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Forscher enthüllen, welche Maßnahmen wirklich wirken

Von Maskenpflicht bis Lockdown: Wiener Forscher hatten die Wirksamkeit der Maßnahmen untersucht – und kamen jetzt zu einem überraschenden Ergebnis.

Roman Palman
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Polizisten mit Mund- und Nasenschutz auf Streife in der Salzburger Innenstadt
Polizisten mit Mund- und Nasenschutz auf Streife in der Salzburger Innenstadt
picturedesk.com/APA/Barbara Gindl

Österreich steht vor einem zweiten Lockdown, am Samstag wird die Bundesregierung verschärfte Corona-Maßnahmen ankündigen. Doch welche dieser vielen Regeln helfen eigentlich wirklich dabei, Sars-CoV-2 einzudämmen? Das hat der Wiener Komplexitätsforscher Peter Klimek in einer aktuellen Untersuchung erhoben. Die beste Strategie ist demnach ein "cleverer Maßnahmenmix" zu einem möglichst frühen Zeitpunkt. 

Insgesamt haben Klimek und sein internationales Team rund um den Complexity Science Hub Vienna (CSH) 4.500 Maßnahmen, die zwischen Jänner und Mai 2020 von den Staaten dieser Welt verhängt wurden, genau unter die Lupe genommen. Gegenüber der "Kleinen Zeitung" erklärt der Wissenschaftler, welche Corona-Regeln in Österreich nun notwendig wären:

1
Home Office

➤ "Wir wissen: Alles, was einen Beitrag dazu leistet, soziale Kontakte zu reduzieren, wirkt", so Klimek. Die größte Gefahr gehe dabei von schlecht gelüfteten Räumen aus, in welchen Menschen aus unterschiedlichen Haushalten zusammenkommen. Und wie sollte man dem entgegensteuern? "Homeoffice, dort wo es möglich ist, wieder hochfahren, in der Gastronomie sollte wieder verstärkt auf Lieferservice bzw. Abhol-Service gesetzt werden", erklärt Klimek weiter.

2
Sperrstunde und Alkoholverbot

➤ Eine vorgezogene Sperrstunde und Alkoholverbot spielen dabei im Kampf gegen das Virus kaum eine Rolle, so die Statistiker. Laut Studienleiter Klimek mache es keinen Unterschied, wann eine Sperrstunde beginne. Vielmehr bestehe die Gefahr durch die Verlagerung der Feiern in den privaten Raum. "Wichtig ist, ob die Leute bereit sind, diese Maßnahmen mitzutragen, und dann vielleicht nicht die Feier einfach in die Wohnung verschieben, wenn die Sperrstunde zu früh ist."

Stefan Thurner (li.) und Peter Klimek (re.) vom Complexity Science Hub Vienna
Stefan Thurner (li.) und Peter Klimek (re.) vom Complexity Science Hub Vienna
picturedesk.com/Michael Rausch-Schott
3
Hotels und Gastro

➤ Auch Hotels und Gaststätten weisen die Forscher eigentlich als relativ sichere Umgebungen aus. Nur 2,5 Prozent der Cluster seien auf die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe zurückzuführen. Das bestätigt auch die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES). Laut ihr sind Hotels und Gaststätten ebenfalls keine Infektionsherde.

4
Schulen

➤ Bei den Schulen sollte laut dem Experte nicht mit dem Bulldozer drübergefahren und gleich alles oder nichts gesperrt werden. "Kindergärten und Volksschulen sollten jedenfalls offenbleiben, aber in der Altersgruppe der 14- bis 18-Jährigen finden viele Übertragungen statt", so der Forscher. In den Oberstufen sollte demnach wieder auf Home Schooling umgestellt werden. 

5
Geschäfte

➤ Ähnlich differenziert müsste laut Klimek auch bei Geschäftsschließungen vorgegangen werden. Die Kernfragen seien hier: Welche Betriebe haben gute Sicherheitskonzepte und wo ist das Risiko besonders hoch? Gleichzeitig bringe eine Schließung von Parks oder der Bundesgärten wie im Frühjahr kaum eine erkennbare Besserung. Dazu sei das Ansteckungsrisiko im Freien zu gering. 

6
Maskenpflicht

➤ Es gibt aber eine Maßnahme, bei der sich die Wissenschaftler ihrer positiven Wirkung ziemlich sicher sind: das Maskentragen. Wie sie gegenüber "BR24" verrieten, sind jene Ländern, deren Bürger früh auf Mund-Nasen-Schutz zurückgriffen, am besten durch die erste Corona-Welle gekommen. 

➤ Laut einer derzeit noch nicht vollständig ausgewerteten Virenwächter-Studie am Haunerschen Kinderspital in München zeichnet sich allerdings auch ab, dass eine Maskenpflicht im Unterricht bei Kindern wenig sinnvoll ist. "Wir haben schon vor den Sommerferien eine Reihe von Kindern getestet, das waren fast 800 Tests, die wir durchgeführt haben. Da haben wir kein Infektionsgeschehen nachweisen können", resümmiert Infektiologe Ulrich von Both gegenüber "BR24".

7
Lockdown

➤ Ein Lockdown, wie ihn nun Deutschland ab 2. November fährt und der vielleicht auch Österreich droht, "ist immer eine Kombination aus Maßnahmen", konstatiert der Komplexitätsforscher gegenüber der Kleinen. In der aktuellen Situation sei es aber noch nicht angebracht, mit den Maßnahmen bis ans Limit zu gehen und alles zuzusperren. Doch auch Klimek muss zugeben: "Wir werden nicht ohne Verschärfungen durchkommen." 

8
Kommunikation

➤ Wie man auch bei der Maskenpflicht gesehen habe, seien frühe und freiwillige Interventionen wirksamer als solche, die spät und verpflichtend eingeführt wurden. Daher erachten es die Wissenschaftler als wesentlich für die Politik, eine aktive Risikokommunikation mit der Bevölkerung aufzbauen. Aufklärung und Information der Allgemeinheit sei der Schlüssel zur Eindämmung dieser Pandemie.

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com