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Folterprozess gegen Asyl-Heim-Security gestartet

Heute Redaktion
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Aufregung gleich zu Beginn des Folterprozesses gegen 30 Wachmänner eines deutschen Asylheims: Die Angeklagten sollen Flüchtlinge systematisch gefoltert und gedemütigt haben.

Nach mehrjährigen Ermittlungen hat der Mammutprozess gegen dreißig ehemalige Wachmänner eines Asylheims in Burbach (Nordrhein-Westfalen) begonnen: Die Securitys sollen Flüchtlinge systematisch gefoltert und gedemütigt haben.

"Leg' dich in deine Kotze!"

Am 23. April wurde auch der 18-jährige Algerier Karim M. in das sogenannte "Problemzimmer" beordert, weil er offenbar betrunken und angeblich zu spät zurück in die Unterkunft gekommen war, wie der "Spiegel" berichtet. Dort sperrten ihn die Aufseher ein, brüllten ihn an und prügelten ihn bis er sich übergeben musste.

Hilflos auf dem Boden kauernd, fragte der junge Algerier seine Peiniger mehrfach, warum sie ihm das antun würden. Die einzige Antwort: "Halt die Fresse! [...] Leg' dich in deine Kotze und schlaf!" Karim M. blieb in Folge für fünf Tage in Zimmer 123 gefangen.

Einer der Mittäter hatte die Tortur mit seinem Handy gefilmt. Monate später wurde die 27 Sekunden lange Aufnahme einem deutschen Journalisten zugespielt. Als der Fall schließlich im September 2014 ans Licht kam, sorgte er international für Aufregung.

Aufregung zu Prozessbeginn

Am heutigen Donnerstag hat und die juristische Aufarbeitung des Skandals begonnen. Gleich zu Beginn herrschte helle Aufregung: Einer der mutmaßlichen Täter durfte den Gerichtssaal bereits vor der Anklageverlesung wieder verlassen.

Das Gericht hatte dem beschuldigten Markus K. die offizielle Ladung zum Prozess zwei Tage zu spät zukommen lassen und damit die vorgeschriebene Frist verletzt. Das nutzte der Anwalt des Angeklagten geschickt aus, der Mann wurde nach Hause geschickt.

Viele der Wachleute vorbestraft

Doch gerade Markus K. soll laut "Bild" einer der brutalsten Wachmänner gewesen sein. Der fünffache Vater wird sogar vom Landeskriminalamt Schlewig-Holstein als Intensivstraftäter geführt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm jetzt Freiheitsberaubung in 17 Fällen sowie Körperverletzung in 7 Fällen vor. Er soll seine Opfer mit einem Schlagstock geprügelt und auch Pfefferspray eingesetzt haben.

Laut "Bild" sind viele der Angeklagten vorbestraft. Die Jobs in der Sicherheitsbranche seien eine der wenigen Möglichkeiten für sie Arbeit zu finden. (red)