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Forscher finden neuartiges Virus in Tiefen des Ozeans

Das neu identifizierte Virus infiziert Bakterien, die in den tiefsten, dunkelsten Regionen des Ozeans leben – in fast 9 Kilometern Tiefe.

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Ein internationales Forscherteam fand die Phagen im Sediment des Marianengrabens, das aus einer Tiefe von 8.900 Metern aufgetaucht war.
Ein internationales Forscherteam fand die Phagen im Sediment des Marianengrabens, das aus einer Tiefe von 8.900 Metern aufgetaucht war.
Getty Images/iStockphoto

Im Marianengraben, dem tiefsten Ort der Erde, gibt es erstaunlich viel Leben. Unabhängig davon, ob man Viren als "Leben" betrachtet oder nicht, ist über die Viren, die dort zu Hause sind, nur wenig bekannt. In einer neuen Studie haben Forscher einen bisher unbekannten Bakteriophagen identifiziert, der im Marianengraben lebt, und damit unser Wissen über die Vielfalt der Viren in den Tiefen unserer Gewässer erweitert.

Bei dem neu entdeckten Virus handelt es sich um einen Bakteriophagen (oft abgekürzt als "Phage"), eine Art Virus, der Bakterien infiziert und sich in ihnen vermehrt. Das bedeutet, dass der Mensch nicht als Wirt dienen kann. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie die am häufigsten vorkommenden Organismen auf unserem Planeten sind, und dass überall dort, wo wir Bakterien finden, mit großer Wahrscheinlichkeit auch Phagen zu finden sind.

Ein internationales Forscherteam fand die Phagen im Sediment des Marianengrabens, das aus einer Tiefe von 8.900 Metern aufgetaucht war. "Nach unserem besten Wissen ist dies der tiefste bekannte isolierte Phage im globalen Ozean", sagte Min Wang, ein Mitglied der Forschungsgruppe, in einer Erklärung.

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    Der Journalist und UFO-Enthusiast Jaime Maussan bei der Vorstellung angeblicher Alien-Röntgenbilder im mexikanischen Unterhaus.
    Der Journalist und UFO-Enthusiast Jaime Maussan bei der Vorstellung angeblicher Alien-Röntgenbilder im mexikanischen Unterhaus.
    REUTERS

    vB_HmeY_H4907

    In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben internationale Wissenschaftler dem neuen Bakteriophagen den Namen vB_HmeY_H4907 gegeben. Er gehört vermutlich zu einer brandneuen Familie von Siphoviren, die doppelsträngige DNA besitzen. Er infiziert Halomonas-Bakterien, die häufig in der Tiefsee und an Hydrothermalquellen vorkommen und in diesen Umgebungen eine wichtige Rolle spielen sollen. Da sich Phagen und ihre Wirtsbakterien häufig gemeinsam weiterentwickeln, führten die Forscher eine genomische Analyse der DNA des neuen Phagen durch. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Phage im Ozean weit verbreitet ist, aber auch evolutionär weit von den verwendeten Referenzviren entfernt ist.

    Bezeichnenderweise wurde auch festgestellt, dass es lysogen ist – es baut sein eigenes Genom in das Genom des Wirts ein, was bedeutet, dass bei der Replikation und Teilung der Bakterienzelle auch das genetische Material des Virus kopiert wird und in die neuen Zellen gelangt. Dieser DNA-Austausch könnte Hinweise darauf liefern, wie beide Organismen in solch rauen Unterwasserumgebungen überleben konnten, was auf eine Koevolution hindeutet. 

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