Formel 1

Formel-1-Star enthüllt: "Ich hatte Essstörungen"

Formel-1-Pilot Valtteri Bottas gibt ganz tiefe Einblicke. Der Finne enthüllte nun, unter einer Essstörung gelitten zu haben. 

Heute Redaktion
Alfa-Romeo-Pilot Valtteri Bottas enthüllte, dass er unter Essstörungen litt.
Alfa-Romeo-Pilot Valtteri Bottas enthüllte, dass er unter Essstörungen litt.
Imago Images

Seit 2022 ist Bottas für das Nachzüglerteam Alfa Romeo, das ab 2024 wieder Sauber heißen wird, aktiv. 2013 kam Bottas bei Williams in die Motorsport-"Königsklasse", 2017 folgte schließlich der Wechsel zum Spitzenteam Mercedes, Bottas fuhr an der Seite von Lewis Hamilton und holte immerhin zehn Rennsiege. Für einen WM-Titel hat es aber nie gereicht. 

Nun berichtete der mittlerweile 33-Jährige in der finnischen Sendung "Maria Veitola Late Night" über die Schattenseiten seiner erfolgreichen Karriere. Bottas litt eigenen Angaben zufolge unter Essstörungen. "Es hat keine offizielle Diagnose gegeben, aber es war definitiv eine Essstörung", so der Formel-1-Star. 

Lange Läufe, nur Brokkoli gegessen

Er habe vor allem zu Beginn seiner Karriere unter der Essstörung gelitten. "Ich habe mich körperlich und geistig krank trainiert. Es ist außer Kontrolle geraten, zur Sucht geworden", schilderte der Finne. Er habe demnach zu viel trainiert, gleichzeitig nicht ausreichend Ernährung zu sich genommen. 

"Das war nicht gerade gesund. Ich wollte der Beste sein und dachte, dass ich das tun muss. Wenn das Team sagt, ich muss 68 Kilogramm wiegen, aber ich wiege von Natur aus 73 Kilo, dann tut man alles, was man tun kann", berichtete Bottas. Er machte etwa lange Joggingeinheiten und nahm zwischendurch bloß gekochten Brokkoli zu sich, habe dies sogar vor seinem Fitnesstrainer verheimlicht. 

Die Formel 1 hat mittlerweile dazugelernt. Aktuell gilt in der Rennserie ein Mindestgewicht für Piloten von 80 Kilogramm. Damit sollen vor allem auch größere und damit schwerere Fahrer die Chance auf Renneinsätze erhalten. Wenn Fahrer unter der Begrenzung liegen, müssen Zusatzgewichte montiert werden. 

Bottas in ein Loch gefallen

Zusätzlich zur Essstörung verunfallte auch noch sein ehemaliger Teamkollege in Nachwuchsserien, der Franzose Jules Bianchi, im Regenrennen von Japan 2014, starb schließlich im Juli 2015. Bottas sei in ein Loch gefallen. Er habe sich schließlich einen Psychologen genommen. "Seine erste Einschätzung war, dass ich fast wie ein Roboter war, der nur ans Ziel kommen wollte und keine Emotionen hatte. Es ist wahr, dass ich damals kein anderes Leben als die Formel 1 hatte", schilderte Bottas. 

Auch die sportliche Situation sei schwierig gewesen, Bottas erhielt bei Mercedes jeweils nur Einjahresverträge. Er habe um seine Karriere gefürchtet, es sei schwierig gewesen, um Hilfe von außen zu bitten. "Man denkt, dass man so ein harter Kerl ist, dass man keine Hilfe braucht, dass ich die Dinge durch einen Blick in den Spiegel regeln kann. Aber ein Profi kann die richtigen Fragen stellen und Schlösser öffnen", schilderte der Finne. Hinzu kam, dass sich der heute 33-Jährige während seiner Mercedes-Zeit nicht als klare Nummer zwei hinter Siebenfach-Weltmeister Lewis Hamilton sah. "Erst im letzten Jahr konnte ich akzeptieren, dass er der bessere Fahrer ist. Ich habe mich immer gefragt, wie ich ihn schlagen und Weltmeister werden kann. Es waren anstrengende fünf Jahre", so Bottas. 

Mittlerweile ist Bottas beim Schweizer Rennstall mehr als glücklich. Er hat einen Mehrjahresvertrag unterschrieben, seine Erfahrung als routinierter Teamleader wird geschätzt. Und der große Druck, um Siege und Titel zu kämpfen, ist nicht mehr da.

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    IMAGO/Nordphoto