. "In Syrien habe ich in der Patisserie meines Vaters gearbeitet."

Mentoring-Programm: Flüchtlinge helfen Flüchtlingen

Cool: Ein eigenes Mentoring-Programm vermittelt Flüchtlingen Werte und Regeln – oder auch, wie in Österreich die Krankenversicherung funktioniert. Hier helfen Geflüchtete, die schon länger da sind, jenen, die erst kurz in Wien leben. Eine der "Peers" ist Ayesha Ayoba (19) aus Afghanistan: "Ich rede mit den Jugendlichen, lerne mit ihnen Deutsch und Mathematik." Und: "Ich möchte einen Frauenstammtisch gründen."

Auch der WAFF gibt Peers das Rüstzeug, um andere Flüchtlinge zu beraten. Husam Alali hat selbst WAFF-Workshops besucht, gibt jetzt sein Wissen an andere Flüchtlinge weiter. "Ich erkläre auf arabisch, welche Perspektiven es in Österreich gibt", erklärt Alali.

Czernohorszky: "Es geht um Empowerment"

"Uns ist wichtig, dass Flüchtlinge so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen", so Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Und: "Es geht um Empowerment." Peter Hacker, Chef des Fonds Soziales Wien, erklärt: "Entscheidend ist, das im echten Leben auszuprobieren." Mit dem CORE-Projekt habe man dafür einen "geschützten Raum" und eben "ein Projekt, das direkt auf Integration abzielt". Das Projekt hat ein Gesamtbudget sechs Millionen Euro, 80 Prozent werden von der EU finanziert.

Alle Infos gibt es auf der neuen Homepage: refugees.wien (gem)

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